Die Inflation erreichte im Mai im Euroraum einen neuen Höchststand und schürte somit die Ängste der Anleger. Die Finanzmärkte zeigten sich zwar widerstandsfähig, verzeichneten jedoch letztlich eine negative Wochenbilanz. Positiv wirkten sich insbesondere die Lockerungen der coronabedingten Beschränkungen und die neuen Stützungsmaßnahmen in China sowie die Erholung der US-Technologiewerte aus.
Wochenperformance*
STOXX EUROPE 600
440.09  -0.87%
Chart STOXX EUROPE 600
S&P 500
4108.54  -1.20%
Chart S&P 500
NIKKEI 225
27761.57  +3.66%
Chart NIKKEI 225
GOLD
1851.04$  +0.08%
Chart GOLD
LONDON BRENT OIL
121.24  +1.29%
Chart LONDON BRENT OIL
EURO / US DOLLAR
1.07$  -0.09%
Chart EURO / US DOLLAR
Tops / Flops der Woche

KE Holdings (+28 %): Der an der Wall Street notierte chinesische Immobilienmakler erzielte im 1. Quartal ungeachtet der Lockdowns im Reich der Mitte überraschend einen Gewinn.

Lanxess (+18 %): Der deutsche Chemiekonzern erwirbt einen Anteil von 40 % am Kunststoffgeschäft Engineering Materials des niederländischen Konzerns DSM, der sich mit der Schweizer Firmenich-Gruppe zusammenschließt. Lanxess führt die mehrstufige Transaktion zusammen mit dem Private-Equity-Investor Advent durch, der 60 % des neuen Joint Ventures halten wird.

Salesforce (+14 %): Die Quartalszahlen des Unternehmens stießen am Markt auf ein positives Echo. Die Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2022/2023 wurde leicht gesenkt, die Margenprognosen dagegen angehoben.

Royal DSM (+12 %): Das niederländische Unternehmen und die Schweizer Firmenich-Gruppe schließen sich zum Branchenriesen im Bereich Aromen und Duftstoffe zusammen. Nach Ansicht von Research-Anbieter Jefferies ist diese Transaktion aus strategischer Sicht der letzte Schritt auf dem Weg zu einem reinen Ernährungsunternehmen.

Meituan (+10 %): Der chinesische Lieferdienst profitierte zum Wochenauftakt von der wieder zunehmenden Nachfrage nach Technologiewerten. Den am Donnerstag veröffentlichten Ergebnissen zufolge verzeichnete das Unternehmen zu Jahresbeginn einen Umsatzanstieg, der auf die erneuten Lockdowns in China zurückzuführen war.

Affirm (-12 %): Der Spezialist für flexible Zahlungsoptionen ist unter Druck. Die Inflation, steigende Zinsen und Zahlungsverzögerungen überschatten die hart umkämpfte Branche.

John Wood (-10 %): Das britische Unternehmen verkauft seine Beratungssparte für bebaute Umwelt für 1,9 Mrd. USD. Die Aktie reagierte mit einem Kursrückgang, denn der Markt hatte einen etwas höheren Preis erhofft.

Stora Enso (-7 %): Der Aktienkurs des Papierherstellers sank, nachdem Nordea seine Empfehlung von Kaufen auf Halten herabgestuft hatte.

S&P Global (-5 %): Der Anbieter von Finanzinformationen verfehlt seine Prognosen für 2022. Dass die vor einem Monat ausgegebenen Prognosen nicht erreicht werden können, begründete das Unternehmen mit der Volatilität und Unsicherheit des Umfelds für Anleiheemissionen.
Chart Rohstoffe
Rohstoffe
Rohöl: Der Ölpreis begab sich diese Woche erneut auf Achterbahnfahrt. Die EU-Mitgliedstaaten einigten sich nach zähen Verhandlungen auf ein Ölembargo gegen Russland, zumindest ein partielles, da es nur für Einfuhren per Schiff gilt. Lieferungen über die Ölpipelines bleiben dagegen erlaubt. Mit diesem Kompromiss wird Zeit gewonnen, um die Probleme im Zusammenhang mit der Abhängigkeit mitteleuropäischer Länder von russischem Öl zu lösen. Gleichzeitig einigten sich die in der OPEC+ zusammengeschlossenen Öl-Exportländer bei ihrer Sitzung diese Woche auf eine Ausweitung der Fördermengen, die etwas stärker als erwartet ausfiel. Im Juli und August sollen demnach täglich 648.000 Barrel Öl zusätzlich fließen (statt 432.000 Barrel mehr in den Vormonaten). Die meisten Mitglieder der Allianz erreichen allerdings nur mit Mühe ihre Förderquoten. Eine deutliche Steigerung der Ölproduktion der OPEC+ ist daher in den kommenden Monaten kaum zu erwarten, insbesondere wenn die Förderung in Russland sinkt. Rohöl der Sorte Brent notiert aktuell im Bereich von 118 USD je Barrel, die US-Referenzsorte WTI bei ca. 117 USD.

Metalle:
China sorgt weiterhin für kräftige Ausschläge bei den Metallpreisen. Peking hat mit der Enthüllung eines neuen Plans zur Förderung erneuerbarer Energien die Preise für besonders wichtige Metalle in diesem Bereich, unter anderem Nickel und Zinn, nach oben getrieben. Diese werden in London aktuell mit 27.710 USD bzw. 35.250 USD gehandelt. Kupfer verteuerte sich ebenfalls auf 9.455 USD je Tonne. Die Edelmetalle Gold und Silber kamen dagegen kaum von der Stelle und kosten derzeit 1.862 bzw. 22,2 USD.

Agrarprodukte:
In Chicago sank der Weizenpreis deutlich auf 1.050 Cent je Scheffel. Nachdem ein Teil des Angebots aus der Ukraine über das Schwarze Meer wieder auf den Weltmarkt gelangt ist, hat sich die Situation kurzfristig verändert. Das könnte weltweite Versorgungsengpässe abfedern. Die Wiederaufnahme der Weizenausfuhren steht allerdings noch auf wackligen Füßen und muss durch eine Vereinbarung mit Russland abgesichert werden, in der sich Moskau verpflichtet, sicheren Zugang zu den ukrainischen Häfen zu gewähren.
Chart Rohstoffe
Makroökonomie
Marktstimmung: Stehen die Zeichen nun weiter auf Pessimismus? Keineswegs! An den Finanzmärkten war die Stimmungsaufhellung wie schon so oft daran ablesbar, dass jedes noch so kleine Signal, das der Leitzinsanhebung der US-Notenbank Fed entgegenstehen könnte, positiv bewertet wird. Schwächelnde makroökonomische Indikatoren führen damit quasi zwangsläufig zu der Argumentation, dass die Fed gezwungen sein dürfte, ihre Zinsschritte zu begrenzen, falls sich die Lage verschlechtern sollte. Jeder Hoffnungsschimmer ist willkommen. Gleichzeitig schafft die Hoffnung auf eine nach der Lockerung der Lockdown-Maßnahmen in China wiederauflebende Konjunktur ein etwas günstigeres Klima. 

Anleihen:
Zu Wochenbeginn schienen die Renditen von US-Staatsanleihen zunächst zurückzugehen, da die Anleger damit rechneten, dass die US-Währungshüter ihre offensive Rhetorik angesichts der schwächeren Konjunkturdaten mäßigen würden. Doch kurz darauf setzte eine Erholung ein und 10-jährige US-Treasuries rentierten bei Redaktionsschluss mit etwa 2,98 % (Vorwoche: 2,73 %). Derweil erklärten die Notenbankerinnen Loretta Mester und Lael Brainard, dass im September möglicherweise ein weiterer Zinsschritt folgen müsste. In Europa war die Woche ebenfalls von einem starken Renditeanstieg geprägt. 10-jährige deutsche Bundesanleihen schlossen mit 1,27 %, ihre französischen und italienischen Pendants lagen bei 1,80 % bzw. 3,4 %. Nächste Woche wird sich die EZB zu ihrer Geldpolitik äußern. Die Märkte gehen davon aus, dass die Währungshüter auf ihrer nächsten Sitzung im Juli den Boden für eine Leitzinsanhebung bereiten.

Devisen:
Abgesehen von der Erholung des US-Dollars gegenüber dem Yen hielten sich die Kursbewegungen der Leitwährungen im Wochenverlauf in engen Grenzen. Der Euro zeigte leichte Ausschläge nach oben und unten und notierte letztlich bei 1,0727 USD, kam dem Kurs vom vorangegangenen Freitag also recht nahe. Der Dollar-Index schloss gegenüber der Vorwoche fast unverändert bei rund 101,89 Punkten. Seit Jahresbeginn hat der Greenback 13 % gegenüber dem Yen, 8 % gegenüber dem Pfund Sterling und 6 % gegenüber dem Euro hinzugewonnen. Bemerkenswert ist, dass die Währungseffekte für Unternehmen - selbst für multinationale Konzerne - alles andere als unbedeutend sind: So korrigierte Microsoft diese Woche seine Ziele aufgrund des starken US-Dollars nach unten.

Kryptowährungen:
Der Bitcoin könnte eine Serie von neun aufeinanderfolgenden Wochen des Rückgangs beenden, sofern er am Sonntagabend über 29.500 USD schließt. Bei Redaktionsschluss lag der Kurs bei etwa 30.000 USD. Nachdem die Digitalwährung während der letzten zwei Monate über 30 % ihrer Kapitalisierung verloren hat, ist in dem derzeit äußerst ungünstigen makroökonomischen Umfeld noch immer keine Trendwende erkennbar. Somit könnte das Nervenkostüm der Kryptoinvestoren auch noch im Juni strapaziert werden. 

Termine:
Am Donnerstag, dem 9. Juni, hält die EZB ihre nächste Sitzung ab, um über die Ausrichtung ihrer Geldpolitik zu entscheiden. Tags darauf veröffentlicht die US-Statistikbehörde die Inflationszahlen für den Monat Mai. Dann wird klar, ob die bisherige Höchstmarke gerissen wurde und wie schnell gegebenenfalls der Rückgang einsetzt. Es sei denn...

 

Kurs und Volumen
Gegenbewegung im Bärenmarkt
Die Märkte haben sich in der vergangenen Woche recht widerstandsfähig gezeigt. Bärenmarktrallys sind in der Regel stark ausgeprägt. Die Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank Fed ist gut eingepreist und die Befürchtungen einer möglicherweise bevorstehenden Rezession scheinen nachgelassen zu haben. Die Inflation könnte in den USA im März und April zwar einen Höhepunkt erklommen haben, doch ist der Weg noch weit, bevor die Fed ihr Inflationsziel von 2 % erreicht. Sie könnte also noch weitere Zinsschritte folgen lassen, ohne sich darüber allzu große Gedanken machen zu müssen. Mittelfristig ist daher Vorsicht geboten. Wir wünschen allen Anlegern einen schönen Sonntag und eine gute Woche!
*Die Wochenperformance der Indizes und Aktien bezieht sich auf den Zeitraum von der Eröffnung der Märkte am Montag bis zur Erstellung dieses Newsletters am Freitag.
Die Wochenperformance von Rohstoffen, Edelmetallen und Währungen bezieht sich auf den 7-Tage-Zeitraum von Freitag bis Freitag (bis zur Erstellung des Newsletters). Diese Vermögenswerte notieren auch an Wochenenden.