Warschau (Reuters) - In Polen drohen Bauern nach gewalttätigen Zusammenstößen mit der Polizei damit, das ganze Land lahmzulegen.

"Nach dem, was heute passiert ist, wird es eine Blockade des gesamten Landes geben", sagte der Chef der Bauerngewerkschaft Tomasz Obszanski. "Polen wird zum Stillstand kommen, denn ein polnischer Landwirt wird es nicht zulassen, dass man ihn so behandelt, dass er mit dem Schlagstock geschlagen wird." Am Mittwoch hatten sich Zehntausende Bauern und ihre Anhänger vor dem Büro des Ministerpräsidenten Donald Tusk in Warschau versammelt und forderten den Stopp von Billigimporten und die Streichung Umweltschutz-Vorschriften.

Die Demonstranten entzündeten Reifen und Feuerwerkskörper. Anschließend marschierten sie in Richtung Parlament. Dort versuchte die Polizei sie mit Schlagstöcken, Pfefferspray, Tränengas und Blendgranaten zu stoppen. Einige Demonstranten warfen Steine und Feuerwerkskörper auf die Einsatzkräfte. "Aufgrund der physischen Aggression einiger Demonstranten gegen Polizeibeamte (...) war es notwendig, Zwangsmaßnahmen anzuwenden", schrieb die Warschauer Polizei auf X. Innenminister Marcin Kierwinski erklärte auf X, 23 Provokateure seien festgenommen worden. Örtliche Medien zeigten, wie mehrere Demonstranten auf das Parlamentsgelände vordrangen, bevor sie von der Polizei überwältigt wurden.

Obszanski warf der Polizei in einem Gespräch mit Reuters vor, sie habe die Demonstranten nach dem Ende der Kundgebung am Verlassen des Geländes gehindert. "Alles war friedlich, und plötzlich kam die Polizei aus dem Nichts, es gab laute Knallgeräusche, die Polizei setzte (Tränen-)Gas ein und provozierte einfach die Leute, die den Protest verließen."

Obszanski schätzte die Zahl der Demonstranten auf mehrere Zehntausend, während die Stadtverwaltung die Zahl der Demonstranten auf etwa 30.000 bezifferte. Tusk hat die Bauernführer zu Gesprächen am Samstag eingeladen.

(Bericht von Karol Badohal, Pawel Florkiewicz, Kacper Pempel und Aleksandra Szmigiel, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)