Die DZ Bank traut dem DAX auch nach den jüngsten Rekordhochs noch einiges zu und sieht den Index Ende dieses Jahres bei 19.500 Punkten. Mitte des kommenden Jahres dürfte dann die Marke von 20.000 Punkten geknackt werden. Im Januar hatten die DZ-Analysten für den deutschen Leitindex ein Jahresendziel von 18.200 Punkten ausgegeben, nachdem sie bis dahin von 17.500 Punkten ausgegangen waren. Anfang April erklomm der DAX mit 18.567 Punkten seinen bisher höchsten Stand.

Die überregionale Erholungsrally seit November 2023 sei überfällig gewesen und noch nicht abgeschlossen, begründen die Analysten ihre Zuversicht. Die Richtung stimme, und die Vorzeichen stünden gut: Konjunkturbelebung, US-Wahlen, KI-Superzyklus und hohe Ausschüttungen trieben die Aktienmärkte weiter an.

Deshalb erhöhen die Analysten neben dem DAX-Ziel auch andere, ebenfalls im Januar schon angehobenen Indexziele. Den S&P-500 sehen sie Ende 2024 nun bei 5.600 statt 5.200 Punkten und Mitte 2025 bei 5.700 Punkten. Das diesjährige Ziel des Euro-Stoxx-50 wird auf 5.400 (4.900) Punkte erhöht. Zur Jahresmitte 2025 wird der Index bei 5.550 Punkten gesehen. Die neuen Kursziele implizieren je eine Kurssteigerung von 16 bis 19 Prozent im Kalenderjahr 2024.

Die im November eingeleitete Erholungsrally an den Börsen sei aufgrund der stabilen Unternehmensgewinne überfällig gewesen und daher noch nicht abgeschlossen. Zinswende und Krisenherde hätten besonders zyklische Werte belastet, die weiterhin Nachholbedarf hätten. Dies gilt nach Meinung der DZ-Analysten nicht nur für Europa, sondern auch für die USA.

Das globale Konjunkturumfeld sei auf dem Weg der Besserung. Das erste Quartal 2024 sollte besonders für das Sorgenkind Europa und Deutschland die Talsohle bilden. Die konservativen Erwartungen für die beginnende Berichtssaison spiegelten dies wider und könnten daher leicht übertroffen werden.

In den unerwartet starken US-Inflationszahlen sehen die Analysten ein Indiz für eine robuste US-Wirtschaft und Preissetzungsmacht der Unternehmen. Dies dürfte weiterhin Margen und Gewinne unterstützen.


 DAX-KGV auch nach Rally noch im langfristigen Durchschnitt 

Für den zyklischen DAX gebe es für die Jahre 2022 bis 2026 über 50 Prozent Gewinnwachstum zu verarbeiten. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2024 des DAX liege trotz Rally-bedingter Ausweitung immer noch im langfristigen Durchschnitt.

Auch die anstehende US-Präsidentschaftswahl könnte den Märkten nach Meinung der Analysten positive Impulse liefern. Denn mit Biden und Trump gingen sehr wahrscheinlich zwei Kandidaten ins Rennen, die für eine expansive US-Wirtschaftspolitik stünden, vor allem Trump. Diese Erwartung dürfte mittlerweile wohlwollend in die Aktienmärkte eingepreist werden, unabhängig davon wer am Ende gewinne.

Von einer expansiven US-Wirtschaftspolitik mit Stärkung des US-Binnenmarktes sollte vor allem die "Old Economy", sprich die konjunktursensiblen Segmente außerhalb des Technologiesektors profitieren, erwartet die DZ. Der jüngste Börsenboom sei hauptsächlich von den Technologiewerten getragen worden, der "Rest" habe noch Nachholbedarf, weil die globalen Konjunkturrisiken immer noch belasteten. Dies gelte auch für die (europäischen) Handelspartner. Die DAX-Unternehmen generierten rund 30 Prozent ihrer Umsätze in den USA, eine starke US-Wirtschaft sei daher auch für sie von Vorteil.

Unabhängig vom Ausgang der US-Wahl rechnen die Analysten daher mit einer weiteren moderaten Ausweitung der Index-KGVs im mittleren einstelligen Prozentbereich.

Daneben habe die Künstliche Intelligenz (KI) einen neuen Superzyklus ausgelöst, nicht nur im Technologiebereich. Das Ertragspotenzial habe gerade erst begonnen sich auszuzahlen. Immer mehr Unternehmen kündigten hohe Investitionen in diesem Bereich an. Dies komme nicht nur den großen US-Technologieunternehmen zugute, sondern wirke auch in Europa.

Seit Jahresbeginn habe die SAP-Aktie rund ein Drittel zur gesamten DAX-Performance beigetragen, im Euro-Stoxx-50 gehe ein Drittel der Indexentwicklung auf den Beitrag von SAP und ASML zurück. Der KI-Boom treibe auch Europa und dürfte dies weiter tun.

Nicht zuletzt laufe die Investoren- und Kurspflege durch Kapitalausschüttungen ungehindert weiter. Für die DAX40-Unternehmen würden in diesem Jahr in Summe über 54 Milliarden Euro an Dividendenausschüttungen erwartet. Die in den USA beliebteren Aktienrückkäufe dürften nach einem Rückgang im vergangenen Jahr 2024 auf ein Rekordniveau von über 1 Billion Dollar steigen, erwartet die DZ.

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April 11, 2024 05:42 ET (09:42 GMT)