Somalia schickte am Donnerstag den Botschafter des benachbarten Äthiopien nach Hause, wie aus Kreisen der somalischen Regierung verlautete. Zudem wurden zwei äthiopische Konsulate geschlossen - unter anderem in der abtrünnigen Region Somaliland. Vertreter dieses Gebiets hatten mit Äthiopien Anfang Januar eine Vereinbarung getroffen, nach der Somaliland Äthiopien eine 20 Kilometer lange Küstenlinie verpachtet und dem Binnenland damit Zugang zum Roten Meer gewährt. Äthiopien will dort einen Marine-Stützpunkt aufbauen und hat Somaliland im Gegenzug die Anerkennung in Aussicht gestellt. Der Hafen-Deal löste eine harsche Reaktion Somalias aus.

So erklärte der somalische Präsident Hassan Scheich Mohamud im Februar, sein Land behalte sich Selbstverteidigung vor, sollte Äthiopien die von ihm als illegal erachtete Vereinbarung umsetzen. Somalia beansprucht Somaliland und damit auch den Äthiopien versprochenen Küstenabschnitt für sich. Somaliland ist faktisch autonom und hofft seit der Lossagung von Somalia 1991 auf internationale Anerkennung als eigenständiger Staat. Experten fürchten, dass die Abmachung zwischen Äthiopien und Somaliland die Region am Horn von Afrika weiter destabilisieren könnte. Das äthiopische Außenministerium erklärte, es habe keine Informationen zu den jüngsten Vorgängen.

Der Norden Somalias liegt am Golf von Aden, der nordwestliche Teil - und damit Somaliland - unweit der Meerenge Bab al-Mandab am Eingang zum Roten Meer. Vom gegenüberliegenden Jemen aus haben Huthi-Rebellen seit Mitte Dezember Handelsschiffe angegriffen. Sie handeln nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der wie sie selbst vom Iran unterstützten Hamas im Gazastreifen. Wegen der angespannten Sicherheitslage meiden viele Großreedereien den Suezkanal und schicken Schiffe auf der Strecke zwischen Asien und Europa über den deutlich zeit- und kostenintensiveren Weg rund um die Südspitze Afrikas.

Der Konflikt um den Hafen gilt unter Diplomaten und Experten auch deshalb als heikel, weil 3000 äthiopische Soldaten in Somalia stationiert sind. Sie kämpfen als Teil einer Friedenstruppe der Afrikanischen Union gegen Extremisten der Miliz Al-Schabaab, die mit Al-Kaida verbündet ist.

(Bericht von Giulia Paravicini, geschrieben von Elke Ahlswede, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)