Frankfurt (Reuters) - Gestützt auf solide Bilanzen haben sich Europas Börsen am Mittwoch weiter vorangewagt.

Der Dax stand am Nachmittag 0,8 Prozent höher bei 15.443 Punkten. Der deutsche Leitindex befinde sich momentan in relativ ruhigem Fahrwasser, sagte Marktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus RoboMarkets. "Es gibt keine größeren Ausschläge nach unten, nach oben allerdings dürfte ein nachhaltiger Ausbruch über die 15.500 Punkte ebenfalls schwer werden." Der EuroStoxx50 notierte 0,4 Prozent fester bei 4226 Zählern. An den US-Börsen waren die Investoren mit der Nachlese der jüngsten Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell beschäftigt. Die US-Futures notierten leicht schwächer.

Der oberste Notenbanker erwartet 2023 einen deutlich abgeschwächten Preisauftrieb. Der überraschend starke Arbeitsmarktbericht vom Freitag habe aber gezeigt, warum der Kampf gegen die Inflation "noch eine ganze Weile dauern wird". Die Daten hatten die Sorgen der Marktteilnehmer darüber, wie hoch die Zinsen noch steigen müssen, wieder hochgekocht. "Die Schaukelstimmung wird sich fortsetzen, während die Anleger darauf warten, dass neue Daten durchsickern, von denen sie hoffen, dass sie ein neues Licht auf die Richtung der Fed-Politik werfen werden", sagte Susannah Streeter, Marktanalystin bei Hargreaves Lansdown.

Staatsanleihen flogen aus den Depots, was die Rendite der zehnjährigen Bundespapiere auf 2,370 Prozent von 2,311 Prozent steigen ließ. Die kurzlaufenden Zinsen an den Anleihemärkten zogen noch deutlicher an, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) eine Senkung der Maximal-Zinsen auf Einlagen staatlicher Stellen verkündet hatte. Die zweijährigen Bundesanleihen rentierten mit 2,725 Prozent zeitweise so hoch wie seit Anfang Januar nicht mehr.

Mit einem Plus von 2,5 Prozent stand der Öl- und Gassektor ganz oben in der Gunst der Anleger. Der Energiekonzern E.ON verlieh mit einer über den Erwartungen liegenden Gewinnentwicklung seinem Aktienkurs Rückenwind. Die Papiere stiegen um bis zu 2,8 Prozent auf 10,04 Euro. Auch die Aktien von Neste in Helsinki kletterten um mehr als zehn Prozent. Der finnische Hersteller von erneuerbaren und erdölbasierten Kraftstoffen punktete mit dem Ausblick auf die Quartalsumsatzrendite. Ein Rekordgewinn im vergangenen Jahr beflügelte auch Equinor. Die Aktien des norwegischen Öl- und Gasproduzenten stiegen um 7,5 Prozent.

Siemens Energy enteilte mit einem Kursplus von mehr als vier Prozent den anderen Dax-Werten. Damit glich der Energietechnik-Konzern die Kursverluste vom Vortag nach Bekanntgabe eines Nettoverlusts von mehr als einer halben Milliarde Euro wegen der Verluste der spanischen Windturbinen-Tochter Siemens Gamesa mehr als aus.

MAUES BÖRSEN-DEBÜT FÜR IONOS

Bei Volkswagen blieben die Anleger dagegen vorsichtig. Die Titel des weltweit zweitgrößten Autokonzerns lagen trotz eines gestiegenen operativen Gewinns rund ein Prozent im Minus. Einen frostigen Empfang bereiteten Anleger dem ersten Börsen-Debütanten des Jahres in Deutschland Ionos. Die Aktien des Webhosters und Cloud-Anbieters starteten unter ihrem Ausgabepreis von 18,50 Euro und lagen im Verlauf bei rund 18 Euro. Börsianer hatten gehofft, dass Ionos den Eisbrecher spielen könnte, der die lange Flaute am Markt für Neuemissionen beendet, die im vergangenen Jahr nur der Sportwagenbauer Porsche unterbrochen hatte.

(Bericht von Anika Ross, Stefanie Geiger, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)