Der Dax stieg nach einem verhaltenen Auftakt um 1,3 Prozent auf 10.624,08 Punkte, der EuroStoxx50 legte 1,2 Prozent zu. Dazu trug laut Händlern auch die wieder wachsende Hoffnung auf eine Einigung der Deutschen Bank im US-Hypothekenstreit bei. Die Aktien von Deutschlands größtem Geldhaus stiegen nach anfänglichen Verlusten von 3,8 Prozent um 3,4 Prozent auf 12,50 Euro. An der Wall Street zogen die Kurse nach dem zweiten TV-Duell der Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump an: Bis zum Handelsschluss in Europa stiegen der Dow-Jones- und der S&P500-Index um 0,7 und 0,6 Prozent.

Deutsche-Bank-Chef John Cryan hatte am Wochenende bei einem Spitzentreffen mit Vertretern des US-Justizministeriums Medienberichten zufolge zwar keine Einigung über die drohende Strafe von 14 Milliarden Dollar im Streit über faule Hypothekenpapiere erzielen können. Doch habe es nach anfänglichen Enttäuschungen darüber wieder Eindeckungskäufe gegeben, erklärten Händler die Kursgewinne. "Früher oder später werden sie sich einigen." Cryan will den Streit - eine der größten Altlasten der Bank - möglichst bis zur US-Wahl Anfang November mit einem Vergleich beilegen.

Das Comeback der Deutschen-Bank verhalf auch den meisten anderen europäischen Bankenwerte leicht ins Plus.

MÄRKTE FINDEN EINEN PRÄSIDENTEN TRUMP UNBERECHENBAR

Für Gesprächsstoff sorgte vor allem in den USA das TV-Duell zwischen Trump und Clinton. Viele Börsianer befürchten, dass unter einem Präsidenten Trump mit deutlich mehr Unsicherheit zu rechnen ist als unter seiner Rivalin, die die Politik des amtierenden Präsidenten Barack Obama fortführen dürfte. Umfragen zufolge ging Clinton als Gewinnerin aus dem ungewöhnlich harten Schlagabtausch hervor.

Anleger am Devisenmarkt wetteten auf einen Sieg Clintons: Der mexikanische Peso, der wegen Trumps Plänen zur Begrenzung der Einwanderung als US-Wahlkampfbarometer gilt, stieg zum Dollar um über zwei Prozent.

Die Talfahrt des Pfund Sterling ging derweil weiter: Es verbilligte sich um rund einen halben US-Cent auf 1,2385 Dollar. Anleger fürchten seit Tagen einen sogenannten "harten" EU-Austritt Großbritanniens ohne freien Zugang zum Binnenmarkt.

SCHWINDENDE FUSIONSPHANTASIE MACHT TWITTER ZU SCHAFFEN

Neben der Deutschen Bank zählten nach Kaufempfehlungen von Analysten ProSieben.Sat1 mit einem Plus von 3,4 Prozent zu den größten Dax-Gewinnern. Ein neuer Anlauf für eine Fusion mit dem Konkurrenten Amaya aus Kanada schob die Aktien des Wettanbieters William Hill in London um 2,7 drei Prozent zu. Amaya hoben in Toronto um neun Prozent ab.

An der Wall Street standen Twitter im Fokus: Die Aktien des Kurznachrichtendienstes brachen um über 13 Prozent ein, nachdem in Medien über den Rückzug sämtlicher Übernahme-Interessenten berichtet worden war.

Unterstützt wurde der Dow-Jones-Index vom Anstieg der Aktienkurse der Ölkonzerne Exxon und Chevron um zeitweise je rund zwei Prozent. Spekulationen auf eine Umsetzung des Opec-Beschlusses zur Begrenzung der Fördermengen unter Beteiligung Russlands trieb den Preis für Brent-Öl aus der Nordsee um bis zu 3,5 Prozent auf 53,73 Dollar. Damit kostete ein Fass (159 Liter) so viel wie zuletzt vor einem Jahr.