BERLIN (dpa-AFX) - Nach dem G20-Gipfel hat die Kinderhilfsorganisation World Vision die Staats- und Regierungschefs der großen Wirtschaftsnationen aufgefordert, ihre Zusagen auch einzuhalten. "Die G20 hat sich auf schöne Worte geeinigt", sagte Sprecherin Silvia Holten am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn alles, was versprochen wurde, so auch umgesetzt wird, kann viel erreicht werden." Leider sei zu oft erlebt worden, "dass es großartige Versprechungen gab, die sich später als Versprecher herausstellten".

Die G20-Gruppe hatte sich am Sonntag zum Abschluss des virtuellen Treffens unter dem Vorsitz Saudi-Arabiens darauf geeinigt, gemeinsam für eine gerechte Verteilung von erschwinglichen Corona-Impfstoffen auf der ganzen Welt zu sorgen. In der Abschlusserklärung nahm sich die Gruppe außerdem vor, alles zu unternehmen, um die schwer angeschlagene Weltwirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Auch wurden weitere Schuldenerleichterungen für arme Länder ins Auge gefasst.

Die Entwicklungsorganisation One sah "viel Schatten und etwas Licht". Die Beschlüsse seien vage geblieben, sagte One-Direktor Stephan Exo-Kreischer. Bei den Schuldenerleichterungen sei nur wiederholt worden, was bereits vereinbart worden sei. "Und das ist erschreckend wenig." Ein "kleiner Lichtblick" sei gewesen, dass die G20 den globalen Finanzierungsbedarf für die Covax-Initiative zur gerechten Verteilung von bezahlbaren Impfstoffen decken wollten. Bis Ende 2021 müssten dafür elf Milliarden US-Dollar bereitgestellt werden.

Zu den Menschen, die am stärksten von der Pandemie betroffen seien, gehörten auch Flüchtlinge in überfüllten Lagern und jene, die in städtischen Elendsvierteln lebten, hob World Vision-Sprecherin Holten hervor. Auch treffe es in ärmeren Ländern oft Gesundheitspersonal, das häufig nicht über genügend Schutzmaterial verfüge. Viele Gesundheitssysteme seien schon vor der Pandemie marode gewesen.

Auch die sekundären Folgen der Pandemie müssten berücksichtigt werden, sagte Holten. Viele der ärmsten Menschen wie etwa Tagelöhner hätten ihre Arbeit verloren und könnten nicht mehr für ihre Familien sorgen. "Viele Kinder bekommen daher nicht mehr genügend und vitaminreiche Nahrung, leiden zunehmend an Unter- und Mangelernährung." Viele könnten nicht mehr zur Schule gehen und seien vermehrt Gewalt und Übergriffen ausgesetzt. Die Schule als Schutzraum falle weg./lw/DP/zb