NEW YORK (dpa-AFX) - Der erneute Kurseinbruch in China hat am Donnerstag auch die Wall Street weiter nach unten gezogen. Nach zwischenzeitlich eingedämmten Verlusten ging es an den US-Börsen noch steiler bergab als zuvor in Europa. Der bekannte US-Investor George Soros fühlt sich an die Anfänge der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 erinnert. Damals waren die wichtigsten Börsen weltweit um ein Drittel oder mehr abgestürzt.

Der Dow Jones Industrial setzte mit einem Minus von zuletzt 2,15 Prozent auf 16 542,38 Punkte seine Talfahrt fort. Nach dem ersten China-Crash am Montag hatte der New Yorker Leitindex bereits den schwächsten Jahresstart seit 2008 hingelegt. Seitdem kennt er nur eine Richtung: nach unten.

Bei den anderen Indizes sah es am Donnerstag nicht besser aus: Der marktbreite S&P-500-Index sank um 2,24 Prozent auf 1945,76 Punkte und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 sackte um 2,94 Prozent auf 4313,21 Punkte ab.

Zum zweiten Mal seit Jahresbeginn brachen Chinas Festlands-Börsen so stark ein, dass der Handel gemäß einer neuen Regelung vorzeitig beendet wurde. Nun teilte die dortige Börsenaufsicht mit, sie wolle den Handel künftig bei Kursschwankungen nicht mehr automatisch aussetzen. Damit trug sie der Kritik von Experten Rechnung. Ob die Kehrtwende weitere Verluste an Chinas Aktienmärkten und den anderen Börsen verhindert, bleibt abzuwarten.

Sorgen macht den Anlegern derzeit auch die weitere Abwertung der chinesischen Währung Yuan. Dies könnte auf eine noch größere Schwäche der chinesischen Wirtschaft hindeuten, als aus offiziellen Statistiken hervorgehe, sagte Marktanalyst Angus Nicholson vom Broker IG.

Dagegen warnte die DZ Bank vor einer Dramatisierung der Lage. "Die Weltwirtschaft ist nicht bedroht", betonte Chefvolkswirt Stefan Bielmeier. "Weder taugten die Aktienmärkte in der Vergangenheit als Frühindikatoren für das Wirtschaftswachstum, noch gehen vom Auf und Ab des Marktes nennenswerte Effekte auf die chinesische Konjunktur aus." Zudem sollte der Verfall des Ölpreises - den andere Experten als Indikator für eine negative globale Konjunkturentwicklung betrachten - laut Bielmeier die Weltwirtschaft positiv beeinflussen. Diese profitiere zudem vom privaten Konsum in den Industrieländern.

Da China einer der größten Rohstoffkonsumenten der Welt ist, sackten die Preise für einige Industriemetalle sowie Rohöl ebenfalls ab. Für die Titel des Bergbaukonzerns Freeport McMoran ging es um 11,73 Prozent bergab. Dagegen zogen die Aktien des weltweit größten Goldminenbetreibers Barrick Gold um 10,08 Prozent an - sie profitierten davon, dass die Notierungen für das als "sicherer Hafen" geltende Edelmetall stiegen.

Die Anteilsscheine von Macy's legten um 2,02 Prozent zu. Nach einem schlechten Jahr hatte die Kaufhauskette angekündigt, landesweit 36 Filialen zu schließen und mehr als 2100 Stellen abzubauen. So sollen rund 400 Millionen US-Dollar eingespart werden. Beim Einzelhandelskonzern J.C. Penney sorgten gute Nachrichten zur Geschäftsentwicklung in den vergangenen beiden Monaten für ein Kursplus von 3,21 Prozent.

Platzende Übernahmefantasien in der Halbleiterbranche ließen die Aktien von Atmel um 7,29 Prozent absacken. Rivale Microchip hatte sein Interesse an einer Übernahme laut Kreisen revidiert, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete. Im Raum steht weiterhin das Übernahmeangebot des deutschen Chipherstellers Dialog Semiconductor . Die Microchip-Titel verloren 4,30 Prozent.

Für die Papiere des Internet-Urgesteins Yahoo ging es um 6,08 Prozent nach unten. Unternehmenschefin Marissa Mayer will nach Informationen von Bloomberg weitere Kosten einsparen und Stellen abbauen. Die Aktien von Apple sackten mit minus 3,12 Prozent weiter ab - sie litten weiter unter den Spekulationen um sich abschwächende iPhone-Verkäufe./gl/jha/