NEW YORK (dpa-AFX) - Die Enttäuschung angesichts einer überraschend restriktiven künftigen US-Geldpolitik drückt an den New Yorker Aktienmärkten weiter auf die Stimmung. Eine Reihe heimischer Konjunkturdaten hatte am Donnerstag derweil keinen erkennbaren Einfluss auf die Kurse.

Der Dow Jones Industrial büßte zuletzt 1,95 Prozent auf 33 304,03 Punkte ein, womit sich die Abwärtsdynamik verschärfte. Bereits am Vortag hatte der Leitindex mit Verlusten auf die Aussagen der Notenbank Fed reagiert. Auch die anderen wichtigen Aktienindizes knüpften an ihre schwache Vortagsentwicklung an: Der marktbreite S&P 500 sank um 2,14 Prozent auf 3909,69 Punkte. Für den Auswahlindex Nasdaq 100, der viele besonders zinssensible Werte aus dem Technologiesektor enthält, ging es um 2,73 Prozent auf 11 420,37 Punkte bergab.

Am Dienstag war der Dow nach einem stärker als erwarteten Inflationsrückgang zunächst auf das höchste Niveau seit April gesprungen. Die Hoffnung, dass die Fed die Zügel bald locker lässt, hatte aber noch am selben Tag bis zum Handelsende einer gewissen Ernüchterung Platz gemacht - zu Recht, wie sich am Mittwoch nach dem Fed-Zinsentscheid zeigte. Die US-Währungshüter erhöhten zwar nach vier Sitzungen mit jeweils 0,75 Prozentpunkten den Leitzins diesmal erwartungsgemäß nur um 0,5 Punkte. Das erhoffte Signal auf einen baldigen Höhepunkt der Zinsen blieb jedoch aus.

"Die Fed hat trotz zurückgehender Inflation und Rezessionsrisiken nicht die Absicht, die Zinswende auslaufen zu lassen", fasste Analyst Ricardo Evangelista von ActivTrades die Kernaussage von Fed-Chef Jerome Powell zusammen. "Die Zinsen werden 2023 weiter steigen und noch länger hoch bleiben als gedacht", so der Experte. Auch die Europäische Zentralbank und die britische Notenbank stellten am Donnerstag nach erwartungsgemäßen Zinserhöhungen weitere Anhebungen in Aussicht.

Am US-Aktienmarkt sackten die Papiere von Novavax um 20 Prozent auf 13,78 US-Dollar ab. Sie markierten damit den tiefsten Stand seit April 2020, kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie. Der Impfstoffhersteller sorgte mit der Ankündigung einer Kapitalerhöhung für schlechte Laune. Zudem halbierte die britische Regierung ihre bereits mehrfach angepasste Bestellung für den Corona-Impfstoff Nuvaxovid. Novavax muss einen Teil der erhaltenen Vorauszahlungen zurückerstatten. Im Zuge der Pandemie waren die Aktien zeitweise bis auf gut 330 Dollar nach oben geschossen.

Schlusslicht im Nasdaq 100 war am Donnerstag der Videostreamingdienst Netflix mit einem Kursrutsch von fast acht Prozent. Hier belastete ein Bericht des Tech-Portals "Digiday", dem zufolge ein neues Abonnementmodell mit Werbung bisher nicht die den Werbekunden versprochenen Zuschauerzahlen erreicht.

Dagegen konnten sich die Aktien des Elektroautobauers Tesla nach einem neuen Tief seit November 2020 mit plus 0,6 Prozent stabilisieren. Seit Jahresbeginn steht ein Wertverlust von 55 Prozent zu Buche, was einen der hinteren Plätze im Tech-Auswahlindex bedeutet. Unternehmenschef Elon Musk, der wegen der Übernahme des Kursnachrichtendienstes Twitter bereits seinen Status als reichster Mensch der Welt verloren hat, verkaufte zwischen dem 12. und 14. Dezember weitere Aktien. Es war bereits das vierte Mal in diesem Jahr, dass sich Musk von Tesla-Anteilen im Milliardenvolumen trennen musste, um den umstrittenen Twitter-Kauf zu finanzieren./gl/jha/