FRANKFURT (dpa-AFX) - Trotz des anhaltenden Ukraine-Kriegs und dessen weit reichenden Folgen hat der Dax am Dienstag nach einem schwachen Start schnell ins Plus gedreht. Damit zeichnet sich zumindest erst einmal eine Stabilisierung nach der jüngsten Talfahrt ab. Zuletzt verzeichnete der deutsche Leitindex ein Plus von 1,11 Prozent auf 12 976,92 Punkte - damit machte er zumindest den schwachen Wochenauftakt ein gutes Stück weit wett.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen erholte sich um 1,56 Prozent auf 28 784,88 Punkte, und für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 1,49 Prozent auf 3564,67 Zähler hoch.

Eine Lösung des Ukraine-Konflikts sei derzeit zwar nicht in Sicht, schrieb Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Allerdings seien Wetten auf sinkende Kurse bei Aktien und die Absicherungen gegen fallende Kurse auf einem Höchststand seit mehreren Jahren, betonte der Experte. Entsprechend könnten Nachrichten, wie etwa ein Waffenstillstand in der Ukraine, zu einer massiven Eindeckung von Anlegern führen, die zuvor auf fallende Kurse gesetzt hatten.

Die zu Wochenbeginn schwachen Versicherer- und Bankentitel mischten bei der Markterholung ganz vorne mit: Munich Re und Deutsche Bank belegten mit Kursgewinnen von gut fünfeinhalb und knapp vier Prozent vordere Dax-Plätze, und im MDax legten Commerzbank sowie Hannover Rück um fünf beziehungsweise über vier Prozent zu.

Gefragt waren zudem Titel aus dem Energiebereich. Während RWE mit einem Plus von drei Prozent zu den Dax-Favoriten zählten, ging es für Uniper an der MDax-Spitze um knapp sechseinhalb Prozent hoch. Laut Händlern preisen die gebeutelten Uniper-Titel die Abschreibungen für die vom russischen Energiekonzern Gazprom mitfinanzierte Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 von rund einer Milliarde Euro inzwischen ein.

Im Kleinwerte-Index SDax reihten sich die zumeist schon vortags starken Papiere aus dem Bereich Erneuerbare Energien weit vorn ein: SMA Solar, Encavis und die am Montag noch schwachen Verbio gewannen zwischen fünfeinhalb und über neun Prozent. Händler verwiesen auf positive Branchennachrichten, die bei diesen kleineren Branchenvertretern auch für etwas Übernahmefantasie sorgen könnten.

Darüber hinaus verteuerten sich Nordex um knapp sieben Prozent. Die Nachrichtenagentur Bloomberg schreibt unter Berufung auf informierte Kreise, der US-Finanzinvestor KKR erwäge einen Kauf des französischen Erzeugers von Solar- und Biomasse-Energie Albioma.

SDax-Spitzenreiter war indes der Online-Modehändler Global Fashion Group, der mit einem Kursplus von knapp 18 Prozent eine fulminante Erholungsrally hinlegte und zumindest den Vortagsverlust mehr als ausbügelte. Seit dem Rekordhoch Anfang 2021 summieren sich die Verluste aber immer noch auf fast 90 Prozent. Zwar war das Unternehmen im vergangenen Jahr trotz einer Umsatzsteigerung noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht und traut sich wegen des Krieges in der Ukraine keinen konkreten Ausblick für 2022 zu. Baader-Analyst Volker Bosse sah die Zahlen indes insgesamt im Rahmen der Erwartungen und Umsatz sowie Ergebnis sogar knapp darüber./gl/mis

Für Schaeffler ging es nach Quartalszahlen um fast acht Prozent hoch. Der Autozulieferer schnitt laut Analyst Sascha Gommel von Jefferies Research etwas besser ab als gedacht. Dass Schaeffler wegen des Krieges in der Ukraine die Prognose für das laufende Jahr aussetzte, scheint die Anleger nicht sonderlich überrascht zu haben. Seit Mitte Februar hat die Aktie rund 28 Prozent an Wert verloren, im laufenden Börsenjahr sogar ein Drittel./gl