Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands dürfte im Juni gesunken sein. Zwar prognostizieren die von Dow Jones Newswires Ende vergangener Woche befragten Volkswirte einen Anstieg der Produktion gegenüber dem Vormonat von 0,5 Prozent, doch dürfte sich diese Erwartung angesichts eines rückläufigen Industrieumsatzes als zu optimistisch erweisen. Das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlicht die Zahlen am Freitag um 8.00 Uhr.

Laut den von Destatis am Donnerstag veröffentlichten Daten verringerten sich die Industrieumsätze gegenüber dem Vormonat um 1,4 Prozent, und der für Mai zunächst gemeldete Rückgang von 0,5 Prozent wurde auf 0,4 Prozent revidiert. Die Umsätze sind damit seit Jahresbeginn - mit einer Unterbrechung im März - durchgängig gesunken.

Diese Entwicklung spiegelte sich auch in den Daten zur Produktion. In den ersten fünf Monaten des ersten Halbjahres lag sie um 0,6 Prozent unter dem Niveau des vierten Quartals. Wurde der Output zu Jahresbeginn vor allem von einem ungewöhnlich harten Winter gebremst, so waren es später Zulieferprobleme, vor allem bei Computerchips und Baumaterialien.

An dieser Lage hatte sich bis Juni grundsätzlich nichts geändert, wie die Einkaufsmanagerumfragen für diesen Monat zeigten. Dort war zwar von steigenden Produktionszahlen und Auftragseingängen die Rede, doch blieben die Versorgungsengpässe ein zentrales Problem. So schickten die Autohersteller Daimler und Volkswagen im Juni Mitarbeiter in Kurzarbeit. Hinzu kamen stark gestiegene Einkaufs- und Transportpreise.

Nach Aussage von Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen lag die Produktion im Mai um 8 Prozent unter dem von ihm auf Basis der Auftragseingänge berechneten Trend. Nach Behebung der oben beschriebenen Probleme hat die Produktion also erhebliches Aufholpotenzial.

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DJG/hab/smh

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August 05, 2021 06:47 ET (10:47 GMT)