Gränichen (awp) - Die im Bereich Raumklima aktive Zehnder Group hat im Geschäftsjahr 2017 deutlich mehr eingenommen und ihr operatives Ergebnis dank einem starken zweiten Halbjahr verbessert. Nicht zuletzt die starke Luftverschmutzung in China trieb die Geschäfte der Aargauer. Die Börse dankte es mit höheren Kursen.

In Zahlen ausgedrückt steigerte Zehnder den Umsatz um 8% auf 582,4 Mio EUR. Das ist etwas mehr als Analysten erwartet hatten. Organisch lag das Wachstum nach Unternehmensangaben vom Freitag bei 10%. Die Gruppe sei in allen wichtigen Märkten gewachsen, neben China wird auch Deutschland hervorgehoben.

In diesen beiden Märkten habe man auch Marktanteile gewonnen. Die Firma aus Gränichen sieht sich daher in ihrer Strategie bestätigt, Gesamtlösungen für das Raumklima anzubieten.

HÖHERE PROFITABILITÄT

Dank einem starken zweiten Halbjahr, der Umsatz wuchs in der zweiten Jahreshälfte um 11%, habe auch die Profitabilität zugenommen. Zehnder habe die operative Marge vor Einmaleffekten in 2017 gegenüber dem Vorjahr verbessert. Die EBIT-Marge vor Einmaleffekten war im Geschäftsjahr 2016 auf 2,8% eingebrochen, gegenüber 5,1% im Jahr zuvor.

Und im ersten Semester 2017 hatten noch verschiedene Faktoren das Ergebnis belastet und die operative Marge rutschte weiter auf 2,0%. Zur Verbesserung der Profitabilität leitete Zehnder in der Folge diverse Massnahmen ein, wie etwa die Verlagerung von Teilen der Produktion.

TÜRKEI-ERDBEBEN

84% seiner Geschäfte wickelte Zehnder in Europa ab, etwas weniger als im Vorjahr. Der Umsatz wuchs hier um 5% auf 491,1 Mio EUR. Heizkörper setzte Zehnder 3% mehr ab, bei den Lüftungen gab es eine Zunahme um 8%. Wichtigste Wachstumstreiber waren ein neues Lüftungsgerät sowie Kühl- und Heizdecken. Daneben verkaufte sich auch ein Heizkörper-Klassiker der Firma besser.

In der Türkei konnte Zehnder indes im zweiten Halbjahr den sechswöchigen Betriebsunterbruch im Werk Manisa im Mai und Juni wegen eines Erdbebens nicht kompensieren. Das hatte den Angaben zufolge aber keine negativen Auswirkungen. Der Bau der neuen Fabrik verlaufe nach Plan und die Inbetriebnahme sei für das zweite Semester 2018 vorgesehen.

CHINESISCHER SMOG

In China und in Nordamerika erzielte Zehnder 16% des Umsatzes. Das deutliche Umsatzplus von 26% auf 91,3 Mio EUR führt das Unternehmen auf die starke Luftverschmutzung in China zurück. Wegen des steigenden Gesundheitsbewusstseins setzte Zehnder dort mehr als doppelt so viele Lüftungen wie im Vorjahr ab. Insgesamt wuchs der Umsatz in China um 61%, was gemäss Zehnder den Rückgang im Heizkörpergeschäft wettmachte.

In Nordamerika wetzte der gestiegene Absatz von Lüftungen den leichten Rückgang bei den Heizkörpern aus. Gesamthaft wuchs der Umsatz in dieser Region um 4%.

In den USA hat Zehnder zudem seine Marktstellung gestärkt: Per 12. Januar wurden im Rahmen eines Asset Deals Anlagen und Markenname der US-Firma NuClimate Air Quality Systems übernommen. Die 2013 gegründete Firma sei ein Spezialist für Kühllösungen in kommerziellen, institutionellen und industriellen Anwendungen.

WEITERE MASSNAHMEN ERWARTET

Trotz dem Versprechen, die operative Marge liege über dem Vorjahreswert, geht ZKB-Analyst Martin Hüsler von einer weiterhin unbefriedigenden Profitabilität bei Zehnder aus. Denn steigende Stahlpreise, ein anhaltender Preisdruck und Kosten für die laufenden Restrukturierungen würden die Rechnung belasten.

Vontobel-Experte Bernd Pomrehn bemängelt, dass es kein weiteres Update zur geplanten Strategie gegeben habe. Zudem sei die Visibilität mit Blick auf die weitere Margenentwicklung eher verhalten. Hüsler geht davon aus, dass weitere Restrukturierungen Ende Februar zusammen mit den Jahresergebnissen kommuniziert werden.

Pomrehn überprüft sein bisheriges Kursziel 36 CHF, belässt das Rating aber auf "Hold". Auch Hüsler bestätigt seine Einstufung "Marktgewichten". Die Aktie sei trotz des positiven Umsatz- und Margentrends nicht günstig bewertet.

Anders sah dies die Börse, welche die Zehnder-Valoren um 6,3% auf 44,65 CHF nach oben trieb.

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