LONDON (dpa-AFX) - Der britische Verkehrsminister Grant Shapps hat die Entscheidung der Regierung verteidigt, den Reisekonzern Thomas Cook nicht mit einer großen Finanzspritze vor der Pleite zu retten. "Ich fürchte, das hätte sie nur für eine sehr kurze Zeit über Wasser gehalten", sagte Shapps am Montag dem Sender BBC in London. Das Unternehmen habe grundlegende Probleme in Zeiten, in denen immer mehr Menschen ihre Reisen online buchen. Sowohl die Opposition als auch Gewerkschaften hatten die Regierung für die Ablehnung kritisiert.

Das Unternehmen hatte die Regierung nach Angaben von Premierminister Boris Johnson um eine Finanzierungshilfe über 150 Millionen Pfund (knapp 170 Mio Euro) gebeten. "Das ist natürlich eine Menge Steuergeld und stellt, wie die Menschen anerkennen werden, eine moralische Gefahr für den Fall dar, dass Unternehmen künftig mit solchen wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert werden", hatte Johnson bereits vor der Betriebseinstellung gesagt. Andere Quellen, die sich auf Regierungsangaben beriefen, gingen von 250 Millionen Pfund aus.

John McDonnell von der größten Oppositionspartei Labour warf der Regierung vor, dem Reisekonzern aus "ideologischer Voreingenommenheit" nicht geholfen zu haben. Die Tories lehnten staatliche Eingriffe ab. Ähnliche Kritik übte die Transportgewerkschaft TSSA: "Die Regierung hatte viele Möglichkeiten, Thomas Cook zu helfen, hat sich aber für das ideologische Dogma entschieden, anstatt Tausende Jobs zu retten", sagte Gewerkschaftschef Manuel Cortes einer Mitteilung zufolge.

Allein aus Großbritannien sind etwa 150 000 Urlauber im Ausland von der Pleite betroffen./si/DP/jha