Zürich (awp) - Die Marge im Rückversicherungsgeschäft ist laut dem Verwaltungsratspräsident des Rückversicherers Swiss Re, Walter Kielholz, schon seit Jahren "ex ante" massiv unter Druck. Dennoch sei sie "ex post" profitabel, wie er sie lange nicht gesehen habe, sagte Kielholz in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) vom Samstag. "23% Rendite im Property-und-Casualty-Geschäft rufen nach Preisnachlässen."

Sein Eindruck sei, dass es seit 2012 - einer "sehr langen Zeit für Versicherer" - keine richtigen Grossschäden mehr abgesetzt habe. "Es hat etwa wegen des El-Nino-Effekts weniger tropische Wirbelstürme in der Karibik gegeben." Das Preisniveau sei ins Rutschen geraten, teilweise reiche es wohl nicht mehr, um einen normalen Schadenverlauf zu decken. Das sehe auch die Börse so, da sonst die Aktienkurse der Rückversicherer viel höher sein müssten.

ÜBERNAHMEN NUR IN DEN SPARTEN

Positiv bewertete Kielholz die Holdingstruktur der Swiss Re. Zwar sei eine Holdingstruktur wegen des administrativen Aufwands wie der separaten Geschäftsabschlüsse etwas "eher mühseliges", räumte er ein. Wichtig sei aber, dass so ganz klar Geschäfts- und Bilanzverantwortung zugeteilt sei. "Es ist unglaublich, wie das Leute fokussiert." Zudem bringe es auch grosse Flexibilität in Bezug auf den Kapitalmarkt.

Es gebe ein "absolutes Kerngeschäft", das sei die Rückversicherung, und es gebe andere Sparten, in denen die Swiss Re wachsen möchte. Und dieses Wachstum könne auch anorganisch sein, so Kielholz. "Aber in der Rückversicherung sehe ich überhaupt keinen Grund, eine solche Transaktion durchzuführen."

NEUE ZUGÄNGE ZU RISIKEN

Bei der Einheit Swiss Re Life Capital gehe es darum, von den Kunden, also den Erstversicherern, existierende Portfolios zu erwerben, erläuterte Kielholz. Damit werde Kapital freigesetzt, das der Kunden zum Zeichnen neuer Lebensversicherungen wieder einsetzen könne. Bei der Einheit Corporate Solutions gehe es dagegen darum, Zugang zu Risikofeldern zu erhalten. Der klassische Weg sei die Kooperation mit einem Erstversicherer, der das mache. "Aber es gibt Geschäfte, da kommen wir so nicht hin." Darum müsse man Vertriebswege finden, die an diesen klassischen Wegen vorbei zum Ziel führten.

Auch bei Life Capital sieht Kielholz Möglichkeiten, an Risiken heranzukommen. "Wenn eines Tages Lebensversicherungen auf Finanzportalen angeboten werden, dann wird es den Leuten irgendwann egal sein, wer dahintersteht, und wir möchten auch mit dabei sein." Die Swiss Re müsse feststellen, dass sie in einem rasch wachsenden Lebensversicherungsmarkt, vor allem in den "Emerging Markets", manchmal kaum richtig Zugang erhalte.

HOHE SOLVENZ

"Nicht so stark" beschäftigen Swiss Re-Präsidenten die Solvenz-Auflagen. "Wir halten immer viel Eigenkapital, um bereit zu sein, wenn es knallt." Das koste Aktionäre etwas Geld, die gerne mehr Dividende hätten, räumte er ein. "Aber wir sagen, das brauchen wir für unsere Geschäftspolitik."

tp