Basel (awp) - Mit einer Vielzahl unterschiedlicher Meldungen macht der Pharmakonzern Roche am Dienstag von sich reden. So hat der Konzern in der Schweiz vom Heilmittelinstitut Swissmedic die Zulassung für Enspryng (Satralizumab) zur Behandlung einer neuroentzündlichen Erkrankung erhalten. Die US-Gesundheitsbehörde hat zudem dem Kandidaten Mosunetuzumab den Status Therapiedurchbruch erteilt. Und in der Krebsforschung ist Roche eine Kollaboration eingegangen.

Die Schweizer Zulassung bezieht sich auf Enspryng. Das Mittel darf künftig als Monotherapie oder in Kombination mit einer immunsuppressiven Therapie (IST) zur Behandlung von Patienten eingesetzt werden, die an Neuromyelitis-Optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) leiden und AQP4-IgG-seropositiv sind. NMOSD treten laut Mitteilung bei etwa 2 von 100'000 Menschen weltweit auf und sind somit seltene aber potentiell lebensbedrohliche neuroentzündliche Erkrankungen, welche den Sehnerv, das Rückenmark und das Gehirn betreffen.

Für seinen Produktkandidaten Mosunetuzumab hat der Pharmakonzern von der US-Gesundheitsbehörde FDA den Status "Breakthrough Therapy" erhalten. Die Behörde vergibt diesen Status, um die Entwicklung und Überprüfung von Arzneien zur Behandlung schwerer oder lebensbedrohlicher Krankheiten zu beschleunigen, für die aber meist nur vorläufige Erkenntnisse vorliegen.

Onkologie-Pipeline im Fokus

Im Fall des Roche-Kandidaten sind dies Daten aus einer Phase-I/Ib-Studie, in der Mosunetuzumab zur Behandlung von Patienten verwendet wurde, die mit rezidiviertem oder refraktärem (R/R) follikulärem Lymphom diagnostiziert wurden und zuvor mindestens zwei systemische Therapien erhalten haben. Bei Mosunetuzumab handelt es sich den Angaben zufolge um ein T-Zell-aktivierendes bispezifisches Medikament.

Um Onkologie dreht es sich auch bei der Kooperation zwischen Roche und Blueprint Medicines. Im Rahmen der Lizenz- und Kooperationsvereinbarung erhält Roche demnach exklusive Rechte für die weltweite gemeinsame Entwicklung und Vermarktung ausserhalb der USA an Pralsetinib.

Roche wird zunächst eine Einmalzahlung in Höhe von 675 Millionen US-Dollar in bar an Blueprint leisten. Weitere 100 Millionen US-Dollar fliessen über eine Kapitalinvestition an Blueprint Medicines. Das US-Unternehmen hat darüber hinaus der Anspruch auf bis zu 927 Millionen US-Dollar in Form von potenziellen Meilensteinen und Lizenzgebühren auf die Netto-Produktverkäufe ausserhalb der USA.

Bei Pralsetinib handelt es sich um ein einmal täglich oral einzunehmendes Präzisionstherapeutikum von Blueprint Medicine für die Behandlung von Menschen mit RET-verändertem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC), medullärem Schilddrüsenkrebs (MTC) und anderen Arten von Schilddrüsenkrebs sowie anderen soliden Tumoren.

Darüber hinaus habe Pralsetinib ein tumoragnostisches Potenzial gezeigt. In diesem Fall geht es um den Nachweis spezifischer molekulargenetischer Veränderungen (Biomarker) im Tumor. Die Unternehmen planen, die Entwicklung von Pralsetinib in verschiedenen Behandlungsbereichen auszuweiten und im Rahmen der Zusammenarbeit die Entwicklung eines RET-Inhibitors der nächsten Generation zu erforschen. RET-aktivierende Fusionen und Mutationen sind bei vielen Krebsarten, darunter NSCLC und MTC, wichtige Krankheitsfaktoren, und die Behandlungsmöglichkeiten, die selektiv auf diese genetischen Veränderungen abzielen, sind begrenzt.

Analyst: Üppiger Preis

Für Analyst Michael Nawrath von der ZKB scheint die Vereinbarung recht kostspielig, wie er in einem ersten Kommentar schreibt. Gleichzeitig betont der Experte, dass Roche einen Kandidaten mit einer nahezu sicheren Zulassung noch Ende 2020 erworben habe. "Wegen der multiplen Einsatzmöglichkeiten bei vielen Krebsarten schätzen wir einen Spitzenumsatz von 1,2 Milliarden Franken."

An der Börse hilft das den Roche-Bons in einem insgesamt schwachen Umfeld kaum. Mit Abgaben von 1,8 Prozent gehören die Titel gegen 10.00 Uhr zu den grösseren Verlieren unter den Blue Chips. Der SMI fällt zeitgleich um 1,24 Prozent.

hr/tt