KASSEL (dpa-AFX) - Sinkende Kalipreise und noch umfangreichere Produktionskürzungen verhageln dem Dünger- und Salzkonzern K+S die Jahresziele stärker als erwartet. Wegen der schwachen Nachfrage drosselt das Unternehmen seine Kaliproduktion zusätzlich zu den bereits im September angekündigten 300 000 Tonnen um weitere 200 000 Tonnen, wie es am Donnerstag in Kassel mitteilte. Zudem lief es im Geschäft mit Auftausalz vor der Hauptsaison noch nicht rund.

Konzernchef Burkhard Lohr rechnet daher 2019 nur noch mit einem leichten Wachstum des operativen Gewinns (Ebitda) auf rund 650 Millionen Euro. Bisher hatte er 730 bis 830 Millionen Euro angepeilt. Das neue Ziel liegt deutlich unter der durchschnittlichen Schätzung von Analysten.

Im dritten Quartal stieg der Umsatz des MDax-Konzerns im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar um acht Prozent auf 905 Millionen Euro. Sein operatives Ergebnis konnte der K+S sogar auf 81 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Allerdings stehen die zumindest beim Umsatz etwas besser als erwartet ausgefallenen Zahlen in Relation zu einem außergewöhnlich schwachen Vorjahresquartal. Damals hatten Probleme bei der Abwasserentsorgung wegen des trockenen Sommers zu schweren Produktionsausfällen im hessisch-thüringischen Kalirevier geführt.

Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre wegen hoher Abschreibungen diesmal ein Verlust von knapp 57 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte der Fehlbetrag allerdings mit gut 63 Millionen noch etwas höher gelegen.

Während der Kasseler Konzern im vergangenen Jahr deutlich mehr hätte verkaufen können, machte ihm dieses Jahr eine trägere Nachfrage nach Kalidünger einen Strich durch die Rechnung. Der fortgesetzte chinesische Importstopp sorge auch in anderen Märkten für Zurückhaltung, hieß es. So führt China Kaliumchlorid wegen hoher Lagerbestände schon seit längerer Zeit nicht mehr ein.

Bereits im September hatte Konzernchef Lohr es daher größeren Konkurrenten wie Nutrien, Mosaic und Belaruskali gleichgetan und die Produktion gedrosselt. Ohne diese und die nun bekannt gegebenen zusätzlichen Einschnitte wäre das Ebitda im laufenden Jahr wohl um bis zu 130 Millionen Euro höher ausgefallen.

Aus dem ursprünglich für 2019 geplanten Befreiungsschlag wird daher wohl nichts. Spannend wird es auch beim bereinigten freien Mittelzufluss. Bisher hatte der wegen eines kostspieligen neuen Kaliwerks in Kanada stark verschuldete Konzern einen bereinigten Mittelzufluss von mindestens 100 Millionen Euro angepeilt. Jetzt schreibt das Unternehmen nur noch von einem erstmals seit 2013 wieder positiven Wert.

Immerhin machen die Produktionseinschnitte der Kalikonzerne nach Einschätzung von Analyst Jonas Oxgaard von Bernstein Research Hoffnung auf baldige Besserung. Er impliziert, dass die Lagerbestände der Kunden durch das geringere Angebot nach und nach verbraucht werden, was sich letztlich in einer wieder stärkeren Nachfrage niederschlagen sollte. Hinzu komme eine träge Mais- und Sojaernte in den USA, wo Landwirte immer noch unter den Folgen von Überschwemmungen im Frühjahr leiden. Eine schlechtere Ernte aber dürfte zu höheren Preisen für die Feldfrüchte führen, wodurch Landwirte mehr Geld für Dünger übrig hätten. Daher hält der Bernstein-Analyst eine Erholung der Kalipreise bereits Anfang 2020 für möglich.

Das Düngergeschäft mit der Landwirtschaft steuerte im dritten Quartal aber nur rund die Hälfte des operativen Ergebnisses bei. Fast genauso viel verdiente K+S im Geschäft mit Salzen für die Industrie, etwa für Pharmakunden, Lebensmittelhersteller und Glasproduzenten.

In Minus rutsche indes das Geschäft mit Auftausalz für Kommunen, da sich viele Städte in Nordamerika mit Bestellungen zurückhielten. Allerdings sind üblicherweise die ersten und letzten drei Monate des Jahres die Hauptsaison für Streusalz. Deutlich nach oben ging es indes im Bereich Speisesalz. Hier setzte K+S verstärkt auf im Trend liegende und profitable Spezialitäten wie Meersalz und Ursalz./mis/stw/jha/