(Neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Analysteneinschätzungen und Aktienkurs)

KASSEL (dpa-AFX) - Höhere Verkaufszahlen und Kalipreise haben den Dünger- und Salzkonzern K+S im zweiten Quartal angetrieben. Rückenwind lieferte der gesunkene Eurokurs, dank dessen von US-Dollar-Erlösen nach der Umrechnung mehr übrig bleibt. Dieser positive Effekt dürfte 2019 Produktionsausfälle wegen einer Instandhaltungspause in einem kanadischen Kaliwerk sowie die Vorsicht aufgrund des chinesischen Importstopps für Kaliumchlorid mehr als ausgleichen, teilte der MDax-Konzern am Donnerstag in Kassel mit. Den Anlegern gefiel dies, vor allem aber der hohe freie Mittelzufluss (Free Cashflow) des Konzerns: der Aktienkurs stieg.

Konzernchef Burkhard Lohr rechnet für 2019 daher nun mit einem operativen Ergebnis (Ebitda) von 730 bis 830 Millionen Euro, nachdem er bisher 700 bis 850 Millionen angepeilt hatte. Die Mitte des neuen Ausblicks von 780 Millionen Euro war etwas unter bisherigen durchschnittlichen Schätzung von Analysten, was Experten aber nicht überbewerten wollten.

So steigerte K+S im abgelaufenen zweiten Jahresviertel den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf 879 Millionen Euro. Während der Umsatz über der mittleren Analystenschätzung lag, fiel das operative Ergebnis trotz eines überproportionalen Anstiegs um 24 Prozent auf 130 Millionen etwas niedriger aus als gemeinhin erwartet. Nach 270 Millionen Euro im ersten Quartal ist in Summe aber immerhin mehr als die Hälfte des mittleren Ebitda-Jahresziels erreicht. Unter dem Strich entfällt auf die Aktionäre von K+S ein Überschuss von 13,9 Millionen Euro, nachdem vor einem Jahr noch ein Minus von 32 Millionen Euro gestanden hatte.

Mit dem Gewinnwachstum kam es auch zu einem besseren freien Mittelfluss: K+S erzielte in den drei Monaten bis Ende Juni einen sogenannten bereinigten Free Cashflow von 102 Millionen Euro nach einem Minus von 49 Millionen Euro vor einem Jahr. Ob in den verbleibenden sechs Monaten noch mehr hinzukommt, ist allerdings offen. So peilt das Management für 2019 einen Wert von mindestens 100 Millionen Euro an. Im Jahr 2020 hält Lohr eine weitere positive Entwicklung für naheliegend, wie er während einer Telefonkonferenz mit Analysten sagte. Konkret werden wollte er zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht.

Zumindest dürfte der Mittelfluss im abgelaufenen Jahresviertel die Sorgen vieler Anleger wegen der hohen Verschuldung des Konzern mildern, erklärte Analyst Markus Mayer von der Baader Bank. Zudem sollte die etwas unter den Markterwartungen liegende Gewinnentwicklung nicht überbewertet werden, da das zweite Quartal typischerweise saisonal ohnehin das schwächste sei.

Die Aktien stiegen denn auch am Vormittag als bester Wert im Index der mittelgroßen Werte MDax um mehr als 3 Prozent auf 14,05 Euro. Allerdings waren sie erst vor wenigen Tagen im Sog von Schuldensorgen und Rezessionsängsten der Investoren auf den tiefsten Stand seit 2005 gefallen. Im bisherigen Jahresverlauf notieren sie immer noch rund 11 Prozent im Minus.

Deutliche Zuwächse erzielte K+S im größten Segment, dem Düngergeschäft mit der Landwirtschaft. Hier legte der Umsatz um 15 Prozent auf 440 Millionen Euro zu, und das Ebitda stieg um knapp die Hälfte auf 95 Millionen Euro. Triebfedern waren gestiegene Kalipreise sowie höhere Produktionsmengen im hessisch-thüringischen Kalirevier an der Werra sowie im neuen Werk in Kanada, das die Produktion weiter hochfährt. So fehlten vor einem Jahr an der Werra noch Fachkräfte und Maschinen - Engstellen, an denen K+S gegensteuerte.

Nach umfangreichen, durch Trockenheit verursachten Produktionsausfällen an der Werra vor allem in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres gibt sich Konzernchef Lohr zudem in diesem Punkt zuversichtlich. "110 Millionen Euro Kosten durch den Stillstand an der Werra, Turbulenzen am Kalimarkt - das liegt alles hinter uns."

Dass der Konzern mittlerweile witterungsbedingte Stillstände auch bei längerer Trockenheit für unwahrscheinlich hält, hob Analyst Chetan Udeshi von der Bank JPMorgan hervor. So errichtete das Unternehmen einen zusätzlichen Zwischenspeicher für Salzabwässer in 700 Metern Tiefe in einem ehemaligen Abbaubereich. Sollte die Werra also nicht ausreichend Wasser für die Einleitung von Produktionsabwässern führen, können diese vorübergehend gespeichert werden.

Mit Blick nach Kanada wurde K+S im Juli indes etwas vorsichtiger. Dort dürfte das Unternehmen 2019 nur noch das untere Ende der angestrebten Kaliproduktionsmenge von 1,7 bis 1,9 Millionen Tonnen erreichen. Grund ist eine auf voraussichtlich zwei Wochen verlängerte Wartungspause im September. Langfristig soll sich das allerdings auszahlen, da die Pause auch der Verbesserung der Produktqualität dienen soll, die noch unter Anlaufschwierigkeiten leidet. So verklumpte der Dünger vor allem beim Überseetransport teilweise. Er musste dann teuer wieder zermahlen oder mit Rabatt verkauft werden. Durch die Arbeiten im September soll die Qualität steigen.

Besser als vor einem Jahr lief es im zweiten Quartal indes auch im Geschäft mit Salzen für Verbraucher, etwa Salz zum Würzen und Kochen sowie Geschirrspülsalz. Der Gewinn im Geschäft mit Salzen für die chemische und die Lebensmittel-Industrie litt indes unter abermals hohen Frachtkosten, und in der Sparte für Auftausalz für die öffentliche Hand fiel wegen hoher Instandhaltungs- und Logistikkosten sogar ein operativer Verlust an. Allerdings ist das Auftausalzgeschäft im zweiten Quartal saisonal bedingt in der Regel ohnehin mager./mis/knd/fba