Die deutsche Haarpflege-Marke Wella gehört künftig dem US-Finanzinvestor KKR.

Die Beteiligungsgesellschaft nimmt dem US-Kosmetik-Konzern Coty ein Paket von Marken rund um Wella ab und rettet ihn damit in der Coronakrise aus einem finanziellen Engpass. KKR übernimmt für drei Milliarden Dollar 60 Prozent der Anteile an Wella, dem Haarfärbemittel Clairol und OPI-Nagellacken und investiert zudem in zwei Schritten rund eine Milliarde Dollar direkt in Coty, wie die beiden Unternehmen am Montag mitteilten. Auch der Konsumgüterriese Henkel, Hersteller des Wella-Rivalen Schwarzkopf, hatte ein Auge auf das Unternehmen geworfen. Die Düsseldorfer hatten sich einem Insider zufolge aber frühzeitig aus dem Verkaufsprozess zurückgezogen, weil ihnen der Preis zu hoch vorkam. Bestätigt hatte Henkel sein Interesse nie.

Die kriselnde Coty gehört mehrheitlich der Beteiligungsgesellschaft JAB der deutschen Milliardärsfamilie Reimann. Das US-Unternehmen hat in der Coronakrise mehr als die Hälfte des Börsenwerts verloren und wird in New York inzwischen mit weniger als vier Milliarden Dollar bewertet. Am Montag stieg die Aktie aber vorbörslich um neun Prozent. Parallel zum Verkauf von Wella verkündete Coty ein neues, verschärftes Sparprogramm über 700 Millionen Dollar. Die Fixkosten sollen damit in den nächsten zweieinhalb Jahren um 25 Prozent gesenkt werden.

Im dritten Quartal 2019/20 (Ende März) büßte Coty angesichts geschlossener Friseursalons und Nagelstudios, leerer Flughäfen und Duty-Free-Shops 23 Prozent seines Umsatz ein und schrieb 272 Millionen Dollar Verlust.

Die seit Oktober zum Verkauf stehende Markenfamilie rund um Wella wird bei der Veräußerung an KKR mit rund 4,3 Milliarden Dollar - einschließlich Schulden - bewertet. Erhofft hatte sich der Konzern fünf bis sieben Milliarden Dollar - vor der Coronakrise. Coty selbst bekommt von KKR zusätzlich zum Kaufpreis für Wella sofort eine 750 Millionen Dollar schwere Kapitalspritze in Form wandelbarer Vorzugsaktien, die mit neun Prozent verzinst werden. Weitere 250 Millionen werden unter den gleichen Bedingungen fällig, sobald der Wella-Verkauf unter Dach und Fach ist. KKR kann damit von einem Kursanstieg von Coty profitieren. JAB-Chef Peter Harf, der auch Aufsichtsratschef von Coty ist, sprach von einer "strategischen Partnerschaft" mit dem Finanzinvestor.

Für Wella ist KKR der vierte Eigentümer in den vergangenen 17 Jahren. 2003 hatte der US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble das börsennotierte Unternehmen für 6,6 Milliarden Euro gekauft, 2015 verkauften die Amerikaner Wella an Coty weiter.