(neu: Kursreaktion im 1. Absatz und Analystendetails im 4. Absatz.)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Nur einige Stunden lang haben sich Aktionäre von Hellofresh nach starken Zahlen des Kochboxen-Versenders über hohe Kursgewinne freuen können. Nachdem die Aktien im frühen Handel um gut 14 Prozent nach oben geschossen waren und den höchsten Stand ihrer gut zweijährigen Börsengeschichte erreicht hatten, bröckelten die Gewinne anschließend immer mehr ab. Zuletzt lagen sie noch mit 2,7 Prozent im Plus bei 21,25 Euro. Vorübergehend war der Kurs sogar ins Minus gedreht.

Hellofresh profitiert vom Boom bei Online-Essensbestellungen. Der Umsatz dürfte 2019 vorläufigen Berechnungen zufolge bei gut 1,8 Milliarden Euro liegen. Währungsbereinigt ist das ein Plus von etwa 36 Prozent - mehr als die von Hellofresh zuvor in Aussicht gestellten bis zu 33 Prozent. Die operative Marge wird aller Voraussicht nach mit 2,5 bis 2,7 Prozent die ursprüngliche Prognose des Unternehmens von 0,50 bis 1,75 Prozent ebenfalls klar überbieten.

"Wow!" lautete denn auch der erste Kommentar von Marcus Diebel von der US-Investmentbank JPMorgan. Er habe seine Kaufempfehlung für die Aktien erst vor einem Monat gestrichen. "Das war eindeutig zu früh", räumte der Experte angesichts der starken Zahlen ein. Doch selbst nach einer nochmaligen Überprüfung der Aktie sieht Diebel angesichts einer bereits hohen Bewertung der Papiere nicht mehr viel Spielraum nach oben und hielt an seiner Empfehlung "Neutral" mit einem Kursziel von 20 Euro fest.

Risiken könnten Hellofresh trotz der starken Marktposition aus der

Konkurrenz großer Internet-Plattformen erwachsen, argumentierte Diebold. Auf kurze Sicht sei das zwar unwahrscheinlich. Sollten jedoch Anbieter wie Amazon mit Whole Foods oder der US-Einzelhändler Kroger mit Home Chef stärker auf die europäischen Märkte drängen, dürfte das den Hellofresh-Kurs belasten. Gleiches gelte für den Fall, dass der US-Kochboxen-Versender Blue Apron von einem finanzstarken Käufer übernommen wird.

Laut Analyst Christoph Bast vom Bankhaus Lampe implizieren die Indikationen von Hellofresh für das Gesamtjahr ein überraschend starkes Schlussquartal 2019. So dürfte der Umsatz von Oktober bis Dezember auf Jahressicht um 42 Prozent gestiegen sein. Die bereinigte operative Marge dürfte 7,6 Prozent betragen, ebenfalls deutlich mehr als von ihm mit 4,8 Prozent veranschlagt. Hellofresh könnte zudem in diesem Jahr einen positiven freien Mittelzufluss ausweisen. Nach Basts Ansicht wäre das "der finale Beweis dafür, dass das Geschäftsmodell Kochboxen aufgeht".

In dieser Branche sei Hellofresh weltweit führend, fügte Bast hinzu. In den USA betrage der Marktanteil mittlerweile 50 Prozent. Mit gut einer Milliarde Euro stammt der Großteil der Erlöse aus dem Geschäft dort. Im internationalen Geschäft komme das Unternehmen sogar auf einen Marktanteil von 90 Prozent./bek/stw/jha/

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