BÜDELSDORF (dpa-AFX) - Beim Mobilfunk- und Fernsehanbieter Freenet nimmt das TV- und Mediengeschäft langsam Fahrt auf. Neben dem stabilen Mobilfunkgeschäft konnte im zweiten Quartal das Geschäft mit dem über DVB-T2-Antenne und Internet ausgestrahlten Fernsehsignalen deutlich zum Wachstum beim operativen Ergebnis beitragen. Und das soll so weitergehen. "Unser IPTV-Angebot waipu.tv soll in drei bis vier Jahren zusätzlichen Beitrag von 60 bis 70 Millionen beim Ebitda liefern - das muss das Ziel sein", sagte Finanzchef Joachim Preisig am Donnerstag im Gespräch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Das TecDax-Unternehmen aus Büdelsdorf war sowohl in den Markt für HD-Fernsehen über Antenne als auch in das Geschäft mit Fernsehen aus dem Internet - sogenanntes IPTV - eingestiegen. Im zweiten Quartal machte die Sparte im laufenden Geschäft einen Sprung, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um fast ein Viertel auf 13 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr stand inklusive des Teilverkaufs der UKW-Sendeinfrastruktur sogar eine Verdoppelung zu Buche.

Mit dem IPTV will Freenet vor allem Rivalen wie der Telekom mit ihrem Entertainment-Angebot sowie webbasierten Diensten wie Zattoo Konkurrenz machen. Ende des Jahres soll die Zahl der Vertragskunden von aktuell 174 000 auf dann 250 000 steigen. Dabei geht es um die Ausstrahlung von herkömmlichen Fernsehinhalten und nicht um Video-Streaming auf Abruf.

Insgesamt lag der Umsatz des Mobilfunkanbieters im zweiten Quartal bei 696,6 Millionen Euro, nach 839 Millionen vor einem Jahr. Das sei allerdings ausschließlich dem neuen Bilanzierungsstandard IFRS 15 geschuldet, der erzielte Umsätze anders abrechnet und auch andere Anbieter trifft, erklärte das Unternehmen. Ohne die geänderte Rechnungslegung hätten die Erlöse 894 Millionen Euro erreicht - ein Plus von 6,5 Prozent. "Das Mobilfunkgeschäft ist stabil. Das Wachstum kommt bei uns aus dem TV- und Mediengeschäft", sagte Preisig.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte zwischen April und Ende Juni um knapp 9 Prozent auf 117,9 Millionen Euro zu. Damit wurden die Erwartungen der Experten klar getoppt. Jefferies-Analyst Ulrich Rathe wertete die stabilen Zahlen im Kerngeschäft Mobilfunk als positiv, weil im zweiten Quartal die Konkurrenz im Billigsegment mit zusätzlichen Rabatten um Kunden gebuhlt hatte. Unter dem Strich verblieb bei Freenet im zweiten Quartal ein Gewinn in Höhe von 61,3 Millionen Euro - im Vorjahresquartal waren es noch 50,2 Millionen Euro gewesen.

Die Aktien des Konzerns blieben nach den Zahlen auf Erholungskurs und gewannen 1,75 Prozent auf 25,62 Euro. Seit ihrem Jahrestief Anfang Juli haben die Papiere damit fast 20 Prozent zugelegt.

Damals hatte Freenet den Einstieg bei der Media-Saturn-Konzernmutter Ceconomy bekanntgegeben. In den Elektronikmärkten von Media Markt und Saturn verkauft die Freenet-Tochter Mobilcom-Debitel seit über 25 Jahren Mobilfunkverträge. Freenet war zunächst an der Börse dafür abgestraft worden, dass je Aktie mehr bezahlt wurde, als die Ceconomy-Aktie zu der Zeit wert war.

Preisig verspricht sich viel von dem Ceconomy-Anteil von 9 Prozent. "Wir haben uns diese strategische Partnerschaft lange überlegt. Wie neue Vereinbarungen mit Ceconomy aussehen, müssen wir am Ende gemeinsam mit Ceconomy besprechen", sagte der Finanzchef. "Wir erwarten uns schon eine Dividendenrendite von 3 Prozent. Aber perspektivisch sehen wir vor allem wichtige Impulse für unser Mobilfunk- und auch unser TV-Geschäft."

Für Gesprächsstoff in der Mobilfunkbranche sorgt derzeit die voraussichtlich Anfang kommenden Jahres anstehende Lizenzauktion für Frequenzen des kommenden Funkstandards 5G. Der Chef des Freenet-Rivalen United Internet (1&1 Drillisch, GMX, Web.de), Ralph Dommermuth, will zumindest prüfen, ob das Unternehmen sich an der Auktion beteiligt. Dafür müssten aber die Bedingungen stimmen, sagte er der "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

Auch bei Freenet ist das Gezerre um die künftigen Mobilfunknetze Thema. "Wir haben das Thema 5G-Lizenzauktion im Auge, das müssen wir auch als Vorstände", sagte Preisig. Der Manager ist aber skeptisch, ob ein eigenes Netz für Freenet das Richtige wäre. "Unser Geschäftsmodell ist vor allem die Hoheit über Kundenverträge zu haben, mit oder ohne eigene Infrastruktur. Im TV-Bereich zum Beispiel haben wir eine eigene Infrastruktur."

Dennoch seien die Anforderungen hoch. "5G auszubauen, kostet schon sicherlich viel Geld - außer Sie haben bereits ein gut ausgebautes 4G/LTE Netz. Und selbst bei LTE ist die Nutzung in Deutschland derzeit niedriger als in Rumänien", sagte Preisig./men/tav/fba