NEW YORK (awp international) - Die geldpolitische Lockerung der Europäischen Zentralbank (EZB) hat den Eurokurs am Donnerstag auf Talfahrt geschickt. Die Gemeinschaftswährung weitete ihre Verluste im New Yorker Handel aus und sank bis auf 1,1177 US-Dollar. Dies war der tiefste Stand seit Sommer 2017. Zuletzt kostete der Euro 1,1182 Dollar. Vor den Entscheidungen der EZB hatte der Kurs noch über der Marke von 1,13 Dollar notiert.

Auch der Franken gab gegenüber dem Dollar markant nach. Das Duo USD/CHF stieg bis auf 1,0127 und damit ebenfalls auf den höchsten Stand seit Sommer 2017. Aktuell notiert der Kurs leicht darunter bei 1,0122. Zum Euro gewann der Franken hingegen etwas an Wert. Das Duo EUR/CHF notiert aktuell bei 1,1319, nachdem es vor den EZB-Entscheiden noch bei knapp 1,1370 gestanden hatte.

Die EZB will den Leitzins nun bis mindestens Ende 2019 nicht anheben. Zudem kündigte sie neue Geldspritzen für die Banken an. EZB-Präsident Mario Draghi begründete die Entscheidung mit den deutlich gesenkten Konjunkturprognosen und einer tiefgreifenden Unsicherheit. Er verwies unter anderem auf den Handelsprotektionismus und die Abschwächung in China.

Die Reaktionen am Devisenmarkt waren deshalb so heftig, weil viele Anleger noch nicht mit neuen Entscheidungen gerechnet hatten. "Der EZB-Rat hat einstimmig die Zinswende weit in die Zukunft verschoben - diese könnte gar bis zum nächsten Aufschwung auf sich warten lassen", kommentierte Christian Lips, Chefvolkswirt der NordLB. Offensichtlich sei der richtige Zeitpunkt für die Zinswende verpasst worden, im aktuellen Umfeld sei eine Zinsanhebung in der Tat nicht angemessen. Niedrige Zinsen belasten tendenziell eine Währung, weshalb der Euro nachgab.

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