DÜSSELDORF (awp international) - Die Probleme der Deutschen Post in ihrem Paketgeschäft könnten Konsequenzen für grosse Kunden haben. Der Konzern will seine Verträge für die Paketzustellung etwa im Online-Handel überprüfen. "Wir haben bei unseren Kunden unsere Vertragsvereinbarungen nicht konsequent genug durchgesetzt oder waren zu kulant", sagte Vorstandsvorsitzender Frank Appel der "Wirtschaftswoche" (Freitag).

So solle etwa nachverfolgt werden, ob Kunden die Bedingungen für ausgehandelte Mengenrabatte tatsächlich erfüllten. "Wir werden uns die Verträge mit unseren einzelnen Kunden sehr genau angucken und prüfen, ob unsere Annahmen bei Vertragsabschluss wie Volumenzusagen, Gewichte und Sendungsgrössen eingetroffen sind", so Appel.

Um den Gewinn pro Paket zu steigern, prüfe die Post auch Zuschläge für steigende Treibstoffpreise oder Transportkosten, wie dies im Speditionsgeschäft üblich sei, so der Konzernlenker. Die Anhebung des Briefportos auf 80 Cent sei aber reine Spekulation. Ohnehin sei dieser Prozess vom Paketgeschäft entkoppelt und unterliege der Entscheidung der Bundesnetzagentur.

Das Paketgeschäft der Deutschen Post steht unter Druck. Der Konzern musste eine Gewinnwarnung abgeben, der lange hierfür zuständige Vorstand Jürgen Gerdes verliess inzwischen das Unternehmen. Appel übernahm vorerst dessen Aufgaben. Das Geschäft werde er sicherlich bis Ende des Jahres führen, "vielleicht bis Anfang nächsten Jahres", so der Manager. Der Konzern nehme nun bis zu 150 Millionen Euro in die Hand, um seine Produktivität zu stärken. "Wir investieren jetzt, um unsere Prozesse zu verbessern", sagte Appel. "Vielleicht hat man da in der Sparte auch einige Massnahmen bisher nicht ergriffen oder zu viel gespart", räumte er ein. Das hole die Post nun nach.

Als Grund für die schlechten Ergebnisse im Paketgeschäft gilt auch die Macht von grossen Onlinehändlern wie Amazon , die ihre eigenen Preisvorstellungen durchsetzen. Amazon selbst investiert derzeit in eigene Zusteller. Die Gefahr, damit irgendwann einen Grosskunden zu verlieren, sieht Appel nicht: Es gebe eine gegenseitige Abhängig. "Wir brauchen Amazon und Amazon braucht uns". Das Wachstum von Amazon sei noch immer höher als der Ausbau des eigenen Zustelldienstes. "Das heisst wir wachsen weiter mit Amazon. Deshalb mache ich mir keine Sorgen."/tav/ag/jha/