Bis zum kommenden Jahr und damit zehn Jahre früher als geplant solle der Stiftungskonzern klimaneutral werden, kündigte Bosch-Chef Volkmar Denner am Donnerstag in Renningen bei Stuttgart an. Bosch wolle dann viel Kohlendioxid-Ausstoß wie möglich vermeiden und den Rest über Zahlungen an Umweltprojekte kompensieren. Klimaschutz sei dringlicher denn je, die Folgen des Klimawandels gefährdeten die Stabilität in der Welt. "Wir müssen in kürzeren Fristen reagieren, um die Ziele von Paris zu erreichen", sagte Denner. Nach dem 2015 beschlossenen Pariser Abkommen soll der Temperaturanstieg weltweit in diesem Jahrhundert durch den Abbau des Treibhausgases CO2 auf maximal zwei Grad begrenzt werden.

Nach Berechnungen sei es möglich, die jährlich 3,3 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß des Industriekonzerns mit seinen 410.000 Beschäftigten an mehr als 400 Standorten zu neutralisieren, sagte Denner. "Also machen wir es." Insgesamt koste der Plan bis 2030 zwei Milliarden Euro, gehe aber zugleich mit einer Milliarde Euro Einsparungen an Energiekosten einher. "Die Industrie muss keineswegs in Umweltaktivismus verfallen, wohl aber kann sie ökologisch aktiv werden", sagte Denner, der von Haus aus Physiker ist. Wachstum sei auch bei CO2-Neutralität des eigenen Wirtschaftens möglich. Er hoffe, dass andere Unternehmen dem Beispiel von Bosch folgten. Ausschlaggebend für den neuen Aktionsplan seien die eindringlichen Warnungen des UN-Weltklimarates IPPC in seinem Sonderbericht vergangenen Jahr gewesen.

Völlig ohne CO2-Ausstoß lassen sich Autoteile wie Zündkerzen, Diesel-Einspritzsysteme oder Maschinen jedoch nicht produzieren. Deshalb soll das Treibhausgas von 40 Prozent des Energieverbrauchs durch das Finanzieren von Klimaschutzprojekten kompensiert werden - zum Beispiel Windkraft in der Karibik oder Waldschutz in Afrika. Weitere 40 Prozent sollen über exklusive Verträge mit Wind- und Solarparks und eigene Photovoltaik-Anlagen etwa in Indien abgedeckt werden. Mehr als ein Fünftel des Jahresverbrauchs von 7,8 Terawattstunden - das entspricht dem Stromverbrauch aller Privathaushalte in Berlin und München zusammen - will Bosch durch Energieeffizienz in seinen Fabriken und Verwaltungen einsparen. Dank der zunehmenden Umstellung auf Ökoenergie und des sinkenden Energiebedarfs soll der Aufwand für die CO2-Kompensationsprojekte allmählich sinken.

UMSATZ 2019 STAGNIERT BISHER

Nach einem weiteren Rekordjahr mit 5,5 Milliarden Euro Betriebsgewinn bei 78,5 Milliarden Euro Umsatz kann Bosch auch diesen Milliardenaufwand neben den hohen Ausgaben für Technologien wie elektrisches Fahren oder digitale Gebäudetechnik noch stemmen. Allerdings ist der Konzern wegen des Abschwungs der Weltwirtschaft sowie wegen der Belastung durch Handelskonflikte und Brexit für das laufende Jahr skeptisch. Im ersten Quartal habe der Umsatz auf Vorjahresniveau gelegen. Für das Gesamtjahr werde ein leichter Anstieg der Erlöse erwartet, erklärte Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer. Angepeilt werde eine operative Rendite von sechs Prozent nach sieben Prozent 2018.

Die globale Automobilproduktion wird nach Einschätzung des weltweit größten Autozulieferers in diesem Jahr um drei Prozent auf knapp 95 Millionen Fahrzeuge sinken. Vor allem die Abkühlung am größten Automarkt China belaste. "Damit werden die Produktionszahlen erstmals seit der Finanzkrise in zwei aufeinanderfolgenden Jahren rückläufig sein." Das Zuliefergeschäft, die größte Bosch-Sparte, verdiente 2018 bei einem Umsatzanstieg um 3,5 Prozent auf 47,6 Milliarden Euro wie im Vorjahr 3,4 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern.

Auch der Konkurrent Continental, in Deutschland die Nummer zwei nach Bosch, bekommt die Absatzflaute der Automobilindustrie stärker zu spüren. Der Auftragseingang der Automotive Group schrumpfte zu Jahresbeginn um rund zwei auf neun Milliarden Euro. Unter dem Strich brach der Gewinn um mehr als ein Fünftel auf 575 Millionen Euro ein.