BEELEN (dpa-AFX) - Die maue Autokonjunktur macht dem Maschinenbauer Aumann immer stärker zu schaffen. Nach einer Gewinnwarnung in der vergangenen Woche rauschte der ohnehin auf Talfahrt befindliche Kurs noch tiefer in den Keller. Und auch die weiteren Aussichten für den Zulieferer sind wenig erfreulich. Was beim SDax-Konzern los ist, wie Analysten Aumann bewerten und wie sich die Aktie entwickelt hat.

DAS IST LOS BEI AUMANN:

Das hatten sich in Beelen alle Beteiligten ganz anders vorgestellt: Nachdem Aumann noch 2018 ein Rekordjahr mit kräftigen Zuwächsen zu verzeichnen hatte, bekommt das Unternehmen den rückläufigen Fahrzeugabsatz und die daraus resultierende Verunsicherung in der Autoindustrie mittlerweile deutlich zu spüren. Die Nordrhein-Westfalen leiden unter wiederholt verschobenen Auftragsvergaben, die Auftragseingänge sind enttäuschend.

Eine Prognosesenkung war die bittere Folge, sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Ergebnis (Ebit) musste der Maschinenbauer vor wenigen Tagen deutlich zurückrudern. Und damit nicht genug: Aumann geht davon aus, dass die Investitionszurückhaltung und Kostendisziplin bei Herstellern und Zulieferern auch über das laufende Geschäftsjahr hinaus bestehen werden.

Aumann war bereits vorsichtig ins Jahr gestartet und hatte darauf verwiesen, dass die schwierige Entwicklung in der Autoindustrie und wirtschaftspolitische Unwägbarkeiten sich negativ bemerkbar machen könnten. Allerdings war Vorstandschef Rolf Beckhoff dennoch von leichten Zuwächsen ausgegangen. Beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern sollten etwas mehr als die 2018 erwirtschafteten 29,3 Millionen Euro herauskommen. Und auch beim Umsatz sollte auf die 290,8 Millionen des Vorjahres noch eine Schippe draufgelegt werden. Davon ist jetzt keine Rede mehr.

Da hilft es Aumann auch nichts, dass das stark wachsende Geschäft mit Produkten für die Fertigung von Elektromotoren weiterhin gut läuft und auch im ersten Quartal ein wichtiger Treiber war. Denn die Probleme im nach wie vor größeren Geschäft mit der klassischen Automobilindustrie - etwa Anlagen für die Produktion von herkömmlichen Antriebskomponenten - konnte das Unternehmen dadurch nicht wettmachen.

Im Februar hatte sich Aumann für die weitere Zukunft zuversichtlich gezeigt und angekündigt, auf Sicht der nächsten fünf Jahre ein starkes, im Schnitt prozentual zweistelliges Wachstum anzustreben. Zwar sei im klassischen Segment mit einem abflachenden Wachstum zu rechnen, das Voranschreiten der E-Mobilität werde diese Abschwächung jedoch mehr als kompensieren.

Die Delle des Maschinenbauers in diesem Jahr hat Investoren jedoch stark verunsichert. Spätestens mit der Gewinnwarnung von vergangener Woche ist Ernüchterung eingetreten. Die Anleger reagierten geschockt und sorgten für deutliche Kursverluste.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Bislang ist die Zahl der Experten, die sich eingehend mit Aumann beschäftigen, recht überschaubar. Ihr Votum fällt in Anbetracht der negativen Entwicklung der vergangenen Monate allerdings eindeutig aus. Mit der Commerzbank, den Privatbanken Berenberg und Metzler sowie Hauck & Aufhäuser zeigen sich gleich vier Kreditinstitute skeptisch im Hinblick auf die weiteren Perspektiven der Beelener.

So überdenkt etwa die Bank Hauck & Aufhäuser nach der jüngsten Gewinnwarnung ihre Einschätzung. Das Ausmaß sei alarmierend, befand Analyst Christian Glowa. Er hält eine nachhaltige Nachfrageerholung momentan für nicht absehbar und geht davon aus, dass mangelnde Profitabilität die Papiere auch über 2019 hinaus belasten dürfte. Ähnlich sieht das Metzler-Analyst Jasko Terzic, der daran zweifelt, dass sich die Auftragslage bei Aumann schnell genug erholen kann.

Die Commerzbank stufte Aumann nach der gesenkten Prognose von "Hold" auf "Reduce" ab und senkte das Kursziel von 30 auf 14 Euro um mehr als die Hälfte. Nach dem schwachen Auftragseingang zu Jahresbeginn überraschten die niedrigeren Umsatz- und operativen Ergebnisziele (Ebit) des Maschinenbauers für 2019 nicht, urteilte Analyst Stephan Klepp. Er rät dazu, erst einmal die Finger von der Aktie zu lassen.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Bei Aumann hat eine kontinuierliche Abwärtsentwicklung eingesetzt. Dabei sah es in den ersten Monaten nach dem Börsengang noch positiv aus. Lag der Ausgabepreis im März 2017 bei 42 Euro, kletterten die Papiere bis Oktober 2017 zunächst auf ein Hoch von 95,48 Euro.

Die guten Zeiten liegen aber schon lange zurück. Die Aktie befindet sich im freien Fall. Alleine seit Jahresbeginn steht für Investoren ein Verlust von über der Hälfte zu Buche. Noch drastischer fällt die Bilanz beim Blick auf den Kursverlauf der zurückliegenden zwölf Monate aus: Seitdem verzeichnen die Anteilsscheine ein Minus von fast drei Viertel ihres Wertes. Damit ist Aumann Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax. Anleger müssen also starke Nerven haben und vor allem viel Durchhaltevermögen besitzen.

Die Marktkapitalisierung des Maschinenbauers beträgt derzeit nur noch knapp 220 Millionen Euro. Größter Aktionär ist die Beteiligungsgesellschaft MBB, die 38 Prozent der Anteile hält./eas/men/fba