WOLFSBURG/HANNOVER (awp international) - Niedersachsens Ministerpräsident und VW -Aufsichtsratsmitglied Stephan Weil (SPD) rechnet damit, dass Volkswagen noch lange mit dem Abgas-Skandal zu tun haben wird. "Ich wäre natürlich erleichtert, wenn die Dieselgate-Krise endlich ein Ende hätte. Ich fürchte aber, das wird noch einige Jahre dauern", sagte Weil der "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (Wochenendausgabe).

Die Zukunft von Volkswagen sieht er mittlerweile aber nicht mehr gefährdet. Von Herbst 2015 bis Winter 2016 habe er sich grosse Sorgen um den Konzern gemacht, sagte Weil der Zeitung. Inzwischen sei er beruhigt, da sich VW als erstaunlich stabil erwiesen habe. Die Gründe seien "einfach gute Autos und viele Millionen Kunden." Man müsse den Menschen, die VW die Treue halten, dankbar sein.

Die Beurlaubung von Audi -Chef Rupert Stadler nannte Weil in der "Süddeutschen Zeitung" (Wochenendausgabe) ein Gebot der Fairness. "Wir haben es mit einem Sachverhalt zu tun, bei dem viele Fragen noch offen sind", so Weil. Es sei wichtig, die Aufklärung abzuwarten. Für Stadler gelte die Unschuldsvermutung.

Der beurlaubte Manager sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Die Ermittler werfen ihm Betrug vor, weil er nach Aufdeckung der Abgasbetrügereien bei Dieselautos 2015 in den USA weiter manipulierte Autos in Europa habe verkaufen lassen. Audi ist ein Tochterunternehmen von VW.

Die Folgen des Diesel-Skandals empfindet Weil manchmal als schmerzhaft, wie er der "Süddeutschen Zeitung" sagte. Dennoch befinde sich VW derzeit in einer ruhigeren Zeit als nach dem Beginn der Krise. "An manchen Tagen habe ich damals 80, 90 Prozent meiner Zeit für Volkswagen aufwenden müssen", so Weil. Dies sei heute völlig anders. Es sei gut, dass der Skandal durch die staatliche Justiz aufgearbeitet werde - und nicht nur durch eine konzerninterne Untersuchung.

Der amerikanische Jurist Larry Thompson, der von den US-Behörden nach dem Abgas-Skandal als Aufpasser eingesetzt wurde, hält eine Veränderung der VW-Unternehmenskultur für äusserst wichtig. "VW muss sich um eine weniger autoritäre Struktur bemühen, stärker dazu bereit sein, neue Ideen zuzulassen, schlechte Nachrichten zu akzeptieren", sagte Thompson der "Automobilwoche" (Montag, 25. Juni). Der Jurist soll sicherstellen, dass sich ein solcher Betrug nicht wiederholt./hho/DP/he