"Wir sind viel zu kompliziert", sagte Bäte auf der Bilanzpressekonferenz am Freitag. Es gehe darum, die Produkte zu vereinfachen und die Kosten zu senken. Bäte sprach von einem Kulturwandel. "Aber das wird eine lange Reise." Der größte Gewinnbringer der Allianz habe in den vergangenen Jahren stetig Marktanteile verloren. Das müsse sich rasch ändern. Seine Pläne will Bäte Ende November vorstellen. Der Vermögensverwalter Pimco, der bei Anlegern im vorigen Jahr 144 Milliarden Euro frisches Geld einsammelte, habe dagegen die Wende geschafft. In der Lebensversicherung sei die Allianz nach zwei Minus-Jahren wieder gewachsen. Dort werde man jetzt "Gas geben", sagte Bäte.

2017 trat die Allianz beim operativen Gewinn mit 11,1 Milliarden Euro auf der Stelle, erfüllte damit aber die Erwartungen der Experten. Die Zuwächse in der Leben-Sparte sowie bei Pimco und Allianz Global Investors reichten gerade aus, den Gewinnrückgang in der Sachversicherung wettzumachen. Grund für das Minus waren unter anderem die teuren Wirbelstürme in den USA und der Karibik im Herbst und Unwetter in Deutschland, bei denen die Allianz im Branchenvergleich aber mit einer Rechnung von 1,1 Milliarden Euro glimpflich davonkam. Ohne die Schwäche des US-Dollar wäre das Ergebnis 200 Millionen Euro höher ausgefallen, rechnete Bäte vor. Beim Verkauf der Oldenburgischen Landesbank (OLB) an einen Finanzinvestor nahm die Allianz einen Verlust von 210 Millionen Euro in Kauf.

BÄTE ZÖGERT MIT NÄCHSTEM AKTIENRÜCKKAUF

Das drückte den Nettogewinn nach Anteilen Dritter um zwei Prozent auf 6,8 Milliarden Euro. 2018 müsste er auf rund 7,3 Milliarden steigen, um die Eigenkapital-Rendite von 13 Prozent zu erreichen, die Bäte vor zwei Jahren als Ziel ausgegeben hatte. "Unsere Dreijahresziele sind in Reichweite", sagte der neue Finanzvorstand Giulio Terzariol. Rückenwind erwartet der Italiener von der US-Steuerreform, die der Allianz im Jahr rund 300 Millionen Euro bringe. Beim operativen Ergebnis bleibt die Allianz vorsichtig: Angepeilt werden wieder 11,1 Milliarden Euro - mit einer Schwankungsbreite von einer halben Milliarde nach oben und unten.

"Wir sind etwas besorgt, was 2018 angeht", sagte Bäte mit Blick auf die wackligen Börsen. Das Jahr werde geprägt sein von Unsicherheit an den Finanzmärkten. Die Korrektur sei noch nicht abgeschlossen. Auf einen dritten Aktienrückkauf wollte er sich deshalb nicht festlegen, der jüngste über zwei Milliarden Euro läuft noch bis April. "Wir wollen in diesem Umfeld stark kapitalisiert sein." Die Aktionäre können sich aber mit einer um 40 Cent auf acht Euro erhöhten Dividende für 2017 trösten. 2018 soll sie auf 8,40 Euro steigen. "Die Dividende ist uns heilig", sagte Bäte. Das reichte aber nicht, um der Allianz-Aktie Schwung zu geben. Sie trat am Freitag auf der Stelle.

ZUKÄUFE? "MÜHSAM ERNÄHRT SICH DAS EICHHÖRNCHEN"

Statt das Geld an die Aktionäre auszuschütten, liebäugelt Bäte weiter mit Zukäufen in der Sachversicherung. Doch seien die Preise immer noch sehr hoch. "Bisher haben wir nichts gefunden, was zu uns passt." Zu Berichten über ein Interesse an dem auf Bermuda ansässigen Rück- und Sachversicherer XL Group, der vor allem in den USA aktiv ist, wollte er sich nicht äußern. Grundsätzlich böten Übernahmen in den USA Chancen auf Synergien, fügte Terzariol hinzu. XL ist an der New Yorker Börse rund elf Milliarden Dollar wert. Im vergangenen Jahr habe die Allianz immerhin drei Milliarden Euro für Übernahmen ausgegeben, rund die Hälfte davon für die Aufstockung der Beteiligung an ihrem Warenkreditversicherer Euler Hermes, rechnete Bäte vor. "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen."

Der Umsatz der Allianz - also Beitragseinnahmen und Gebühren in der Vermögensverwaltung - stieg im vergangenen Jahr um drei Prozent auf 126,1 Milliarden Euro. Der Konzern beschäftigt mehr als 140.000 Mitarbeiter, davon gut 29.000 in Deutschland.