AHLERS AG

Herford Halbjahresbericht 2019/20

AHLERS AG

HALBJAHRESBERICHT 2019/20

(1. Dezember 2019 bis 31. Mai 2020)

ENTWICKLUNG IN DEN ERSTEN SECHS MONATEN DES GESCHÄFTSJAHRES 2019/20

H1 2019/20

- Corona-bedingte Belastungen führen zu Umsatzrückgang von 33 Prozent auf 70,7 Mio. EUR

  • - Geschäftsentwicklung des zweiten Quartals 2019/20 dennoch leicht besser als zu Beginn des Lockdowns erwartet

  • - Trotz erheblicher Einsparungen bei betrieblichen Aufwendungen (-10,4 Mio. EUR bzw. -19,7 Prozent) fällt das H1-Konzernergebnis um 7,7 Mio. EUR auf -9,4 Mio. EUR

  • - Weiterhin stabile Finanzposition mit niedrigerem Net Working Capital (-6,9 Prozent), gesunkener Nettofinanzverschuldung (-8,6 Prozent) und solider Eigenkapitalquote (52,4 Prozent)*

  • - Umsatzentwicklung des Gesamtgeschäftsjahres 2019/20 dürfte oberhalb der Halbjahresrate bei etwa -25 Prozent bis höchstens -33 Prozent liegen.

  • * alle Angaben vor Anwendung von IFRS 16 - Leasingbilanzierung

1. GESCHÄFTS- UND RAHMENBEDINGUNGEN

Die meisten volkswirtschaftlichen Institute gingen im Januar 2020 davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum der Eurozone im laufenden Jahr leicht abgeschwächt fortsetzen würde. Wegen der weltweiten Corona-Pandemie und den daraufhin beschlossenen Eindämmungsmaßnahmen mussten die Prognosen kräftig nach unten korrigiert werden (alle Prognosen Commerzbank Research Juni 2020). Während im Januar für die Euroländer noch ein BIP-Wachstum (Brutto-inlandsprodukt) von 0,9 Prozent für das Jahr 2020 angenommen wurde, wird nun ein Rückgang des BIP von 7 Prozent erwartet. Unter den vier großen Euroländern dürfte die Wirtschaftsleistung besonders stark in Italien und Spanien jeweils um 9 Prozent schrumpfen, aber auch in Frankreich und Deutschland wird eine Rezession von 7,5 Prozent bzw. 5,5 Prozent prognostiziert. Obwohl der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Aktivität im April durchschritten worden sein dürfte, wird eine schnelle Rückkehr auf das Vorkrisenniveau nicht erwartet. Einerseits wird die globale Nachfrage nach Gütern aus der Eurozone durch die fortgesetzten Maßnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus in anderen Teilen der Welt gebremst.

Andererseits dürfte es einige Zeit dauern, die unterbrochenen Lieferketten wiederaufzubauen.

Das Instrument der Kurzarbeit soll den Anstieg der Arbeitslosigkeit abfedern. Dennoch dürften viele Arbeitsplätze Corona-bedingt verloren gehen. Die Arbeitslosenquote im Euroraum dürfte von 7,6 Prozent auf knapp 8,8 Prozent im Jahr 2020 ansteigen. Unsicherheiten über die Konjunktur und die Arbeitsmarktlage wirken sich negativ auf die Verbraucher-stimmung aus. Das GfK-Konsumklima für Deutschland ist im Mai auf den zweitniedrigsten jemals gemessenen Wert gefallen (GfK Konsumklima Juni 2020). Ähnliches dürfte für das europäische Ausland gelten. Stützend wirken dagegen die expansive Geldpolitik der europäischen Zentralbank und die Maßnahmenpakete zur Mobilisierung des privaten Konsums.

Aufgrund der Corona-Pandemie wurden Mitte März europaweit Einzelhandelsschließungen für Bekleidung verfügt. Der vorher leicht rückläufige Umsatztrend des deutschen stationären Modehandels hat sich dadurch drastisch verschlechtert. In Deutschland durfte der Einzelhandel Mitte Mai wieder komplett öffnen. Dies gilt auch für viele andere europäische Län-der, außer für Russland, wo die Schließungen länger dauerten. Die Umsatzzahlen für die Wochen nach der Wiedereröffnung fallen noch durchwachsen aus. Gegenüber den beiden äußerst schwierigen Vormonaten zeichnet sich aber eine Erholung ab. Woche für Woche legten Umsatz und Frequenz im Monat Mai zu. Aufgelaufen liegen die Umsätze aber nach wie vor mit einem zweistelligen Prozentwert unter dem Vorjahr. Jüngste Befragungen lassen aber eine zunehmende Normalisierung des Kauf-verhaltens erwarten (Textilwirtschaft 23_2020 und 26_2020). Aufgrund der europaweit ergriffenen Maßnahmen dürfte diese Entwicklung für alle relevanten europäischen Märkte gelten. Der eCommerce trug zu Beginn der Lockdown-Phase nur wenig zu den Umsätzen bei, da sich die Verbraucher auf den Kauf anderer Dinge, wie z. B. Hygieneartikel, konzentrierten. Er hat sich aber schon in der Lock-Down-Phase wieder erholt und wächst seitdem wieder.

2. ERTRAGS-, FINANZ- UND VERMÖGENSLAGE

Vorbemerkungen zur Bilanzierung nach IFRS 16

Wie im Geschäftsbericht 2018/19 (s. S. 73 und 94f.) kommuniziert, werden im Rahmen der erstmaligen Bilanzierung nach IFRS 16 (Leasing) große Teile der bisherigen Mietaufwendungen entlastet und Abschreibungen und Finanzierungskosten entsprechend belastet. Dadurch hat sich das EBITDA in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahrs um 2,4 Mio. EUR erhöht. Auf Ebene des Ergebnisses vor Steuern ist die Anwendung des Standards nahezu ergebnisneutral, da sich Abschreibungen und Finanzierungskosten um etwa 2,5 Mio. EUR erhöhen. Durch die Verpflichtung zur Aktivierung der abgezinsten zukünftigen Mietzahlungen hat sich die Bilanz im ersten Halbjahr 2019/20 um 11,1 Mio. EUR verlängert. Auf der Aktivseite erhöhte sich das Anlagevermögen aufgrund der Nutzungsrechte am Mietobjekt um diesen Wert. Auf der Passivseite stiegen die lang- und kurz-fristigen finanziellen Verbindlichkeiten aus zukünftigen Mietzahlungen um 7,0 bzw. 4,2 Mio. EUR und das Eigenkapital sank um 0,1 Mio. EUR. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wird im Folgenden an den relevanten Stellen auf die Betrachtung vor IFRS 16 hingewiesen.

Q2 2019/20: 58 Prozent Umsatzrückgang durch Einzelhandelsschließungen

Die europaweit verfügten Einzelhandelsschließungen für Bekleidung fanden im Zeitraum von März bis Mai 2020 statt. Das hat im zweiten Quartal 2019/20 des Ahlers Geschäftsjahres (März - Mai 2020) zu einem Umsatzrückgang von 26,8 Mio. EUR bzw. 58 Prozent auf 19,5 Mio. EUR geführt (Q2 2018/19: 46,3 Mio. EUR).* Die Umsatzentwicklung lag damit aber am oberen Rand der Erwartungen zu Beginn des Lockdowns, weil die kurzfristig aufgelegten Mund-Nasen-Masken erfolgreich verkauft wurden und in der zweiten Maihälfte noch mehr Sommerware ausgeliefert werden konnte als gedacht.

Der Umsatz der ersten sechs Monate 2019/20 ging ebenfalls durch den europaweiten Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie um 33 Prozent bzw. 34,6 Mio. EUR auf 70,7 Mio. EUR zurück (Vorjahr 105,3 Mio. EUR). Das betraf alle Regionen Europas in ähnlicher Weise. Deutschland und das westeuropäische Ausland lagen im ersten Geschäftshalbjahr 2019/20 mit Rückgängen von je 30 Prozent etwa gleichauf. In Osteuropa, wo die Ware normalerweise später in der Saison versendet wird, gingen die Umsätze sogar um 45 Prozent zurück.

* alle Werte dieses Kapitels vor Anwendung IFRS 16 - Leasingbilanzierung

eCommerce-Geschäft mit positiver Tendenz

Die eigenen Online Shops verzeichneten in den Monaten April und Mai 2020 wieder Umsatzzuwächse und dämpften damit die rückläufige Gesamtentwicklung. Auch das Marktplatzgeschäft zog im Laufe des Monats Mai wieder an. Die flächen-bereinigten Umsätze des gesamten eigenen Retails bewegten sich mit einem Umsatzrückgang von 37 Prozent leicht unterhalb der allgemeinen Geschäftsentwicklung. Damit sank der Anteil des eigenen Retail am Gesamtumsatz auf 13,8 Prozent (Vorjahr 15,0 Prozent).

ERTRAGSLAGE

Corona-bedingter Rückgang des Konzernergebnisses trotz spürbar gesunkener betrieblicher Aufwendungen

Im ersten Halbjahr 2019/20 ging die Rohertragsmarge durch höhere Wertberichtigungen auf Saisonware leicht um 0,9 Prozentpunkte von 48,7 Prozent auf 47,8 Prozent zurück.* Der Rohertrag sank daher vor allem wegen des deutlich niedrigeren Umsatzes von 51,3 Mio. EUR um 17,5 Mio. EUR auf 33,8 Mio. EUR (-34 Prozent). Durch das Maßnahmenpaket zur Ertrags- und Effizienzsteigerung und die kurzfristig eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung gingen die betrieblichen Aufwendungen bestehend aus Personalkosten, dem Saldo aus betrieblichen Aufwendungen und Erträgen sowie Abschreibun-gen um spürbare 10,3 Mio. EUR bzw. 19,5 Prozent auf 42,4 Mio. EUR zurück. Die Personalkosten reduzierten sich durch die Ausnutzung von Kurzarbeit und Veränderungen in Zentralbereichen um 4,8 Mio. EUR bzw. 19,6 Prozent auf 19,7 Mio. EUR. Noch stärker sank der Saldo aus betrieblichen Aufwendungen und Erträgen um 5,4 Mio. EUR bzw. 20,9 Prozent auf 20,4 Mio. EUR. Maßgeblich dafür waren Einsparungen bei Store-Mieten, Vertreterprovisionen und Reisekosten sowie deutlich niedrigere Kosten für Frachten und Kommissionierung. Die Reduzierung der Marketingausgaben und der Leiharbeit trugen ebenfalls spürbar zur Kostensenkung bei. Während sich im Vorjahreszeitraum Sondererträge und -aufwendungen ausglichen, führten im ersten Geschäftshalbjahr 2019/20 vor allem die Kurseffekte durch schwächere Zloty- und Rubel-Kurse zu Sondereffekten von -0,4 Mio. EUR. Das Finanzergebnis lag wegen höherer Zinsen und den kapitalisierten und nun abgeschriebenen Aufwen-dungen des Konsortialkreditvertrags mit -0,5 Mio. EUR um -0,2 Mio. EUR unter dem Vorjahreswert. Das Ergebnis vor Ertrag-steuern sank im ersten Halbjahr 2019/20 um -7,8 Mio. EUR auf -9,5 Mio. EUR. Zum Berichtsstichtag wurden in geringem Umfang aktive latente Steuern auf Verluste ausländischer Tochtergesellschaften gebildet, da der Ausgleich der Verluste noch im laufenden Geschäftsjahr erwartet wird. Auf die Bildung latenter Steuern auf Inlandsergebnisse wurde wie bisher verzichtet. Zukünftige Gewinne können daher in größerem Umfang ohne Steueraufwand erzielt werden. Das Konzernergebnis sank um -7,6 Mio. EUR auf -9,3 Mio. EUR (Vorjahr -1,7 Mio. EUR).

* alle Werte dieses Kapitels vor Anwendung IFRS 16 - Leasingbilanzierung

ERTRAGSLAGE H1 2019/20

inkl. IFRS 16

vor IFRS 16

vor IFRS 16

Mio. EUR

H1 2019/20

H1 2019/20

H1 2018/19

Veränderung in %

Umsatzerlöse

70,7

70,7

105,3

-32,9

Rohertrag

33,8

33,8

51,3

-34,1

in % vom Umsatz

47,8

47,8

48,7

Personalaufwand *

-19,7

-19,7

-24,5

19,6

Saldo sonstige betr. Aufwendungen/Erträge *

-18,0

-20,4

-25,8

20,9

EBITDA *

-3,9

-6,3

1,0

n.a.

Abschreibungen

-4,6

-2,3

-2,4

4,2

EBIT *

-8,5

-8,6

-1,4

<-100,0

Sondereffekte

-0,4

-0,4

0,0

Finanzergebnis

-0,7

-0,5

-0,3

-66,7

Ergebnis vor Ertragsteuern

-9,6

-9,5

-1,7

<-100,0

Ertragsteuern

0,2

0,2

0,0

Konzernergebnis

-9,4

-9,3

-1,7

<-100,0

* vor Sondereffekten

Ahlers AG veröffentlichte diesen Inhalt am 08 Juli 2020 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 08 Juli 2020 14:21:05 UTC.

Originaldokumenthttps://www.ahlers-ag.com/fileadmin/user_upload/investor_relations/finanzbericht/ZwB_HJ_2020_deutsch.pdf

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