Der Hochtief-Aufsichtsrat trete am kommenden Mittwoch zusammen, um über die Offerte für Abertis zu entscheiden, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Hochtief würde damit in Konkurrenz zur italienischen Atlantia treten, die bereits um Abertis buhlt. Bei Hochtief sei zur Finanzierung der Offerte eine große, milliardenschwere Kapitalerhöhung geplant, hieß es weiter. Der spanische Hochtief-Großaktionär ACS werde bei der Kapitalerhöhung wohl nicht mitziehen, sein Anteil von derzeit knapp 72 Prozent werde dann verwässert. Sprecher von Hochtief und ACS wollten die Angaben nicht kommentieren.

Abertis betreibt mautpflichtige Straßen und Autobahnen in Spanien und ist auch in Chile und Brasilien aktiv. Insgesamt umfasst das Straßen-Netz mehr als 8600 Kilometer in 14 Ländern. Das Unternehmen expandierte in den vergangenen Jahren stark außerhalb Spaniens und ist hoch profitabel - das weckt Begehrlichkeiten: Die von der Benetton-Familie kontrollierte italienische Atlantia hat ein rund 17 Milliarden Euro schweres Übernahmeangebot vorgelegt, das sich aus Barmitteln und Aktien zusammensetzt. Atlantia will mit dem Zukauf das weltgrößte Mautstraßen-Unternehmen schmieden.

ACS arbeitet Insidern zufolge seit Monaten zusammen mit den Berater-Banken Lazard und JP Morgan ebenfalls an einer Offerte für Abertis. Das Unternehmen habe zur Finanzierung Gespräche sowohl mit Finanzinvestoren als auch Infrastrukturfonds geführt. Die Tochter Hochtief werde nun voraussichtlich die Offerte vorlegen, sagten Insider. ACS ist prominent im Hochtief-Aufsichtsrat vertreten. Voraussichtlich werde es eine Mischform aus Barmitteln und Aktien geben. Investoren könnten sich der Offerte zudem noch später anschließen.

Der von Real-Madrid-Präsident Florentino Perez geführte ACS-Konzern kontrolliert über Hochtief zudem den australischen Bau-Riesen Cimic. Hochtief-Chef ist der Perez-Vertraute Marcelino Fernandez Verdes. ACS hatte Hochtief nach einem erbitterten Übernahme-Kampf geschluckt. Auch für die Essener könnte die Abertis-Übernahme Sinn machen: Sie planen, entwickeln und bauen Mautstraßen zusammen mit der öffentlichen Hand. Mit Abertis könnten sie ihre Wertschöpfungskette erweitern, hieß es in Finanzkreisen.