Während der Exportweltmeister China wegen der Epidemie einen Dämpfer für den Außenhandel erwartet, verschoben die japanischen Autobauer Nissan und Honda am Freitag die Wiederaufnahme ihrer Produktion in der Volksrepublik, die zugleich der größte Automarkt der Welt ist. Daimler warnte vor den Auswirkungen des Coronavirus auf das eigene Geschäft. Aktienmärkte in Asien und Europa gerieten unter Druck. Zugleich stieg der Preis der Krisenanlage Gold auf ein Siebenjahreshoch.

"Wir erwarten, dass das Import- und Exportwachstum im Januar und Februar stark zurückgehen wird", sagte der Direktor der Außenhandelsabteilung des Handelsministeriums, Li Xingqian. Die Ausfuhren tragen etwa ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt Chinas bei. Ein anderer Regierungsvertreter erwartet allerdings nur überschaubare Folgen für Nachbarländer Chinas in Asien. "Natürlich wird es einen negativen Einfluss auf die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen haben", sagte der chinesische Botschafter beim Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN), Deng Xijun. "Aber ich denke, das ist vorübergehend und kurzzeitig."

Um die Epidemie einzudämmen, stehen in China zahlreiche Fabriken still. Andere haben Schwierigkeiten, ihre Produktion wieder hochzufahren, da es wegen der Zwangspause und der Verkehrsbeschränkungen an Arbeitskräften, Rohstoffen und Vorprodukten mangelt. In der ersten Februarhälfte brach der Autoabsatz in China um 92 Prozent ein. In den ersten 16 Tagen des Monats wurden lediglich 4909 Fahrzeuge verkauft, nachdem es im Vorjahreszeitraum 59.930 waren, wie der Branchenverband CPCA mitteilte.

Die Regierung will den Unternehmen unter die Arme greifen. Das Handelsministerium lässt untersuchen, welche steuerlichen, finanziellen und versicherungstechnischen Maßnahmen geeignet sind. Viele erwarten, dass ausländische Firmen in den meisten Teilen des Landes bis Ende Februar ihre Produktion wieder aufnehmen werden.

CORONA BREMST AUTOBRANCHE

Einen Dämpfer bekamen diese Hoffnungen allerdings von Entscheidungen zweier großer japanischer Autobauer. Der Renault-Partner Nissan und dessen Konkurrent Honda lassen die Autoproduktion im Zentrum des Corona-Ausbruchs länger ruhen als bisher geplant. Für zwei Fabriken in der Provinz Hubei werde die Terminplanung für einen Neustart der Fertigung überarbeitet, teilte Nissan mit. Hintergrund sei neben Anordnungen der Behörden auch die Lage der Zulieferer. Nissan drosselte bereits in Japan die Produktion an einigen Standorten, weil Bauteile aus China fehlten. Honda kündigte an, den Betrieb in seiner Fabrik in Wuhan erst am 11. März wieder aufzunehmen.

Daimler erklärte in seinem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht, die Epidemie könne zu signifikanten Rückgängen des Wirtschaftswachstums in China und anderen asiatischen Ländern führen. Risiken könnten nicht nur die Absatzentwicklung betreffen, sondern auch zu erheblichen Beeinträchtigungen der Produktion, des Beschaffungsmarkts und der Zulieferkette führen. Ein Grund für den im laufenden Jahr erwarteten leichten Rückgang des Pkw-Absatzes sei der Ausbruch des Coronavirus.

Nicht nur die Industrie, sondern auch die Dienstleister leiden unter der Epidemie. Der Ausbruch übe auch auf diesen Bereich erheblichen Druck aus, sagte Xian Guoyi, Direktor der Abteilung für Handel mit Dienstleistungen und kommerziellen Dienstleistungen. Besonders der Tourismus- und Verkehrssektor leide.

Das Bruttoinlandsprodukt der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der USA dürfte nach Prognosen von Ökonomen im ersten Quartal deutlich langsamer wachsen. Sie gehen davon aus, dass das Plus sich bis auf drei Prozent halbieren könnte, nachdem es Ende 2019 noch zu einem Wachstum von sechs Prozent gereicht hatte.