Istanbul (Reuters) - Die türkische Zentralbank strafft angesichts einer hartnäckig hohen Inflation ihre Geldpolitik überraschend.

Der Leitzins werde von 45 auf 50 Prozent angehoben, teilten die Währungshüter am Donnerstag mit. Begründet wurde der Schritt mit verschlechterten Inflationsaussichten. "Der straffe geldpolitische Kurs wird so lange beibehalten, bis ein signifikanter und anhaltender Rückgang des zugrunde liegenden Trends der monatlichen Inflation zu beobachten ist", hieß es. Auch müssten die Inflationserwartungen sinken.

Die Teuerungsrate kletterte im Februar auf mehr als 67 Prozent. Insbesondere bei Nahrungsmitteln und Hotelübernachtungen machte sich der starke Preisauftrieb bemerkbar. Finanzminister Mehmet Simsek erwartet wegen statistischer Basiseffekte in den kommenden Monaten noch keine Entspannung. Doch dürfte die Inflation aus Ökonomensicht später nachlassen: Zum Jahresende wird eine Teuerungsrate von 42,7 Prozent erwartet.

Die Zentralbank unter ihrem neuen Chef Fatih Karahan knüpft mit ihrem Schritt an die unter dessen Vorgängerin Hafize Gaye Erkan eingeleitete Straffung an. Sie hatte die Zinsen seit Juni 2023 aggressiv angehoben, um die Inflation zu dämpfen, ehe sie Anfang Februar überraschend zurücktrat. Bei der ersten Zinsentscheidung unter der Leitung von Karahan war der Zinssatz noch bei 45 Prozent belassen worden.

Die türkische Landeswährung Lira wertete nach Bekanntgabe der Zinsentscheidung auf. Deren langjährige Talfahrt ist ein Grund für die hohe Inflation, werden dadurch doch importierte Waren teurer. Zinserhöhungen machen die Lira wieder attraktiver für Anleger.

In der kommenden Woche stehen landesweit Kommunalwahlen an. Die AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan versucht dabei, wichtige Städte wie Istanbul zurückzugewinnen. Nach der Abstimmung wird mit einer restriktiveren Finanzpolitik gerechnet, die viele Türken wirtschaftlich treffen dürfte.

(Bericht von Ece Toksabay, Tuvan Gumrukcu, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)