Zürich (awp) - Die Privatbankengruppe Julius Bär publiziert am Montag, 20. November, einen Zwischenbericht über den Geschäftsverlauf in den ersten zehn Monaten 2023. Insgesamt haben vier Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

per 31.10.2023E
(in Mrd Fr.)             AWP-Konsens     30.06.2023A

Kundenvermögen (AuM)          436           441


10M 2023E                                 10M 2022A
(in BP)
Bruttomarge                   92,5         85,0

(in %)             
Adj. Cost/Income-Ratio        65,8         "Knapp über 66"

FOKUS: Die Analysten rechnen bei Julius Bär mit einem Rückgang der verwalteten Vermögen in den Monaten Juli bis Oktober, nachdem diese im Halbjahr noch zugelegt hatten. Der Rückgang dürfte vor allem der negativen Entwicklung an den Finanzmärkten seit Mitte Jahr geschuldet sein.

Die laufende Integration der Credit Suisse in die UBS sowie die starke Rekrutierung von Vermögensverwaltern bei Bär dürften aber die Netto-Neugeldzuflüsse bei der Privatbanken gestützt haben, heisst es etwa von der ZKB. Analysten rechnen mit höheren Zuflüssen in den vier Monaten als im gesamten ersten Halbjahr. Im ersten Semester akquirierte Bär Netto-Neugelder in Höhe von 7,1 Milliarden Franken.

Bei Analysten dürften auch Aussagen zum aktuellen Marktumfeld, zur Kundenaktivität und zu den weiteren Erwartungen mit Blick auf die Wirtschaft im Fokus stehen. Mitte September hatte sich Julius-Bär-CEO Philipp Rickenbacher an einem Anlass wie folgt geäussert: Die wirtschaftliche Verlangsamung in der EU und in China sowie Unsicherheit in den USA laste derzeit auf der Zuversicht von Vermögensverwaltungskunden. Die Gunst der Investoren für Anlagen an den Kapitalmärkten präsentiere sich entsprechend derzeit verhalten.

ZIELE: Für das Gesamtjahr erwartet das Bär-Management eine Bruttomarge in der Grössenordnung von 93 bis 94 Basispunkten, wie Finanzchefin Evangelia Kostakis Ende Juli anlässlich der Halbjahreszahlen sagte. Im ersten Semester lag die die Bruttomarge bei 93 Basispunkten nach 81 Basispunkten im Vorjahreszeitraum. Netto soll im laufenden Jahr ausserdem die Zahl der Kundeberater um über 100 ansteigen.

Der Vermögensverwalter hat ausserdem folgende mittelfristigen Finanzziele: Bis 2025 soll die bereinigte Vorsteuermarge 28 bis 31 Basispunkte erreichen. Die bereinigte Cost/Income-Ratio soll bis 2025 unter 64 Prozent liegen. Der bereinigte Vorsteuergewinn soll von 2023 bis 2025 jährlich um über 10 Prozent wachsen. Die bereinigte Rendite auf dem harten Kernkapital (RoCET1) soll von 2023 bis 2025 über 30 Prozent betragen.

Zudem will die Bank bis 2025 Bruttoeinsparungen von bis zu 120 Millionen Franken erzielen, die "linear über den Zyklus" von 2023 realisiert werden sollen. Die geografische Präsenz soll weiter gestrafft werden, die Effizienz soll verbessert werden und die Organisation optimiert werden. Die Einsparungen sollen zur Finanzierung von Technologieinvestitionen über rund 400 Millionen Franken von 2023 bis 2025 beitragen, die zum Investitionsbudget hinzukommen.

Die verwalteten Vermögen will Julius Bär früheren Aussagen zufolge bis 2030 auf 1 Billion Franken verdoppeln.

PRO MEMORIA: Der drohende Zusammenbruch der Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko könnte auch für Julius Bär unangenehme Folgen haben. Der Österreicher und seine Unternehmen hätten Kredite von "deutlich über einer halben Milliarde" bei der Bank Julius Bär offen, hiess es jüngst in einem Artikel des Finanzblogs "Inside Paradeplatz" mit Verweis auf einen Insider. Julius Bär habe vor vier Jahren den Kauf der Globus-Gruppe durch Benko und seine thailändischen Partner finanziert. Die Bank wollte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP nicht dazu äussern.

Zudem haben laut einer im September veröffentlichten Recherche der Tamedia-Zeitungen Schweizer Banken trotz Sanktionen und Geldwäscherei-Vorwürfen Geschäftsbeziehungen mit hohen russischen Beamten und Putin-Vertrauten geführt. Im Zentrum der Berichterstattung steht die Bank Julius Bär, aber auch Pictet, Lombard Odier und Reyl finden in den geleakten Dokumenten Erwähnung. Die Vorwürfe kommentierte die Bank ebenfalls nicht.

Mitte Juli hiess es vom Unternehmen selbst, dass Julius Bär sich von in Russland wohnhaften Kunden trennt. Diese sind nun in einem Brief, den AWP einsehen konnte, darüber informiert worden, dass die Bank die Geschäftsbeziehung mit ihnen bis spätestens Ende 2023 beende. Beratungsmandate oder Kreditkartenverträge mit den Kunden in Russland sollten bereits per Ende September 2023 beendet werden.

Im vergangenen Jahr hatte die Privatbank - nach der Invasion Russlands in die Ukraine - einen Aufnahmestopp für Kunden aus Russland kommuniziert und die Niederlassung in Moskau geschlossen. Per Ende 2022 bezifferte sie die Vermögen von russischen Personen, die weder im Europäischen Wirtschaftsraum noch in der Schweiz aufenthaltsberechtigt sind, noch auf rund 0,7 Prozent der Kundenvermögen.

Derweil plant die Zurich laut einem Medienbericht eine Offerte für Kairos, die italienische Bär-Tochter. Dabei werde das Geschäft der Asset-Management-Tochter mit 40 bis 50 Millionen Euro bewertet. Allerdings hiess es in der italienischen Wirtschaftstageszeitung "Milano Finanza", bis Mitte Oktober werde ein verbindliches Angebot vorgelegt. Das ist bisher aber nicht passiert.

Ausserdem hat Julius Bär Anfang Oktober angekündigt, ihre Geschäftsleitung zum Jahreswechsel zu vergrössern. Zwei Personen stossen 2024 von extern zur Bank und intern werden fünf Personen befördert. Vom jetzigen Top-Management werden zudem acht Personen weiterhin im Amt bleiben.

In jüngster Zeit wurden zudem Vergrösserungen bekannt: So wurde etwa eine neue Niederlassung im englischen Newcastle eröffnet sowie in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Genfer Büro personell aufgestockt. Auch in der Schweiz wächst die Bank: Per August stellte sie mehrere ehemalige CS-Mitarbeiter als Berater für vermögende Privatkunden für die Regionen Aargau und Solothurn ein.

AKTIENKURS: Die Titel von Julius Bär haben sich seit Anfang Jahr flach entwickelt, und bewegen sich damit in etwa im Einklang mit dem Gesamtmarkt gemessen am SPI. Das diesjährige Hoch erreichten Bär im April bei 64,70 Franken. Im letzten Jahr gaben die Titel beinahe 12 Prozent nach.

Homepage: www.juliusbaer.com

ba/ys