Die Ernennung von Larry Kudlow zu Trumps erstem Wirtschaftsberater könnte laut Christopher Gannatti, Associate Director of Research bei WisdomTree, eine sehr wichtige strategische Veränderung an den Devisenmärkten einläuten.

Eine der wichtigsten makroökonomischen Entwicklungen der letzten 15 Monate ist die dramatische Abwertung des US-Dollars. Dies hat internationale Aktienindizes beflügelt, die neben Aktieninvestments auch Fremdwährungsrenditen berücksichtigen, wie Christopher Gannatti, Associate Director of Research bei WisdomTree, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Betrachte man die historischen Faktoren, die für Wechselkursschwankungen sorgten, spielten Zinsdifferentiale eine wichtige Rolle. Im aktuellen Umfeld ziehe die US-Notenbank (Fed) die Zinsen an, während die Zentralbanken wichtiger entwickelter Märkte in Europa und Japan die kurzfristigen Zinssätze im negativen Bereich belassen hätten. Das mache den Einbruch des Dollars umso interessanter und vielleicht auch überraschend, heißt es weiter.

„Am besten lassen sich diese Vorgänge unserer Meinung nach durch die politisch motivierte Unsicherheit im Hinblick darauf erklären, ob die geldpolitischen Maßnahmen der USA einen schwachen Dollar mit niedrigeren Kapitalflüssen und Investitionen in die USA begünstigen würden. Der Personalwechsel im Weißen Haus, bei dem Gary Cohn als Trumps erster Wirtschaftsberater durch Larry Kudlow ersetzt wurde, könnte eine sehr wichtige strategische Veränderung für die Devisenmärkte und die Stimmung einläuten“, so Gannatti.

Im Februar hätten Kudlow und seine Mitautoren Stephen Moore und Art Laffer eine Erklärung verfasst. Darin habe es geheißen, dass die Trump-Regierung und die Republikaner im Kongress eine der besten wachstumsfördernden Steuergesetze aller Zeiten verabschiedet hätten. Das Gesetz über Steuersenkungen und Arbeitsplätze (Tax Cuts und Jobs Act) gehöre neben den Steuergesetzen von Ronald Reagan aus den Jahren 1981 und 1986 sowie John F. Kennedys posthumen Steuersenkungen von 1964 in die Rekord-Ehrenhalle der Gesetzgebung. Werde dies mit Präsident Donald Trumps Deregulierungsagenda kombiniert, sehe man keinen Grund, warum die Wirtschaft nicht über einen längeren Zeitraum hinweg ein Wachstum von drei bis vier Prozent verzeichnen sollte – ein Plus gegenüber den 1,6 Prozent in Obamas letztem Jahr im Amt, heißt es in der Erklärung.

Doch eine Säule des Wohlstands fehle noch in der Wirtschaftsagenda von Trump, und das sei eine solide Dollarstrategie. 2017 sei es zu einer Abwertung des Dollars gekommen und man fordere eine Stabilisierung. Unter Reagan habe der Dollar bis 1985 auf den Devisenmärkten 67 Prozent an Wert gewonnen. Der Preis von Gold, die Zinssätze und die Inflation hätten sich ebenso von zweistelligen inflationären Hochs entfernt, während die amerikanische Wirtschaft wieder angekurbelt worden sei und der Aktienmarkt in seinen 18-jährigen Bullenmarkt gestartet sei. Man könne zeitlich sogar noch weiter zurückgehen. Im Mai 1962 sei Präsident Kennedys Revenue Act verabschiedet worden und er habe erneut bestätigt, dass der US-Dollar so gut wie Gold sei – das sei der Beginn des unglaublichen Booms gewesen, der „Go-Go Sixties“ genannt worden sei, so die Erklärung von Kudlow & Co weiter.

„Sollte das Wirtschaftsteam im Weißen Haus seinen Ton ändern und ein starkes Dollarumfeld begrüßen, könnte dies eine Herausforderung für Investoren in der internationalen Investmentwelt darstellen“, so Gannatti. Die US-Wirtschaft sei und bleibe der weltweit größte Verbrauchermarkt. Eine Schwächung des Dollars habe deshalb für ein kurzfristiges Umfeld gesorgt, das globale multinationale Unternehmen, die in die USA exportieren, verstärkt belaste. Warum? Durch einen schwächeren Dollar würden diese Importe in die USA (Exporte aus Europa, Japan und anderen Regionen) für US-Verbraucher teurer, heißt es weiter.

„Einige der am meisten verfolgten Strategien von WisdomTree konzentrieren sich auf multinationale Exporteure in Europa (WisdomTree Europe Hedged Equity Index) und Japan (WisdomTree Japan Hedged Equity Index). Wir wissen, dass der Dollar über diesen Zeitraum von zwei Jahren an Wert verlor und oberflächlich betrachtet ein recht schwieriges Umfeld für diese Unternehmen bereitet hat. Hingegen lieferte der S&P 500 Index im selben Zeitraum eine kumulierte Rendite von nur 41 Prozent. Es stimmt, dass diese Indizes mit exportorientierten Aktien schlechter abgeschnitten haben als diese weithin beachtete Benchmark, wichtig ist jedoch, dass die Bewegung des US-Dollars in diesem Zeitraum nicht gerade ideal war“, so Gannatti.

Zum Zeitpunkt dieses Artikels sei der Yen auf einem Stand von 105 bis 106 zum US-Dollar gehandelt worden und habe, gemessen seit Jahresbeginn 2018 bis zum 16. März, unter den G10-Währungen die größte Stärke aufgewiesen. Weshalb sollte sich WisdomTree dann jemals auf einen Korb an exportorientierten japanischen Aktien fokussieren? Die japanische Zentralbank sei weiterhin eine der aggressivsten aller weltweiten Zentralbanken und dies trägt zu einem Unterschied von 6,93 Prozent zwischen der Gewinnrendite der japanischen Exporteure und der Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen bei. Dies sei das Bild einer Zentralbank, die die Attraktivität risikoreicher Anlagen in Japan fördere, heißt es weiter.

„Obwohl wir nicht mit Sicherheit sagen können, wie sich eine Währung in Zukunft verhalten wird, geschweige denn der Dollar, glauben wir, dass die Bewegung des Dollars – ob sich diese Abwertung als vorübergehend oder als langfristig erweist – starke Auswirkungen auf die globale Vermögensallokation in den Portfolios von Investoren haben wird. Sollte Kudlows Ernennung zu einem Wendepunkt führen, könnten sich die exportorientierten Strategien von WisdomTree in kurzer Zeit als interessanter erweisen“, so Gannatti.

Autorin: Tomke Hansmann, Redakteurin bei GodmodeTrader.de

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