Börsen-Zeitung: Kurse machen Nachrichten, Kommentar zur Entwicklung an

den Finanzmärkten von Andreas Hippin

Frankfurt (ots) - Der erneute Absturz der chinesischen

Festlandsbörsen hat an den Finanzmärkten der ganzen Welt hektische

Aktivitäten ausgelöst. Das Resultat des bislang kürzesten

Handelstages in Schanghai und Shenzhen - 29 Minuten inklusive einer

Aussetzung von einer Viertelstunde - lässt Anleger das Wochenende

herbeisehnen. Kurse machen Nachrichten, eine Erklärung muss her: War

es nun die erneute Abwertung des Renminbi, der schwache

Caixin-Einkaufsmanagerindex oder der Wasserstoffbombentest von Kim

Jong-un, die den Abverkauf ausgelöst haben? Eigentlich ist das egal.

Denn die Wirtschaftswunderbörsen sind so hoffnungslos überbewertet

wie die Nasdaq zur Jahrtausendwende. Die Konjunktur erlahmt, das

erreichte Niveau ist durch nichts mehr zu rechtfertigen. Der

wesentliche Unterschied zum Platzen der Internet-Blase ist, dass die

Staatsorgane der Volksrepublik den Crash durch ihren verzweifelten

Aktionismus in die Länge ziehen.

Derweil rätseln selbst ernannte China-Experten jeglicher Couleur,

wie die weise Führung in Peking um die erforderliche Anpassung der

hoch verschuldeten Wirtschaft an die Wirklichkeit herumkommen will -

durch eine weitere Abwertung der Währung, Maßnahmen zur Ankurbelung

der Konjunktur oder eine wundersame Erholung?

China ist einfach zu wichtig für das Wachstum der Weltwirtschaft,

um allzu lange in den Hintergrund zu treten. Der Preisverfall an den

Öl- und Metallmärkten geht nicht zuletzt auf die schwindende

Nachfrage aus dem Reich der Mitte zurück.

Zuletzt wurden die Investoren von den Zentralbanken abgelenkt.

Schließlich ging es um den ersten Zinsschritt der US-Notenbank und

die Frage, wie schnell die EZB ihr Gelddruckprogramm ausweiten wird.

Dazu herrscht nun mehr oder weniger Klarheit. Die Ängste vor einer

von einer Schwellenländerkrise ausgelösten weltweiten Rezession

rücken auf der Tagesordnung wieder nach oben.

Die Weltbank kürzte bereits ihre Wachstumsprognose. Der

Finanzinvestor George Soros verlautbarte, er fühle sich an das Jahr

2008 erinnert. Man mag von ihm halten, was man will, aber sein Wort

hat für viele Finanzmarktakteure Gewicht - ebenso wie die Äußerungen

von Alan Greenspan oder Mervyn King in der Regel nicht im Raum

verhallen. Noch bewegen sich die Ausschläge außerhalb der

chinesischen Kommandowirtschaft im Rahmen der zuletzt üblichen

Volatilität. Aber auch in Europa, vor allem aber in den USA ist das

Bewertungsniveau ambitioniert. Auch hier könnten Kurse bald

Nachrichten machen.

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