London (Reuters) - Hohe Inflation und mieses Wetter haben dem britischen Einzelhandel im Juli überraschend große Umsatzeinbußen eingebrockt.

Die Einnahmen sanken um 1,2 Prozent gegenüber Juni, wie das Nationale Statistikamt (ONS) am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten nur mit einem Rückgang um 0,5 Prozent gerechnet. Verglichen mit dem Vorjahresmonat brachen die Einnahmen im verregneten Juli 2023 ein: Das Umsatzminus war mit 3,2 Prozent noch größer als von Volkswirten erwartet, die minus 2,1 Prozent prognostiziert hatten.

"Die Einzelhandelsumsätze gingen im Juli stark zurück, da schlechtes Wetter die meisten Sektoren beeinträchtigte", erläuterte Heather Bovill vom ONS. Besonders die Supermärkte hätten dies zu spüren bekommen. Auch wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten hätten sich die Kunden beim Kauf von Kleidung und Lebensmitteln zurückgehalten. Die Umsätze in Kaufhäusern seien ebenfalls deutlich zurückgegangen.

Viele Käufer zogen es vor, online zu shoppen, statt im Regen auf Einkaufstour zu gehen: 27,4 Prozent der Einzelhandelsumsätze wurden über das Internet abgewickelt - der höchste Anteil seit Februar 2022. Großbritannien weist eine der höchsten Teuerungsraten in Westeuropa auf, wobei nur Island und Österreich unter einem höheren Preisdruck leiden.

Die britische Teuerungsrate sank im Juli zwar auf 6,8 Prozent von 7,9 Prozent im Juni. Die von der Bank of England (BoE) angestrebte Inflationsmarke von 2,0 Prozent ist damit aber noch weit weg. Am Geldmarkt wird daher fest mit einer weiteren Erhöhung des Leitzinses für September gerechnet - es wäre der 15. Schritt nach oben in Folge.

(Bericht von William Schomberg, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)