FRANKFURT (awp international) - Der Euro ist weiter im Höhenflug. Gegenüber dem US-Dollar kletterte der Kurs am Montagmittag zeitweise bis auf 1,2297 USD und damit auf den höchsten Stand seit Ende 2014. Am frühen Nachmittag liegt der Kurs aber wieder etwas tiefer bei 1,2272 USD. Am Morgen notierte der Euro noch bei 1,2219 USD.

Zum Franken hat sich der Eurokurs wenig verändert. Am frühen Nachmittag notiert die Gemeinschaftswährung auf 1,1794 CHF und kostet damit etwa so viel wie am Freitagabend. Der Dollar gab derweil deutlich nach zum Franken und notiert auf 0,9610 CHF, nachdem der Kurs am Freitagabend noch bei 0,9688 CHF lag.

Experten nennen zwei Gründe für den Höhenflug des Euro: Die Aussicht auf eine Regierungsbildung in Deutschland und Signale in Richtung einer schnelleren Straffung der EZB-Geldpolitik als bisher gedacht. "Nach dem positiven Ausgang der Sondierungsgespräche für eine Grosse Koalition aus CDU/CSU und SPD sowie dem damit verbundenen Bekenntnis zur Stärkung der EU erreichte der Euro ein neues Jahreshoch", erklärte Experte Wolfgang Kiener von der BayernLB.

Ausserdem verwies Kiener weiter auf das Protokoll der jüngsten Zinssitzung der EZB, das bereits in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. Demnach könnte die Notenbank schon Anfang des laufenden Jahres ihre Formulierung bei der längerfristigen Ausrichtung der Geldpolitik ("Forward Guidance") ändern. Am Markt wurde dies als Signal für eine näher rückende Straffung der nach wie vor extrem lockeren Geldpolitik gewertet, sagte Experte Kiener. Hinweise auf eine straffe Geldpolitik der EZB geben dem Euro in der Regel Auftrieb.

COMMERZBANK ERWARTET WEITERN ANSTIEG DES EUR/CHF-KURSES BEI EZB-ZINSERHÖHUNG 2019

Nachdem sich der Franken seit dem Frühjahr letzen Jahres deutlich abgewertet hat, liegt der EUR/CHF-Kurs mittlerweile auf den höchsten Niveaus seit Aufgabe des Mindestkurses Anfang 2015, wie die Commerzbank schreibt. Als Auslöser für die Aufwärtsbewegung sieht die Commerzbank die Wahl von Emmanuel Macron zum Präsidenten Frankreichs. Dieser setze sich für eine Vertiefung der Währungsunion ein und erhalte dabei Unterstützung von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Dadurch erscheine ein Zusammenrücken der Euro-Länder wahrscheinlicher, was aus Sicht des Marktes wiederum die systemischen Euro-Risiken verringere, so die Commerzbank weiter. Hinzu komme das jüngst kräftige Wirtschaftswachstum im Euroraum, welches die Hoffnungen auf einen baldigen Ausstieg aus der ultra-expansiven Geldpolitik der EZB genährt und den Euro beflügelt habe. Gleichzeitig sei damit die Nachfrage nach dem Franken als sicherem Hafen gesunken.

Dennoch liegt aus Sicht der Commerzbank die Vermutung nah, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Sommer mittels Devisenmarktinterventionen bei der Aufwärtsbewegung des EUR/CHF-Kurses nachgeholfen habe. Zumindest sei für diese Zeit keine ausgeprägte Euro-Stärke festzustellen gewesen.

An eine Normalisierung ihrer Geldpolitik könne die SNB aber noch nicht denken, heisst es weiter. Der Inflationstrend in der Schweiz sei zwar weiter positiv, aber noch immer so schwach, dass der kleinste Schock die Gefahr berge, die Preise wieder in den deflationären Bereich zu drücken. Entsprechend gelte es für die SNB, einen erneuten Aufwertungsschock zu verhindern.

Vorerst sieht die Commerzbank den EUR/CHF-Kurs aber in erste Linie weiterhin als Spielball der Entwicklung im Euroraum. Es sei zu befürchten, dass die EZB ihr Anleihekaufprogramm noch einmal verlängern werde und damit auch eine erste Zinserhöhung weiter in die Zukunft verschiebe. Entsprechend bestehe die Gefahr, dass der Kurs zwischenzeitlich noch einmal nach unten tendiere. Erst wenn sich eine Zinswende der EZB im Jahr 2019 abzeichne, dürfte der Kurs wieder deutlich an Boden gewinnen. Die SNB dürfte nach Einschätzung der Commerzbank erst ab einem Kurs über 1,20 CHF ein Zinserhöhung vornehmen.

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