FRANKFURT (awp international) - Der Kurs des Euro ist am Donnerstag etwas unter Druck geraten. Die Gemeinschaftswährung hatte im Tagesverlauf zunächst an ihre deutlichen Vortagesgewinne angeknüpft und bei 1,1012 US-Dollar den höchsten Stand seit Anfang Mai erreicht. Zuletzt notierte sie etwas tiefer bei 1,0959 Dollar.

Auch gegenüber dem Franken legte der "Greenback" zu. Das Währungspaar USD/CHF notiert am Nachmittag bei 0,8963 nach 0,8929 am Morgen. Demgegenüber hat sich das Währungspaar EUR/CHF am Nachmittag kaum bewegt und kostet aktuell 0,9823 nach 0,9829 Franken am Mittag. Der Euro profitierte laut Händlern davon, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins "nur" um 25 und nicht wie am Markt um 50 Basispunkte angehoben hat.

Dabei hat die SNB die Inflationsprognosen für das zweite und das dritte Quartal gesenkt. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Nationalbank ihre Geldpolitik in Zukunft etwas weniger stark als bislang erwartet straffen könnte. SNB-Präsident Thomas Jordan sagte denn auch, im Moment sei ein graduellerer Approach angemessener.

Am Devisenmarkt richtete sich der Fokus am Donnerstag auch auf weitere Notenbankentscheidungen. Grösste Aufmerksamkeit kam dabei der Bank of England zu, die ihren Leitzins stärker als erwartet um einen halben Prozentpunkt auf 5,0 Prozent erhöhte. Die wirtschaftlichen Folgen des derzeitigen Straffungskurses sind trübere Wachstumsaussichten und stark steigende Hypothekenzinsen, die viele Haushalte unter Druck setzen. Insofern profitierte das britische Pfund nur kurz von der überraschend deutlichen Zinserhöhung und geriet zuletzt zum Dollar und zum Euro unter Druck.

Auch die Notenbank Norwegens erhöhte ihren Leitzins überraschend deutlich um einen halben Prozentpunkt, und zwar auf 3,75 Prozent. Sie stellte eine weitere Zinsstraffung für den August in Aussicht und hob ihre mittelfristigen Zinsprojektionen an. Hier reagierte die norwegische Krone positiv und legte gegenüber dem Euro und dem Dollar zu.

Die türkische Lira erreichte derweil gegenüber dem Euro und dem Dollar jeweils weitere Rekordtiefs. Zuvor hatte die türkische Notenbank den Leitzins lediglich um 6,50 Prozentpunkte auf 15,00 Prozent erhöht. Volkswirte hatten im Schnitt eine noch stärkere Erhöhung erwartet und einen Leitzins von 20 Prozent prognostiziert. Im vergangenen Jahr hatte die türkische Notenbank den Leitzins trotz einer sehr hohen Inflation mehrfach gesenkt. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich immer wieder für Zinssenkungen ausgesprochen und starken Druck auf die Notenbank ausgeübt. Nach seiner Wiederwahl jedoch signalisierte Erdogan einen Wandel in seiner Wirtschafts- und Geldpolitik.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86115 (0,85828) britische Pfund und 156,05 (154,89) japanische Yen fest.

Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1917 Dollar gehandelt. Das waren 15 Dollar weniger als am Mittwoch./la/jsl/nas