WASHINGTON (dpa-AFX) - Die Ratingagentur Fitch hat den USA die begehrte Spitzenbonität entzogen. Die Einstufung wurde um einen Schritt von AAA auf AA+ gesenkt, wie Fitch am späten Dienstagabend mitteilte. Damit zieht Fitch mit dem Konkurrenten S&P gleich, der das Rating der USA bereits 2011 auf AA+ gesenkt hatte. Die dritte führende Ratingagentur, Moody's, bleibt bei der höchsten Stufe.

Dies sagen Ökonomen zu der Entscheidung:

Bernd Weidensteiner und Christoph Balz, Ökonomen Commerzbank

"Kurzfristig dürfte die Herabstufung kaum Auswirkungen haben. Mit Moody's stuft auch eine weitere große Ratingagentur die USA weiterhin mit der Bestnote AAA ein. Außerdem sind Treasuries unschlagbar in Sachen Liquidität und mit der Denominierung in der Weltleitwährung US-Dollar. Dies ändert allerdings nichts daran, dass sich die US-Staatsverschuldung auf einem nicht tragfähigen Kurs befindet. Wie kann dieses Problem gelöst werden? Der zunehmende Anteil der Zinsausgaben am Haushalt sorgt für weiteren Leidensdruck. In den 1990er Jahren führte dies zu Bemühungen, den Haushalt zu konsolidieren. Allerdings war damals der Schuldenstand viel niedriger, und die politische Polarisierung weniger ausgeprägt. Somit ist dieses Mal ein dickeres Brett zu bohren."

Bernd Krampen, Analyst bei der Nord/LB

"Die Agentur bemängelte erstens die Haushaltsdisziplin und zweitens die sogenannte 'Erosion der Staatsführung', was eine Verschlechterung der fiskalischen Situation in den nächsten drei Jahren impliziere. Unseres Erachtens sind die Begründungen nachvollziehbar, der Zeitpunkt ist aktuell aber fragwürdig: Denn mit den Zinsanhebungen steigt perspektivisch auch die Zinslast des Staates deutlich, andererseits ist das Thema Debt Ceiling bis Ende 2024 vom Tisch und die Konjunkturaussichten haben sich zuletzt aufgehellt. Die Finanzmarktbeteiligten werden sicher etwas Risiko abbauen wollen, was Aktien belastet und Treasuries beflügeln wird. Aber sicherlich nur kurzfristig - langfristig dominieren Makrodaten und die Fed-Maßnahmen. Rating-Anpassungen sind wie so häufig nur Schnee von gestern!"

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

"Die Ratingverschlechterung ist ein Schuss vor den Bug. Die Subventionspolitik der US-Regierung und die nervenaufreibenden Streitigkeiten um die Schuldenobergrenze könnten vorausschauend durchaus weitere Herabstufungen auslösen. Die Herabstufung reflektiert vor allem auch die mangelnde Kompromissbereitschaft im US-Kongress. Während das demokratische Lager zunehmend von links in Beschlag genommen wird, driften die Republikaner in die rechts-konservative Ecke ab. Es fehlt also an Überparteilichkeit. Besserung zeichnet sich nicht ab. Es sollte deshalb nicht verwundern, wenn auch die Ratingagentur MoodyŽs den USA die Bestnote mittelfristig entzieht."

Capital Economics, Ökonomen

"Es ist ein wenig seltsam, die USA zu einem Zeitpunkt herabzustufen, an dem die Wirtschaft das scheinbar unmögliche Kunststück zu schaffen scheint, die Inflation wieder auf das Zielniveau zu bringen, ohne eine Rezession auszulösen. Zugegeben - obwohl die Wirtschaft über dem Potenzial arbeitet und die Arbeitslosenquote unter vier Prozent liegt, bleibt das Defizit des Bundes auf dem Weg, im laufenden Haushaltsjahr auf fast 6 Prozent des BIP zu steigen.(...) Vieles hängt jedoch davon ab, wie sich die Zinssätze entwickeln. Wenn wir recht haben und die Inflation weiter nachlässt, wird die Fed die Zinsen bis zum nächsten Jahr reduzieren und damit die Kreditkosten des Bundes senken. Wenn wir uns jedoch irren und die Fed gezwungen ist, den nominalen Zinssatz über einen längeren Zeitraum über der Wachstumsrate des nominalen BIP zu halten, dann könnte die Schuldendynamik schnell untragbar werden."/jsl/jkr/mis