Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der erste Monat des Jahres 2024 ist fast geschafft und der letzte Montag des ersten Monats auch. An dem ist nichts los, aber am Dienstag nimmt die Sache mit deutschen und europäischen BIP-Daten Fahrt auf, am Mittwoch wird mit der Fed-Zinsentscheidung ein vorläufiger Höhepunkt erreicht, ehe die Woche mit dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag ausklingt. Ein kurzer Überblick in zeitlicher Reihenfolge:


   Deutsches BIP sinkt im 4. Quartal um 0,3 Prozent 

Die deutsche Wirtschaft dürfte im vierten Quartal geschrumpft sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte prognostizieren, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent gesunken ist. Das entspricht der vom Statistischen Bundesamt (Destatis) anlässlich der BIP-Veröffentlichung für 2023 abgegebenen Schätzung - und wer wollte da widersprechen? Normalerweise sind die Prognosen der Wiesbadener Statistiker recht treffsicher. Destatis veröffentlicht die Daten am Dienstag (10.00 Uhr).


   Euroraum-Wirtschaft sinkt im 4. Quartal 

Auch die Wirtschaft des Euroraums dürfte im vierten Quartal geschrumpft sein. Volkswirte prognostizierten einen BIP-Rückgang um 0,1 Prozent. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) allerdings hatte am Donnerstag die Ansicht geäußert, dass das BIP stagniert hat. Grob gesagt dürfte das verarbeitende Gewerbe die Wirtschaft gebremst haben, während der Dienstleistungssektor stützend wirkte. Entsprechend könnten die BIP-Veränderungsraten in den industriell geprägten Volkswirtschaften Deutschlands und Italiens negativ gewesen sein, während für Spanien ein kleiner BIP-Zuwachs zu erwarten ist. Eurostat veröffentlicht die Daten am Dienstag (11.00 Uhr)


   Deutsche HVPI-Teuerung sinkt im Januar - Basiseffekt 

Der Mittwoch beginnt mit deutschen Verbraucherpreisdaten. Analysten erwarten, dass der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) mit einer Jahresrate von 3,4 (Dezember: 3,8) Prozent gestiegen ist. Für den nationalen Index wird ein Rückgang der Jahresteuerung auf 2,9 (3,7) Prozent prognostiziert. Grund ist, dass ein einmalig im Dezember wirkender Basiseffekt durch die Übernahme von Vorauszahlungen für Gas- und Heizungsabschlagszahlungen im Dezember 2022 wieder wegfällt. Als erstes von sechs Bundesländern veröffentlicht um 7.30 Uhr Nordrhein-Westfalen seine Daten. Um 10.00 Uhr folgen die übrigen fünf, die nationalen Daten kommen um 14.00 Uhr.


   Euroraum-Inflation zu Jahresbeginn wieder rückläufig 

Sie werden einen Vorgeschmack auf die Euroraum-Inflationsdaten (Donnerstag, 11.00 Uhr) geben, ein aus Sicht der EZB entscheidender Datensatz. Volkswirte erwarten, dass die Verbraucherpreise mit einer Jahresrate von 2,7 (Dezember: 2,9) gestiegen sind. Für die Kernteuerung wird ein Rückgang auf 3,2 (3,4) Prozent erwartet.


   Fed erwägt Abschwächung ihrer quantitativen Straffung 

Obwohl die Federal Reserve die Zinsen nicht mehr erhöht, strafft sie die Geldpolitik stillschweigend über einen anderen Kanal: Sie reduziert ihre 7,7 Billionen Dollar schweren Bestände an Anleihen und anderen Vermögenswerten um rund 80 Milliarden Dollar pro Monat. Das könnte sich nun ändern. Die US-Notenbanker werden bei ihrer anstehenden Sitzung Überlegungen zur Abschwächung, aber nicht zur Beendigung dieser sogenannten quantitativen Straffung anstellen. Dies könnte erhebliche Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben.

Die Fed kann ihre Bestände verringern, indem sie Anleihen verkauft oder, wie sie es bisher bevorzugt hat, Anleihen fällig werden lässt, ohne sie zu ersetzen. Es wird allgemein erwartet, dass die Fed ihren Leitzins nicht antastet. An den Terminmärkten ist ein stabiles Zinsniveau zu 97 Prozent eingepreist. Zinssenkungen werden von den Marktteilnehmern erst für Mai oder Juni erwartet. Die Zinsentscheidung wird am Mittwoch (20.00 Uhr) bekannt gemacht.


   Bank of England von Inflation ausgebremst 

Angesichts der schwachen Wirtschaft müsste die Bank of England (BoE) wohl eigentlich ihre Zinsen senken. Aber der Anstieg der Inflation hat ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die BoE strebt eine Inflationsrate von 2 Prozent an, im Dezember lag sie aber bei 4,0 Prozent und im Dienstleistungssektor sogar bei 6,3 Prozent. Den Daten von Refinitiv zufolge rechnen die Geldmärkte mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte im Mai. Der Leitzins steht aktuell bei 5,25 Prozent. Das ist der höchste Stand seit 15 Jahren. Die Zinsentscheidung wird am Donnerstag (13.00 Uhr) veröffentlicht.


   US-Jobwachstum trotz straffer Zinspolitik stabil 

Das US-Stellenwachstum dürfte trotz der straffen Zinspolitik der US-Notenbank stabil geblieben sein. Für Januar (Veröffentlichung Freitag. 14.30 Uhr) erwarten Ökonomen nach dem Factset-Konsens ein Stellenwachstum von 178.000 (Vormonat: 216.000) und einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 3,8 (3,7) Prozent. Für die Stundenlöhne wird ein monatlicher Zuwachs um 0,3 (0,4) Prozent vorhergesagt.

In der Woche kommen außerdem Arbeitsmarktberichte aus Deutschland (Mittwoch, 9.55 Uhr) und dem Euroraum (Donnerstag, 11.00 Uhr), sowie deutsche Einzelhandelszahlen (Mittwoch, 8.00 Uhr). Am Donnerstag (9.30 Uhr) steht die Zinsentscheidung der schwedischen Riksbank an.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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(END) Dow Jones Newswires

January 26, 2024 09:43 ET (14:43 GMT)