Der Dax legte am Dienstag nach einem schwachen Wochenauftakt um 0,5 Prozent auf bis zu 16.729 Punkte zu; der EuroStoxx50 zog ähnlich stark auf bis zu 4537 Zähler an. An der Wall Street deuteten die US-Futures ebenfalls auf einen freundlichen Handelsstart hin. Zur positiven Stimmung trug die japanische Notenbank bei, die bei ihrer ultralockeren Geldpolitik auf Kurs blieb.

"Während westliche Zentralbanken erst noch beobachten wollen, ob die Inflation stabil auf zwei Prozent fällt, will die Bank of Japan abwarten, ob die Inflation stabil auf zwei Prozent steigt", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. "Der Zeitpunkt für eine Zinsanhebung muss nun wohl von März auf das zweite Quartal 2024 verschoben werden." Das Festhalten der Bank of Japan an ihrer Negativzinspolitik ließ Anleger in Japan aufatmen. Die lockere Haltung der BoJ unterstütze insgesamt die Stimmung an den Aktienmärkten, sagte Fiona Cincotta, Marktanalystin bei City Index.

Angesichts des nachlassenden Preisdrucks in der Euro-Zone und den USA steht die Frage nach dem Zeitpunkt der ersten Zinssenkung im kommenden Jahr dies- und jenseits des Atlantiks weiter im Fokus der Anleger. Der Preisauftrieb in der Euro-Zone hat zuletzt merklich nachgelassen und damit die Europäische Zentralbank (EZB) ihrem Inflationsziel von 2,0 Prozent näher gebracht. Die Verbraucherpreise legten im November nur noch um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag mitteilte und damit eine erste Schätzung bestätigte. Aus Sicht von Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau sollte die EZB irgendwann im Laufe des Jahres 2024 die Zinsen senken.

ÖLPREIS GIBT NACH - NUCERA HEBT AB

Am Rohölmarkt gaben unterdessen die Preise wieder leicht nach, nachdem Angriffe von Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer zuletzt Sorgen über Störungen der Ölversorgung geschürt und die Preise angetrieben hatten. Die Rohölsorte Brent aus der Nordsee gab um 0,1 Prozent auf 77,89 Dollar pro Barrel nach; die leichte US-Sorte WTI verbilligte sich um 0,4 Prozent auf 72,20 Dollar pro Barrel. Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Ölströme durch die Angriffe auf Schiffe seien wohl begrenzt, sagte John Evans vom Ölmakler PVM. "Die Angriffe haben nichts getroffen, was die Produktion beeinträchtigen würde." Auch die Analysten von Goldman Sachs rechneten nicht mit großen Auswirkungen auf die Preise für Rohöl und Flüssigerdgas. Für Beruhigung sorgte die von den USA angekündigte Gründung einer multinationalen Allianz zur Sicherung der Seewege im Roten Meer.

Bei den Einzelwerten bescherten die rosigen Aussichten für Wasserstoff in der künftigen Energieversorgung den Aktien von Nucera ein Rekordplus. Die Papiere der Wasserstoff-Tochter von Thyssenkrupp legten um bis zu 15,8 Prozent zu. "Die Aktie ist gestern schon nach den Zahlen angezogen und heute kürzen Analysten zwar ihre Kursziele, bleiben aber positiv und sehen an den neuen Zielen gemessen noch viel Potenzial", sagte ein Händler. Positiv sei auch, dass Deutschland und sechs weitere europäische Staaten zugesagt haben, bis 2035 alle Kraftwerke mit CO2-Ausstoß aus ihren Stromnetzen zu verbannen.

Nach oben ging es mit einem Kursplus von rund zwei Prozent auch für Covestro. Der Ölkonzern Adnoc aus dem Emirat Abu Dhabi will einem Medienbericht zufolge in den kommenden Tagen eine erhöhte Übernahme-Offerte für den Leverkusener Kunststoffkonzern vorlegen. "Dies könnte den Weg für eine Due-Diligence-Prüfung freimachen, nachdem Covestro die früheren Angebote des Unternehmens aus Abu Dhabi als zu niedrig angesehen hat", sagte ein Händler.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)