Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

Deutsche Wirtschaft stagniert im zweiten Quartal

Die deutsche Wirtschaft ist zweiten Quartal 2023 auf der Stelle getreten. Das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtete. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten ein Wachstum von 0,1 Prozent erwartet. Im Vergleich zum Vorjahresquartal lag das BIP preis- und kalenderbereinigt um 0,2 Prozent niedriger. Die befragten Ökonomen hatten ein Minus von 0,3 Prozent vorhergesagt. In den beiden vorherigen Quartalen war das BIP zum Vorquartal zurückgegangen - revidiert minus 0,1 Prozent im ersten Quartal und minus 0,4 Prozent im vierten Quartal 2022; bei zwei Rückgängen in Folge sprechen Volkswirte von einer technischen Rezession.

ING: Deutschland zwischen Stagnation und Rezession

Die deutsche Wirtschaft scheint in der Dämmerungszone zwischen Stagnation und Rezession festzustecken, befindet ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. "Die aktuellen Daten zum deutschen Bruttoinlandsprodukt ähneln dem Lieblingsfußballverein dieses Ökonomen, der das letzte Spiel der Saison gewinnt, aber trotzdem in die zweite Liga absteigt. Es ist ein Sieg, der keinen Anlass zum Feiern gibt", schreibt Brzeski in einem Kommentar.

KfW: Deutsche Wirtschaft im "Schwebezustand"

"Die deutsche Wirtschaft befindet sich gerade in einer Art Schwebezustand", befindet KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. "Offenbar hat der Anstieg der Wertschöpfung in den Dienstleistungsbereichen das Schrumpfen im produzierenden Gewerbe aufgewogen, sodass das Statistische Bundesamt in seiner ersten Schätzung von einer Stagnation des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal ausgeht." Sorgen mache vor allem die Industrie, denn trotz schwindender Lieferkettenprobleme trete die Produktion weiter auf der Stelle und der Auftragseingang liege im Abwärtstrend.

DIHK: Deutschland zunehmend Bremsklotz für die Eurozone

Nach Ansicht der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) entwickelt sich Deutschland zunehmend zum "Bremsklotz" für die Eurozone. Zuvor hatte das Statistische Bundesamt eine Stagnation der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal gemeldet. "Der ungesunde Cocktail aus hoher Inflation, steigenden Zinsen, Fachkräftemangel und Bürokratie gepaart mit einer lahmen Weltkonjunktur lässt befürchten, dass die Konjunktur in den nächsten Monaten sogar rezessiv wird. Deutschland fällt im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn weiter zurück", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.

Inflation in Bundesländern lässt im Juli nach

Der Inflationsdruck hat in einigen Bundesländern im Juli nachgelassen. In Nordrhein-Westfalen sank die jährliche Teuerungsrate auf 5,8 (Vormonat: 6,2) Prozent, in Bayern auf 6,1 (6,2) Prozent, in Baden-Württemberg auf 6,8 (6,9) Prozent und in Sachsen auf 6,7 (6,8) Prozent In Hessen und Brandenburg blieben die Jahresteuerungsraten allerdings konstant bei 6,1 beziehungsweise 6,7 Prozent. Im Juli verteuerten sich auf Jahressicht insbesondere die Preise für Nahrungsmittel, während Kraftstoffe wie Heizöl und Benzin günstiger angeboten wurden.

Ifo: Rückgang der deutschen Inflation wird sich wohl hinziehen

Der Rückgang der deutschen Inflation dürfte sich einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge hinziehen. Die Preiserwartungen der deutschen Unternehmen für die kommenden Monate sind laut Ifo im Juli auf 16,4 Punkte gestiegen, von 16,3 im Juni. "Erstmals seit Oktober 2022 hat der Anteil der Unternehmen, der per saldo seine Preise anheben will, nicht weiter abgenommen", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

IAB-Arbeitsmarktbarometer im Juli stabilisiert

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer hat sich im Juli gefangen und liegt nach einem minimalen Rückgang von 0,1 Punkten im Vergleich zum Vormonat nun bei 101,0 Punkten. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verbleibt damit weiterhin über der neutralen Marke von 100. Das europäische Barometer geht demgegenüber weiter zurück und liegt im Juli bei 100,6 Punkten, ein Rückgang um 0,5 Punkte gegenüber dem Juni.

Euroraum-Wirtschaftsstimmung trübt sich im Juli weiter ein

Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone hat sich im Juli zum dritten Mal in Folge eingetrübt. Der von der Europäischen Kommission veröffentlichte Sammelindex zur Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung fiel auf 94,5 Punkte von 95,3 im Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten mit einem Rückgang auf 95,0 Zähler gerechnet. Der für die gesamte Europäische Union (EU) berechnete Indikator erhöhte sank auf 93,6 Punkte von 94,1 im Vormonat.

EZB: Ökonomen sehen Inflation 2025 weiter bei 2,2 Prozent

Die regelmäßig von der Europäischen Zentralbank (EZB) befragten Professional Forecasters haben ihre Prognosen für die Inflation im Euroraum im laufenden Jahr gesenkt und rechnen weiterhin mit einem verhaltenen Wirtschaftswachstum. Die "mittelfristige" Inflationsprognose für 2025 wurde beibehalten, jene für das BIP-Wachstum dagegen zurückgenommen. Laut dem aktuellen Survey of Professional Forecasters prognostizieren die Experten für 2023 einen Anstieg der Verbraucherpreise um 5,5 (Mai-Umfrage: 5,6) Prozent. Für 2024 wird die Teuerungsrate bei 2,7 (2,6) Prozent gesehen und 2025 bei weiterhin 2,2 Prozent. Langfristig sehen die Experten die Inflation unverändert bei 2,1 (2,1) Prozent.

EZB: Großunternehmen berichten von stagnierenden Geschäften

Die Geschäfte von Großunternehmen im Euroraum stagnieren nach Erkenntnissen der Europäischen Zentralbank (EZB) weitgehend, wobei es jedoch erhebliche Unterschiede sowohl zwischen als auch innerhalb der Sektoren gibt. In dieser Hinsicht habe sich seit Anfang des Jahres nicht viel geändert, teilte die EZB im Ergebnis einer Umfrage unter 73 Großunternehmen mit.

BoJ-Gouverneur: Trotz flexibler Steuerung keine Kursänderung

Der Gouverneur der Bank of Japan (BoJ), Kazuo Ueda, hat hervorgehoben, dass die Entscheidung der Notenbank, ihre Zinskurvensteuerung flexibler zu gestalten, keine Abkehr von ihrer lockeren Geldpolitik darstellt. "Sie zielt darauf ab, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass das Inflationsziel erreicht wird, indem die Geldpolitik der Zinskurvensteuerung flexibler gestaltet und die Nachhaltigkeit des Rahmens verbessert wird", sagte Ueda.

Habeck: Brauchen Hilfen für Investitionen und Industriestrompreis

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat sich angesichts der Schwäche der deutschen Wirtschaft für eine zielgerichtete Unterstützung von Investitionen, einen Industriestrompreis und einen schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien stark gemacht. Konjunkturprogramme lehnte er hingegen ab. Zuvor hatte das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtet, dass das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal stagniert hat. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten ein Wachstum von 0,1 Prozent erwartet.

Lindner: Belastungsgrenze für Wirtschaft ist überschritten

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) fordert in einem Zeitungsinterview angesichts der schwachen Wirtschaftsentwicklung eine Neujustierung der Politik und spricht sich gleichzeitig gegen ein klassisches Konjunkturprogramm aus. Die Belastungsgrenze der Wirtschaft sei überschritten. Auch die SPD ist gegen Konjunkturprogramme.

Chrupalla bekräftigt auf Parteitag Regierungsanspruch der AfD

AfD-Chef Tino Chrupalla hat zum Auftakt des Bundesparteitags in Magdeburg den Machtanspruch seiner Partei bekräftigt. "Wir können Regierungsverantwortung übernehmen", sagte Chrupalla vor den 600 Delegierten. "Wir sind bereit für mehr." Den Höhenflug seiner Partei führte er darauf zurück, dass nach langen Zeiten der Grabenkämpfe seit einem Jahr nun "Disziplin, Einigkeit und Harmonie" in der AfD herrsche. "Was wir damit erreichen können, sehen wir in den Umfragen."

+++ Konjunkturdaten +++

Belgien BIP 2Q +0,2% gg Vq; +0,9% gg Vj

Belgien Juli Verbraucherpreise +4,14% (Juni: +4,15%) gg Vorjahr

DJG/DJN/AFP/apo

(END) Dow Jones Newswires

July 28, 2023 07:30 ET (11:30 GMT)