LUXEMBURG (dpa-AFX) - Die Inflation in der Eurozone bleibt hoch. Mit 5,3 Prozent lag die Teuerungsrate im August auf dem Niveau vom Vormonat, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag in Luxemburg mitteilte. Der von Analysten erhoffte Rückgang blieb damit aus. Rückläufig war allerdings die Kernrate, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) besonders beäugt wird. Ökonomenstimmen zur Preisentwicklung und den Auswirkungen auf die Geldpolitik:

Christoph Weil, Commerzbank:

"Im Euroraum haben höhere Energiepreise den erwarteten Rückgang der Inflationsrate im August verhindert. (...) Aus Sicht der EZB wichtiger dürfte aber der fortgesetzte Rückgang der Kernteuerungsrate sein, die von 5,5 Prozent auf 5,3 Prozent gefallen ist. Der unterliegende Preisauftrieb hat also weiter nachgelassen. Die EZB dürfte dies mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen. Wir gehen unverändert davon aus, dass der EZB-Rat auf seiner Sitzung im September die Leitzinsen nicht weiter erhöhen wird."

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:

"In der Haut der EZB möchte man derzeit nicht stecken. Die Inflation ist hoch und die Wirtschaft schwach. Deutschland kämpft im zweiten Halbjahr vermutlich erneut mit einer Rezession. (...) Die EZB hat allerdings mit der Inflationsbekämpfung ein klares Mandat. Gemessen daran gibt es zu einer weiteren Zinsanhebung im September keine Alternative. Es sollte auch bedacht werden, dass die Inflationsraten noch weit über dem EZB-Leitzins liegt. Damit sind die europäischen Währungshüter also keineswegs restriktiv. Von einer restriktiven Notenbank kann erst dann gesprochen werden, wenn die Teuerungsraten und dem Leitzins liegen."

Melanie Debono, Pantheon Macroeconomics:

"Die Falken im EZB-Rat werden die Daten als Beleg dafür sehen, dass eine weitere Leitzinserhöhung erforderlich ist, bevor die EZB ihren Straffungszyklus beenden kann. (...) Wir rechnen weiterhin mit einer weiteren Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte, wodurch der Einlagensatz auf 4,0 Prozent steigen wird."

Jack Allen-Reynolds, Capital Economics:

"Die kleine Überraschung bei der Gesamtinflation in der Eurozone im August war ausschließlich auf den Energiesektor zurückzuführen, während die Kernrate leicht sank. Wir glauben nicht, dass diese Daten das Meinungsgleichgewicht in der EZB entscheidend in Richtung einer Zinserhöhung oder einer Verschiebung der Sitzung in zwei Wochen beeinflussen werden."

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