FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Inflation in Deutschland ist weiter auf dem Rückzug. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag lagen die Verbraucherpreise im Februar 2,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Es war der niedrigste Wert seit Juni 2021 mit seinerzeit 2,4 Prozent. Im Januar war noch eine Jahresteuerungsrate von 2,9 Prozent verzeichnet worden und im Dezember von 3,7 Prozent.

Einschätzungen von Ökonomen zur Preisentwicklung und zu möglichen Folgen für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB):

Ralph Solveen, Volkswirt Commerzbank:

"Wie allgemein erwartet ist die Inflationsrate in Deutschland im Februar weiter gefallen und liegt nun "nur" noch bei 2,5 Prozent - nach 2,9 Prozent im Januar. Allerdings ist hierfür alleine eine deutlich schwächere Teuerung bei Nahrungsmitteln verantwortlich. Die Kernteuerungsrate ohne die häufig sehr volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise betrug wie im Vormonat 3,4 Prozent. Offensichtlich bremst der starke Anstieg der Lohnkosten den Rückgang der unterliegenden Teuerung. Wir gehen weiter davon aus, dass sich die Kernteuerungsrate im Verlauf dieses Jahres deutlich über dem EZB-Ziel von 2 Prozent stabilisieren wird."

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank

"Doch bei allen berechtigten Inflationssorgen sollte nicht vergessen werden, dass Deutschland wirtschaftlich angeschlagen ist. Ob gestiegene Kosten aufgrund von höheren Löhnen so einfach an den Endkonsumenten weitergegeben werden können, bleibt fraglich. Gerade deshalb ist davon auszugehen, dass auf Sicht der kommenden Monate die Inflationsraten weiter fallen werden. Eine Zinssenkung im Juni bleibt damit das wahrscheinlichste Szenario. "

Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank

"Gute Nachrichten für Wirtschaft und Verbraucher: Der Rückgang der Inflation in den vergangenen Monaten ist beeindruckend. Für die Zentralbank gilt allerdings: Knapp daneben ist auch vorbei. Die Inflation ist noch nicht bei 2 Prozent angekommen, und es wird in den kommenden Monaten auch wieder den einen oder anderen Rückschlag geben. Damit ist allenfalls eine vorsichtige Lockerung der Geldpolitik in der zweiten Jahreshälfte möglich."

Ulrich Wortberg, Ökonom Landesbank Hessen-Thüringen

"Die Verbraucherpreise steigen im Februar zum Vormonat. Dafür können Sonderfaktoren verantwortlich gemacht werden, wie beispielsweise die Mehrwertsteuererhöhung in der Gastronomie. Auch die erhöhten Benzinpreise haben den Verbraucherpreisindex vermutlich ansteigen lassen. Aufgrund eines Basiseffekts hat sich die Jahresteuerungsrate aber ermäßigt. In Frankreich und Spanien ist es im Monatsvergleich ebenfalls zu Preisanstiegen gekommen, sodass dies auch bei der morgen anstehenden Schnellschätzung der EWU-Teuerung zu erwarten ist. Die monatliche Dynamik dürfte Vertreter der EZB in der Einschätzung bestätigen, nicht zu schnell mit Zinssenkungen zu beginnen."

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