--Ausgehandelte Löhne steigen mit Jahresrate von 4,69 (zuvor: 4,45) Prozent

--Lohn-Tracker stagniert im ersten Quartal lediglich

--Kommentar einen Bankvolkswirts

(NEU: Kommentare der EZB)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Lohndruck im Euroraum hat sich nach einem von der Europäischen Zentralbank (EZB) erhobenen Indikator im ersten Quartal erhöht, was aber maßgeblich an Einmalzahlungen lag. Wie die EZB mitteilte, stiegen die ausgehandelten Löhne (Tariflöhne) gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,69 Prozent, nachdem sie im vierten Quartal 2023 um revidiert 4,45 Prozent zugelegt hatten. Vorläufig war für das vierte Quartal eine Jahresrate von 4,49 Prozent gemeldet worden.

Die EZB weist darauf hin, dass der von ihr entwickelte Lohn-Tracker, der auch Informationen über bereits vereinbarte künftige Lohnerhöhungen enthält, im Gegensatz zum Index der Tariflöhne im ersten Quartal nur stagniert habe. "Während die Reihen für das Wachstum der Tariflöhne für einige Länder Einmalzahlungen in voller Höhe innerhalb des Monats der Auszahlung enthalten, glättet der Lohn-Tracker die Auswirkungen von Einmalzahlungen über die zwölf Monate nach ihrem Zahlungsdatum", erläutert sie. Im ersten Quartal habe vor allem Einmalzahlungen im öffentlichen Dienst Deutschlands gegeben.

Die EZB will im Jahresverlauf die Ergebnisse des Lohn-Trackers monatlich veröffentlichen.

Die EZB betrachtet nach Aussage von Offiziellen ein Lohnwachstum von 3 Prozent als mit mittelfristiger Preisstabilität vereinbar - dies allerdings nur unter der Voraussetzung eines Produktivitätswachstums von 1 Prozent. Im ersten Quartal hatte die Produktivität laut vorläufigen Daten aber nur stagniert.

Die ausgehandelten Löhne gehören zu den Daten, deren Veröffentlichung die EZB abwarten wollte, ehe sie am 6. Juni über ihre Leitzinsen entscheidet. Analysten und Marktteilnehmer erwarten mit großer Mehrheit, dass die EZB ihre Zinsen im Juni um 25 Basispunkte senken wird. Alexander Krüger, Chefvolkswirt von Hauck Aufhäuser Lampe, sagte: "0,15 Prozentpunkte mehr Lohnanstieg reichen nun wirklich nicht, um die EZB umzustimmen, die sich ja schon weit aus dem Fenster gelehnt hat."

Der Forward auf den Kurzfristzins ESTR preist nach Veröffentlichung der aktuellen Daten eine Zinssenkung um 58,7 Basispunkte bis einschließlich Dezember ein. Vor der Veröffentlichung waren es 58,3 Basispunkte gewesen.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/apo

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May 23, 2024 06:07 ET (10:07 GMT)