FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einem überraschend schwungvollen Start und einem Jahreshoch beim DAX lautet die Tendenz an den europäischen Börsen inzwischen knapp behauptet. Vorbörslich hatten Börsianer bereits mit einem eher von Vorsicht und Zurückhaltung geprägten Handel gerechnet vor den in dieser Woche anstehenden wichtigen Zinsentscheidungen.

Der DAX liegt 0,4 Prozent zurück bei 15.851 Punkten, nachdem er zunächst bis auf 16.011 Zähler gestiegen war und damit das erste mal seit Januar 2022 wieder über die 16.000er Marke. Der Euro-Stoxx-50 liegt 0,5 Prozent zurück.

Während die Berichtssaison die Impulse für Einzelwerte liefert, sind für den Gesamtmarkt die Zinsentscheidungen mutmaßlich richtungweisend für die nächste Zeit. Angeheizt werden die Sorgen vor weiter steigenden Zinsen davon, dass am Morgen in Australien überraschend nochmals an der Zinsschraube gedreht wurde. Möglicherweise liege der Markt mit seinen Konsenserwartungen für Fed und EZB auch falsch, heißt es dazu.

Am Rentenmarkt ziehen die Renditen kräftig an, nachdem es in den USA am Freitag und noch stärker am Montag deutlich mit den Marktzinsen nach oben gegangen war. Der Dollar kann anfängliche kleine Verluste aktuell wieder wettmachen. Kräftig nach oben geht es für den Austral-Dollar, er wertet um gut 1 Prozent auf.

Von der US-Notenbank wird eine Anhebung der Leitzinsen um 25 Basispunkte erwartet. Fraglich ist, ob sie Hinweise liefern wird, wie es danach weiter geht und ob dann möglicherweise eine Zinserhöhungspause ansteht. Bei der EZB ist unklar, ob es um 25 oder 50 Basispunkte nach oben geht. Dabei könnten frische Daten das Zünglein an der Waage spielen, konkret die europäischen Verbraucherpreise, die um 11.00 Uhr anstehen. Für die Inflation in Europa wir mit einem Anstieg um 7,0 Prozent zum Vorjahr gerechnet, nachdem es im März noch 6,9 Prozent waren.


 HSBC nach starken Zahlen und dank Aktienrückkauf sehr fest 

Der Stoxx-Bankenindex gewinnt 0,4 Prozent und rangiert hinter dem Techniksektor (+0,6%) an zweiter Stelle. Im DAX steigen Infineon um 2,8 Prozent. Große Stütze bei den Banken ist HSBC (+4,3%). Die britische Bank hat dank steigender Zinsen ihren Gewinn im ersten Quartal vervielfacht und will den Aktionären die erste Quartalsdividende seit dem Jahr 2019 zahlen. Zudem kündigte das Geldhaus einen Aktienrückkauf im Volumen von mehr als 2 Milliarden US-Dollar an.

Unter den weiteren Einzelwerten zeigen sich Shop Apotheke 1 Prozent im Minus, obwohl sich Analysten positiv äußern. Nach den bereits gemeldeten guten Umsatzzahlen überzeuge das Unternehmen nun auch auf der Ertragsseite, heißt es. Die Analysten von Jefferies sprechen sogar von einem "Monster Beat".

Auch bei Traton (-2,0%) wurden gute Nachrichten schon erwartet. Der angehobene Ausblick und die Netto-Cashflow-Prognose werden zwar als positiv gewertet. Das Unternehmen habe nach einem guten Startquartal aber bereits angekündigt, den Ausblick zu überarbeiten, heißt es.

Stabilus kommen um 3,4 Prozent zurück. Bei dem Gasfederhersteller hat sich die Geschäftsdynamik im zweiten Geschäftsquartal 2022/23 im Vergleich zum Vorquartal etwas abgeschwächt. SGL Carbon machen nach einer Hochstufung auf Kaufen durch die Deutsche Bank einen Satz um fast 9 Prozent.

Für BP geht es in London nach Quartalszahlen um 5,2 Prozent südwärts. DSM verlieren in Amsterdam 1,9 Prozent. Der niederländische Chemiekonzern hat sowohl beim Umsatz wie auch beim bereinigten EBITDA die Markterwartung knapp verfehlt.

Unterdessen sind bei größeren Kursverlusten bei Einzelwerten am Dienstag oft auch Dividendenausschüttungen die Ursache. So werden im DAX Bayer ex 2,40 Euro Dividende gehandelt und Merck ex 2,20 Euro. Beide Aktien liegen bereinigt knapp im Plus. Auch bei anderen Titeln wie Atoss Software und Hella sowie vielen Aktien in Europa sind Dividendenabschläge zu berücksichtigen.


  "Sell in May" könnte überholt sein 

Mit dem Start in den Börsenmonat Mai kommt unterdessen vielen Marktteilnehmern das Börsensprichwort "sell in May and go away" in den Sinn. Laut Thomas Altmann von QC Partners, ist dies aber längst überholt. Und laut Christian Henke, Marktstratege bei IG Markets, ist der Mai statistisch zwar nicht der beste Monat, der DAX habe in den vergangenen zehn Jahren im Mai aber Kurssteigerungen verzeichnet. In 70 Prozent der Fälle habe das Plus im Mittel rund 2 Prozent betragen. Allerdings neige das heimische Börsenbarometer in den ersten Tages des Monats zu einer Schwächephase.


Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.338,79        -0,5%      -20,52     +14,4% 
Stoxx-50                4.035,49        -0,4%      -15,07     +10,5% 
DAX                    15.851,29        -0,4%      -71,09     +13,8% 
MDAX                   27.717,39        -0,5%     -137,69     +10,4% 
TecDAX                  3.271,64        +0,1%        2,80     +12,0% 
SDAX                   13.811,29        +0,0%        3,54     +15,8% 
FTSE                    7.865,73        -0,1%       -4,84      +5,6% 
CAC                     7.454,58        -0,5%      -36,92     +15,2% 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Mo, 8:27  Mo, 17:26   % YTD 
EUR/USD                   1,0973        -0,0%      1,0985     1,0969   +2,5% 
EUR/JPY                   150,92        +0,0%      151,21     150,62   +7,5% 
EUR/CHF                   0,9858        +0,3%      0,9848     0,9830   -0,4% 
EUR/GBP                   0,8795        +0,1%      0,8792     0,8779   -0,6% 
USD/JPY                   137,57        +0,1%      137,61     137,29   +4,9% 
GBP/USD                   1,2473        -0,2%      1,2499     1,2495   +3,1% 
USD/CNH (Offshore)        6,9532        -0,1%      6,9508     6,9570   +0,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                28.099,48        +0,4%   27.970,50  28.133,37  +69,3% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  75,35        75,66       -0,4%      -0,31   -6,1% 
Brent/ICE                  79,11        79,31       -0,3%      -0,20   -6,2% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                  38,35        38,83       -1,2%      -0,48  -49,4% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.980,31     1.982,54       -0,1%      -2,23   +8,6% 
Silber (Spot)              24,71        25,03       -1,3%      -0,32   +3,1% 
Platin (Spot)           1.051,00     1.054,50       -0,3%      -3,50   -1,6% 
Kupfer-Future               3,92         3,93       -0,4%      -0,01   +2,6% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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May 02, 2023 04:23 ET (08:23 GMT)