FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte kommen am Mittwoch im Verlauf von ihren Hochs im frühen Handel etwas zurück. Einmal mehr ist zu erkennen, dass die Abgabebereitschaft im DAX nahe der 16.000er-Marke steigt. Ohne einen externen Impuls dürfte es daher schwer werden, die runde Marke wie auch das Jahreshoch bei 16.012 Punkten herauszunehmen. Größere Kursbewegungen zeigen sich dagegen in den zahlreichen Aktien mit Unternehmensergebnissen. Der DAX gibt um 0,3 Prozent nach auf 15.915 Punkte, der Euro-Stoxx verliert 0,3 Prozent auf 4.311 Punkte. Der Euro handelt ebenfalls etwas lethargisch knapp unter 1,10 Dollar. Anleihen können sich derweil vom Schwächeanfall im frühen Handle erholen und notieren nun im Plus.

In den USA droht weiterhin der Zahlungsausfall, sollten sich Republikaner und Demokraten in den kommenden Wochen nicht auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze einigen. Die Republikaner wollen eine Anhebung oder Aussetzung der Schuldenobergrenze nur im Gegenzug für milliardenschwere Kürzungen der Staatsausgaben billigen.


   US-Verbraucherpreise mit Überraschungspotenzial 

Der wichtigeste Termin des Tages sind die US-Verbraucherpreise (CPI) am Nachmittag, die einen Impuls liefern dürften. Beim US-CPI wird mit einem Anstieg von 5,0 Prozent zum Vorjahr gerechnet. Hier besteht ein negatives Überraschungspotenzial: Denn zurzeit herrscht eine der seltenen Rahmenbedingungen, bei der die Kernrate mit plus 5,5 Prozent noch höher liegt. Hier spiegelt sich der Preisrückgang der Energie wider, während sich Güter in allen anderen Wirtschaftsbereichen verteuern.

Bei JP Morgan unterstreichen die Analysten daher noch einmal, dass der Markt mit seiner Erwartung nach Zinssenkungen noch in diesem Jahr falsch liege. Die Rhetorik mehrerer Fed-Mitglieder habe klargemacht, dass es dieses Jahr keinen Grund dazu gebe. Craig Erlam von Oanda betont, die Fed werde nicht zögern, den Zins noch einmal zu erhöhen, wenn sich die Datenlage nicht entspanne. Dabei sei es gleich, welche Signale vom US-Arbeitsmarkt kämen.


   Zahlenflut aus Deutschland 

Des Weiteren muss der Markt eine Zahlenflut aus allen Branchen verarbeiten. Im DAX brechen Siemens Healthineers um 6,7 Prozent ein. Hier lief es zwar im Kerngeschäft gut, Marge und Umsatz litten jedoch unter dem Nachfrageeinbruch nach Corona-Tests. Zudem wird der Bereich der robotergestützten Behandlung von Herzkreislauf-Erkrankungen mangels Nachfrage gestoppt. Damit dürften Abschreibungen von 329 Millionen Euro fällig werden.

Beim Autozulieferer Continental geht es indes 3,3 Prozent höher. Das EBIT für das erste Quartal lag laut der Citigroup 20 Prozent über der Konsenserwartung. Die herausragenden Elemente des Berichts seien die stark überdurchschnittliche Entwicklung bei Autotechnik und die entsprechenden Margen infolge der gegenüber der regional gewichteten Autoproduktion überdurchschnittlichen Umsatzentwicklung.

Als besser als befürchtet werden die Geschäftszahlen von LEG Immobilien (+0,3%) bezeichnet. Das bereinigte Betriebsergebnis (FFO) konnte sogar leicht gesteigert und die Jahresprognose bestätigt werden. Per Saldo sähen die Zahlen nicht so schlecht aus wie bei den anderen Werten im Sektor, heißt es.

Als generell unspektakulär bis leicht positiv werden Eon gesehen. Die Daten liegen über den Prognosen, der Ausblick wurde aber auch hier nur bekräftigt. Entsprechend sinken die Aktien um 0,2 Prozent. Versorgertitel stehen derzeit vor allem mit dem Ausbau neuer Energien und dem Kostendruck von der Zinsseite im Fokus.

Bei Lanxess liegen die Geschäftszahlen grob im erwarteten Rahmen. Optimistisch stimmt zwar der Ausblick auf das zweite Halbjahr, jedoch lasse er sich aus den Ordereingängen in der Branche nicht herleiten, sagt ein Marktteilnehmer. Die Aktien fallen um 3,2 Prozent.

Auch bei Brenntag werden die Daten leicht positiv bewertet. Hier überrasche vor allem, dass auch eine Belebung bei den Volumina erwartet werde, heißt es. Dennoch geht es 0,2 Prozent tiefer, Baader Helvea spricht von einem konservativen Ausblick.


   Credit Agricole überrascht positiv 

Sehr positive Überraschungen gibt es in Europa: Die französische Bank Credit Agricole hat deutlich bessere Quartalsdaten abgeliefert und der Kurs springt um 5,4 Prozent nach oben. Auch beim Windanlagenbauer Vestas wird die Rückkehr in die Gewinnzone gelobt, es geht 2,9 Prozent höher. Bei Alstom hatte man indes mehr erwartet und schickt die Aktien 2,9 Prozent tiefer.

Asos brechen an der Londoner Börse nach schwachen Geschäftszahlen und einem gesenkten Ausblick um 13 Prozent ein. Der bereinigte Verlust von 87,4 Millionen Pfund ist laut Liberum klar höher als erwartet ausgefallen. Der Umsatztrend habe sich verschlechtert. Das Unternehmen hat die Schätzung für den bereinigten EBIT-Verlust auf 9 bis 29 Millionen Pfund erhöht - dem stehe eine Konsenserwartung von plus 38 Millionen Pfund entgegen.

Positiv wird an der Börse gewertet, dass Evotec (+9%) über ihre Tochter Just Biologics eine langfristige Partnerschaft mit Sandoz für die umgehende Entwicklung und anschließende Herstellung mehrerer Biosimilars eingeht. Cyber-Angriffe Anfang April hatten zu einer Verzögerung des Zahlenausweises für das erste Quartal geführt, dieser soll Analysten zufolge nun voraussichtlich bis Ende dieser Woche und zusammen mit den geprüften Ergebnissen 2022 vorgelegt werden. Der verspätete Jahresbericht hatte zum temporären Ausschluss aus Indizes geführt und die jüngste Kursschwäche ausgelöst.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.311,37        -0,3%      -11,72         +13,7% 
Stoxx-50                4.025,17        -0,4%      -16,18         +10,2% 
DAX                    15.914,64        -0,3%      -40,84         +14,3% 
MDAX                   27.253,35        -0,2%      -61,73          +8,5% 
TecDAX                  3.212,45        -0,8%      -24,37         +10,0% 
SDAX                   13.670,68        -0,2%      -25,98         +14,6% 
FTSE                    7.752,36        -0,2%      -11,73          +4,2% 
CAC                     7.381,61        -0,2%      -15,56         +14,0% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,32                    -0,02          -0,25 
US-Zehnjahresrendite        3,50                    -0,02          -0,38 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Mi, 8:17  Di, 17:28 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0952        -0,1%      1,0966         1,0957   +2,3% 
EUR/JPY                   148,09        -0,1%      148,47         148,04   +5,5% 
EUR/CHF                   0,9764        +0,0%      0,9764         0,9768   -1,4% 
EUR/GBP                   0,8686        -0,0%      0,8689         0,8684   -1,9% 
USD/JPY                   135,23        +0,0%      135,37         135,12   +3,1% 
GBP/USD                   1,2607        -0,1%      1,2625         1,2618   +4,2% 
USD/CNH (Offshore)        6,9285        +0,0%      6,9329         6,9266   +0,0% 
Bitcoin 
BTC/USD                27.606,44        +0,0%   27.620,21      27.524,58  +66,3% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  72,87        73,71       -1,1%          -0,84   -9,1% 
Brent/ICE                  76,57        77,44       -1,1%          -0,87   -9,2% 
GAS                               VT-Settlem.                    +/- EUR 
Dutch TTF                  35,44        35,95       -1,4%          -0,52  -53,7% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             2.030,02     2.034,41       -0,2%          -4,39  +11,3% 
Silber (Spot)              25,52        25,63       -0,4%          -0,11   +6,5% 
Platin (Spot)           1.111,23     1.109,50       +0,2%          +1,73   +4,1% 
Kupfer-Future               3,85         3,90       -1,1%          -0,04   +0,9% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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May 10, 2023 07:10 ET (11:10 GMT)