Von Manuel Priego Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--Trotz einer Serie neuer Rekordhochs an den US-Märkten tut sich der DAX schwer, Schritt zu halten. Zwar hat der deutsche Auswahlindex bei 17.050 ein neues Allzeithoch markiert. Am Freitag notiert der Index aber wieder unter der 17.000er-Marke. Die Anleger fordern wegen der geopolitischen Risiken eine höhere Risikoprämie für europäische Aktien. Die Zeichen für den DAX stehen dennoch gut. Dafür spricht der günstige Verlauf der Berichtssaison.

Die Geldpolitik bleibt von zentraler Bedeutung für die Aktienmärkte. Nachdem die jüngsten US-Daten überraschend positiv ausgefallen sind, haben die Anleger die Zinssenkungswahrscheinlichkeiten leicht nach unten angepasst. Dies war verbunden mit steigenden Renditen an den Anleihemärkten, was einer der Gründe ist, warum sich der DAX mit neuen Rekorden schwer tut. Wie die Deutsche Bank anmerkt, wird für den Dollarraum eine erste Senkung im März nur noch mit rund 20 Prozent eingepreist, für den Euroraum sogar nur noch mit 11 Prozent.


   Unterliegender Preisdruck nimmt nur langsam ab 

Die Zentralbanker unterstreichen immer wieder, dass der weitere geldpolitische Pfad entscheidend von der Datenlage bestimmt. "Laut Fed-Chef Powell ist die Notenbank zuversichtlicher geworden, dass die Inflation nachhaltig auf das Ziel von 2 Prozent fallen wird. Bevor sie aber die Zinsen senkt, will sie weitere Daten abwarten", so die Commerzbank. Mit Argusaugen werden die Anleger daher die Bekanntgabe der US-Verbraucherpreise am kommenden Dienstag verfolgen.

Die US-Inflationsrate ist wohl auch im Januar gesunken. Der unterliegende Preisdruck nehme aber nur langsam ab, merkt die Commerzbank an. Dabei sei die Prognose-Unsicherheit diesmal etwas größer als sonst, schränken die Analysten ein. Erstens basierten die Januar-Zahlen auf einem den neuen Verbrauchsgewohnheiten angepassten Warenkorb. Ob dies die Inflationsrate im vergangenen Monat erhöht oder verringert hat, lasse sich nicht sagen. Zweitens passten die Statistiker die Saisonfaktoren an, mit denen jahreszeitliche Schwankungen herausgerechnet werden.


   Von Euphorie ist an den Börsen nichts zu spüren 

Daneben wird auch in der kommenden Woche die Berichtssaison für Bewegung sorgen. Die Tatsache, dass die Unternehmen bislang recht solide Zahlen vorgelegt haben, ist einer der Hauptgründe für die Rekordstände an den Börsen. Wie CMC anmerkt, ist die US-Berichtssaison zu drei Vierteln vorüber. Sie weise mit 16 Prozent das höchste Wachstum der Unternehmensgewinne seit zwei Jahren aus, heißt es. Zwar ist die Berichtssaison in Europa noch nicht so weit fortgeschritten wie in den USA, der Trend geht aber in eine ähnliche Richtung.

Derweil kann von Euphorie an den Börsen keine Rede sein. Diese herrscht nur bei den "Magnificent 7" sowie KI-Aktien. "Inwieweit aber eine Korrektur dieser Aktiengattung in der Lage ist, den Gesamtmarkt mit hinunterzureißen, ist schwer vorauszusagen. Hier dürften eher andere Themen wie die schwelende Immobilien- und Bankenkrise, Zinssenkungsspekulationen, aber auch die geopolitischen Brandherde über das Wohl und Wehe in den kommenden Wochen entscheiden", sagt Robomarkets.


   Geopolitische Unsicherheiten höher in Europa 

Und gerade in den geopolitischen Brandherden dürfte der Grund liegen, warum sich der DAX mit Rekordhochs schwerer tut als die US-Börsen. Der Krieg in der Ukraine und dem Gazastreifen sowie die Risiken bei der Energieversorgung sind nun einmal zuvorderst europäische Probleme. Deutlich wird dies auch am wirtschaftspolitischen Unsicherheitsindex, den die Deutsche Bank ermittelt. Während sich dieser für die USA normalisiert hat, notiert er für Deutschland nahe der Rekordniveaus - keine Wunder also, dass die Anleger für Europa eine höhere Risikoprämie einfordern.

Die DZ Bank bleibt indes optimistisch und hält an ihrem DAX-Ziel von 18.200 bis Jahresende fest. Die frühen US-Zinssenkungswahrscheinlichkeiten für März und Mai seien mittlerweile wieder auf ein Niveau zu Zeiten des marktdurchschüttelnden "Higher for Longer"-Events im September 2023 "geschrumpelt" und die langfristigen Anleiherenditen stiegen weiter. "Und was ist passiert? Der Aktienmarkt auf beiden Seiten des Atlantiks verkraftet das, weil die Unternehmen wie bestellt liefern."

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February 09, 2024 07:48 ET (12:48 GMT)