RIAD (dpa-AFX) ­ Im Saudi-Arabien sind nach offiziellen Angaben in den vergangenen vier Wochen im Kampf gegen Korruption mehr als 200 Menschen verhaftet worden. Die insgesamt 207 Fälle stünden allesamt in Zusammenhang mit Delikten wie Betrug, Bestechung und Autoritätsmissbrauch, teilte die nationale Antikorruptionsbehörde mit. Unter den Inhaftierten seien sowohl Saudi-Arabier als auch Verdächtige aus anderen Staaten. Auch mehrere Beschäftigte aus Ministerien seien verhaftet worden, hieß es in einer Erklärung, die bereits am Montag veröffentlicht wurde.

In dem islamisch-konservativen Golfstaat kommt es immer wieder zu solchen Massenverhaftungen. Menschenrechtler zweifeln die Rechtmäßigkeit der Verfahren an. Das Königshaus unter Führung von Kronprinz Mohammed bin Salman hatte angekündigt, härter gegen Korruption vorzugehen. Kritiker sehen jedoch den Versuch des Thronfolgers, seine Macht gegen Konkurrenten zu sichern.

2017 wurden mehr als 200 Verdächtige festgesetzt, unter anderem wegen Korruptionsverdachts im Luxushotel "Ritz Carlton". Saudi-Arabien kassierte von ihnen nach offiziellen Angaben Ausgleichszahlungen von umgerechnet mehr als 85 Milliarden Euro. Menschenrechtler warfen dem Land damals vor, Betroffene nur gegen Geld wieder freizulassen. Einige Inhaftierte, auch Mitglieder der Königsfamilie, seien ohne Anklage in Haft geblieben.

Amnesty International zufolge stieg zudem in der ersten Hälfte des laufenden Jahres die Zahl der Hinrichtungen wieder deutlich an - auf insgesamt 40. Im gesamten vergangenen Jahr, als Saudi-Arabien die Präsidentschaft im Kreis der G20-Staaten von wichtigen Industrie- und Schwellenländern hatte, wurden 27 Todesurteile vollstreckt. Amnesty wirft dem Land unfaire Verfahren und auch Folter vor, um Geständnisse zu erzwingen./cir/nes/DP/men