Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt klettert etwas losgelöst von seinen europäischen Pendants am Montag weiter nach oben. Dabei hat er auch die 12'400er-Marke vorübergehend zurückerobert. Diese Höhe hat er zuletzt im April 2022 gesehen. Das Attentat auf den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump am Wochenende haben dessen Chancen auf eine Wiederwahl erhöht. Es klinge paradox, aber der Trump-Trade an der Börse lebe wieder auf, kommentiert ein Händler.

Vor allem die Inflation dürfte bei einer weiteren Ära Trump wieder ein Thema werden. "Trump wird wahrscheinlich die Zölle gegen China erhöhen und die Ausgaben steigern, was wiederum zu höherer Inflation und US-Renditen führen wird", fasst ein Händler zusammen. Das rückt das Thema Zinspolitik der Notenbanken einmal mehr in den Fokus. In der zweiten Wochenhälfte steht die Zinsentscheidung der EZB an. "Die Erwartungshaltung ist, dass es zunächst keine weitere Zinssenkung geben wird", sagt ein Händler. Gleichzeitig gewinnt die Berichtssaison an Fahrt und dürfte das Marktgeschehen zunehmend beeinflussen.

Der Leitindex SMI gewinnt gegen 9.15 Uhr 0,32 Prozent auf 12'404,96 Punkte. Sein bisheriges Jahreshoch liegt um einen Punkt höher. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,14 Prozent auf 2005,48 Punkte und der breite SPI um 0,17 Prozent auf 16'444,93 Zähler. Im SLI stehen 23 Gewinnern sieben Verlierer gegenüber.

Prozentual zweistellig sacken Swatch (-10%) nach schwachen Zahlen ab. Der Uhrenkonzern schaut auf ein schwieriges erstes Halbjahr zurück, wie die durchweg enttäuschenden Zahlen zeigen. Analysten werten den Zahlenkranz denn auch als schlimmer als befürchtet. Aufgrund der Nachfrageschwäche in China brachen die Umsätze und Gewinne ein. Eine wirkliche Besserung ist nicht in Sicht.

Konkurrent Richemont (-2,7%) wird in Sippenhaft genommen. Der Luxusgüterkonzern wird am morgigen Dienstag Zahlen vorlegen. Nach Swatch sei die Nervosität nun entsprechend hoch, heisst es im Handel. Entsprechend ziehen die schwachen Swatch-Zahlen sowie ebenfalls schwache Resultate des britischen Luxushauses Burberry auch Konkurrenten wie LVMH, Kering oder Hermes nach unten.

Am deutlichsten im Plus notieren unterdessen Lindt&Sprüngli (+1,4%). Die Papiere erholen sich damit etwas davon, dass sie in der vergangenen Woche unter den enttäuscht aufgenommenen Zahlen von Barry Callebaut gelitten hatten. "Wer derzeit nicht liefert, ist geliefert", fasst ein Händler die derzeitigen Marktreaktionen auf enttäuschende Zahlen zusammen. Barry Callebaut hat nämlich im dritten Quartal mit einem Volumenrückgang zu kämpfen gehabt. Lindt&Sprüngli legen kommende Woche Zahlen vor.

Generell gesucht sind die unterschiedlichsten Vertreter der Finanzbranche. Swiss Re, Partners Group, Zurich, Swiss Life, UBS und Julius Bär weisen allesamt positive Vorzeichen von bis zu +1,2 Prozent auf. Partners Group hatte vergangene Woche erste Eckdaten zum ersten Semester 2024 vorgelegt. Zwar erachten Börsianer die Zahlen selbst als durchwachsen, zeigen sich aber wegen der Geschäftsaussichten zuversichtlich.

Daneben sind auch Zykliker wie Holcim (+1,1%) oder ABB (+1,0%) im Gewinnerfeld zu finden. ABB gehören zusammen mit Novartis (+0,7%), VAT (+0,5%) und Schindler (-0,1%) zu den Blue Chips, die in den kommenden Tagen Zahlen vorlegen. Sowohl bei ABB als auch Novartis und VAT erwarten Investoren ein gutes Abschneiden. Bei Schindler sind die ersten Schätzungen bislang etwas zurückhaltender.

In den hinteren Reihen fallen etwa Bachem (-4,1%) auf. Barclays hat die Bewertung des Biochemie-Unternehmens mit einem "Underweight"-Rating aufgenommen.

Derweil knüpfen EMS (-2,7%) an die Schwäche vom vergangenen Freitag an. Auch EMS ist eines jener Unternehmen, das mit den vorgelegten Zahlen und der Prognose enttäuscht hat.

Das Gegenstück bilden Youngtimers (+20%). Die Beteiligungsgesellschaft will die in Luxembourg beheimatete C Capital Acquisition Corp übernehmen und mit dieser fusionieren.

hr/tv