Zürich (awp) - Der Ausverkauf an den Finanzmärkte setzt sich zum Wochenstart fort. US-Aussenminister Antony Blinken hat am Wochenende ein Embargo gegen russisches Öl ins Gespräch gebracht und damit für einen Preissprung an den Ölmärkten gesorgt. Entsprechend sei die Marktstimmung auch an diesem Montag rot, kommentiert eine Händlerin. "Ein Embargo gegen russisches Öl wird den positiven Druck auf die Ölpreise verstärken und den Preis für ein Barrel wahrscheinlich in absehbarer Zeit über 150 US-Dollar treiben." Zudem werde die anhaltende Rallye der Öl- und Rohstoffpreise die europäischen Volkswirtschaften wahrscheinlich dazu bringen, den Verbrauch einzuschränken und die wirtschaftliche Erholung und die Unternehmensgewinne im Jahr 2022 belasten.

Vor diesem Hintergrund dürften Investoren denn auch besonders gespannt auf die Europäische Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag warten und wie sie auf den wachsenden Preisdruck durch die steigenden Rohstoffpreise reagieren wird. Doch nicht nur der Ölpreis zieht am Montagmorgen kräftig an. Auch Agrarrohstoffe und Edelmetalle sind weiter im Aufwind. Gold etwa hat die 2000 US-Dollar-Marke geknackt. "Es droht nach einer schon verlustreichen Handelswoche ein nächster schwarzer Montag an der Börse", unkt ein Börsianer. Schon jetzt sei nahezu das gesamte russische Öl und damit sieben Prozent des weltweiten Angebots durch die Androhung von Sanktionen faktisch vom Weltmarkt verschwunden. "Verbraucher werden dann wegen dauerhaft höherer Benzin- und Dieselpreisen weit weniger Geld zur Verfügung haben, was den Konsum und damit das Wachstum der Wirtschaft empfindlich treffen kann."

Der SMI büsst gegen 09.15 Uhr 2,43 Prozent ein auf 11'025,53 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sackt um 2,92 Prozent ab auf 1728,29 und der breite SPI um 2,13 Prozent auf 13'998,29 Zähler. Im SLI geben alle Werte bis auf Kühne+Nagel (+0,2%) nach.

In Asien haben die Märkte am Morgen bereits mit deutlichen Verlusten reagiert und in Europa sacken die Börsen zum Wochenstart ab. So verlieren der deutsche DAX oder der französische Cac-40 jeweils mehr als 3 Prozent. Für die Wall Street deuten die Futures auf Abgaben von mehr als 400 Punkten hin.

Auch am Devisenmarkt hält die Flucht in sichere Häfen wie den Schweizer Franken an. Am Morgen ist das Euro/Franken-Paar erstmals seit Aufhebung des Mindestkurses kurzzeitig unter Parität gefallen. Aktuell notiert es bei 1,002 wieder knapp darüber. SNB-Direktoriumsmitglied Andréa Maechler erklärte im Interview mit der Zeitung "Schweiz am Wochenende", in Zeiten wie diesen suchten Investoren nach Sicherheit.

Es sei schwer zu sagen, wie die SNB auf die plötzliche Aufwertung des Frankens reagieren werde, meinte eine Händlerin. Sicherlich werde sie versuchen, die Aufwertung des Frankens in der Nähe der Parität (zum Euro) zu stoppen.

Bei den Einzelwerten sind es erneut die Aktien aus der Finanzbranche, die besonders deutlich in die Tiefe rauschen. Während die UBS annähernd 8 Prozent verlieren, brechen Julius Bär und CS um mehr als 6 Prozent ein.

Noch deutlicher sacken im breiten Markt die Anteilsschiene von Dufry (-15%) ab, die ebenfalls als einer der grossen Leidträger des Krieges gesehen werden.

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