Biel/Bern (awp) - Die Schweizer Uhrenhersteller müssen nach dem Rekordlauf der letzten Monate einen Dämpfer hinnehmen. Im Februar wurden im Vergleich zum Vorjahr erstmals seit langem wieder weniger Uhren ins Ausland exportiert. Grund dafür war der deutliche Rückgang im China-Geschäft.

Insgesamt sanken die Uhrenexporte im Februar 2024 gegenüber dem Vorjahr wertmässig um 3,8 Prozent auf 2,15 Milliarden Franken, nachdem sie im Januar noch um 3 Prozent zugelegt hatten. Damit verbleibt in der Exportstatistik seit Jahresbeginn ein Minus von 0,7 Prozent, wie der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) am Dienstag mitteilte.

Starker Rückgang in China

Den Rückgang im Februar führt der Verband auf ungünstige Basiseffekte in der Region Greater China zurück. Die Latte lag in den für die Branche wichtigen Absatzmärkten China und Hongkong auf hohem Niveau. Denn nachdem Peking Ende 2022 die strengen Corona-Einschränkungen fallen gelassen hatte, erholte sich der Handel mit Schweizer Uhren im "Reich der Mitte" deutlich.

Die Uhrenexporte nach China brachen nun im Berichtsmonat um einen Viertel und jene nach Hongkong um einen Fünftel ein. Ein weiteres Plus verzeichneten hingegen die Ausfuhren in den grössten Absatzmarkt USA (+5,5%), während auch nach Japan (+5,6%), Singapur (+3,3%), in die Arabischen Emirate (+8,9%) oder nach Frankreich (+6,1%) mehr Uhren exportiert wurden.

Die hohen Exportwerte aus dem Vorjahr dürften für die Schweizer Uhrenhersteller auch in den kommenden Monaten nur schwer zu übertreffen sein. Denn die Branche war 2023 im Nachgang zur Corona-Pandemie auf einer Erfolgswelle geritten - rund um den Globus war der Hunger nach Schweizer Zeitmessern und dabei vor allem nach Luxusuhren immens.

2023 hatten die Uhrenexporte mit Ausnahme eines leichten Rückgangs im Juli denn auch Monat für Monat deutlich zugelegt, zum Teil sogar zweistellig. Das Gesamtjahr 2023 wurde entsprechend mit einem rekordhohen Exportvolumen von 26,7 Milliarden Franken abgeschlossen.

Warnschuss

Der jüngste Monat sei für die Branche nun aber ein Warnschuss, hält Philippe Bertschy von der Bank Vontobel fest. Er hatte mit einem leichten Wachstum gerechnet, auch weil der Februar 2024 mehr Arbeitstage hatte als jener des Vorjahres. Angesichts der unsicheren Konjunkturlage rechnen auch die UBS-Experten mit einer volatilen Entwicklung im Luxusgütermarkt.

Am Dienstag wurden nicht nur die Uhrenexportzahlen, sondern auch die Daten für den gesamten Aussenhandel bekannt. Gemäss diesen Zahlen, die vom Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) veröffentlich wurden, stiegen die Gesamtexporte saisonbereinigt gegenüber dem Januar um 0,1 Prozent auf 21,2 Milliarden Franken (real +0,2%). Damit bestätigte sich die seit Oktober 2023 registrierte Stagnation auf der Exportseite.

Die Importe rückten derweil zum Vormonat nominal um 2,9 Prozent auf 18,9 Milliarden Franken vor (real: +3,8%). Der Überschuss in der Handelsbilanz belief sich damit auf 2,2 Milliarden Franken nach 2,8 Milliarden im Januar.

Bei den Exporten lagen die meisten Sparten im Minus: So brachen die Ausfuhren von Roh- und Grundstoffen um 16 Prozent ein. Die grösste Sparte, die chemisch-pharmazeutischen Produkte, verzeichnete hingegen ein Plus von 0,7 Prozent. Nach Regionen betrachtet fielen die China-Exporte auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr, während jene nach Nordamerika zulegten.

mk/uh